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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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der
französische Staat Angst, es würde viel zu viel Alkohol getrunken werden.
Augenblicklich breitete sich ein Strahlen auf dem Gesicht des Mannes aus, als
er sah, was für ein gutes Geschäft er gemacht hatte.
    Wir fragten ihn noch nach einer Bäckerei, doch der Mann schüttelte
den Kopf und gab uns zu verstehen, dass es in diesem Dorf keine gebe, nur im
nächsten, in Omoa – dabei wies er mit der Hand über einen etwas höheren Hügel –, könne man Brot kaufen. Der Weg würde fünf, sechs Stunden dauern, man könne
mit einem Speedboot dorthin fahren, dann ginge es schneller. Wir bedankten uns
für den Tipp und verabschiedeten uns.
    In der Zwischenzeit hatte sich eine ältere Frau zu uns gesellt,
einen Jungen neben sich, wohl ihr Enkel. Sie hielt uns die Hand des Kindes hin,
die schrecklich gerötet war, sichtlich Folge einer Verbrennung. Ich versprach,
später wiederzukommen, mit einer Salbe, die vielleicht helfen könnte. Obwohl
ich ja kaum Französisch konnte, schien sie mich verstanden zu haben, denn sie
nickte, zeigte mit ihrer Hand zu einem Haus – ich nahm an, dass sie darin
wohnte – und ging mit dem Jungen weiter.
    Als wir wieder an Bord der Baju waren,
füllte ich etwas von unserer Heilsalbe in einen kleinen Tiegel ab, um sie der
Frau zu bringen. In dem Ort gab es keine medizinische Versorgung, auch nicht in
dem zweiten Inseldorf, wie ich erfuhr. Doch ganz so abgeschnitten waren die
Menschen auf Fatu Hiva nicht, wie wir zuerst dachten. Fast jeder Marquesaner
besaß einen Kühlschrank, gefüllt mit Cola und anderen Softdrinks, und natürlich
war es ein Anliegen der Franzosen, dass man günstig Baguettes und Chips
erstehen konnte. Diese Lebensmittel wurden subventioniert, ansonsten war auf
den Inseln alles unglaublich teuer, so wie man es uns prophezeit hatte.
    In den nächsten Tagen sollten wir sehen, wie ein Versorgungsschiff
in der Bucht von Omoa ankerte. Es fuhr von Insel zu Insel, ein Arzt war an
Bord, die Mannschaft nahm Bestellungen auf, und von Mehl bis hin zu
Elektrogeräten transportierte es alles mögliche. Am meisten aber Kobra,
getrocknete Kokosnüsse zur Herstellung von Kokosnussöl. Die Aranui war ein auf dem Wasser schwimmendes Kaufhaus, ihre Ankunft ein Event, es wurden
für die Touristen an Bord polynesische Tänze aufgeführt und für die Crew des
Versorgungsschiffs – immerhin fünfzig Mann – ein Essen zubereitet.
    Am nächsten Tag hatten wir den Plan, den Hügel nach Omoa zu
überqueren, die Vorstellung von frischem Baguette lockte. Zurück wollten wir
mit einem der Boote fahren, von denen der Mann erzählte, mit dem wir den Auberginen-Rum-Tauschhandel
betrieben hatten. Es war ein wunderbarer Pfad, ein Robinson-Crusoe-Gefühl
machte sich in uns breit, die Erkundung einer Insel, die in Reiseführern als
»am schwersten zu erreichende Insel in Französisch-Polynesien« beschrieben wird – doch ohne die Angst, keine Chance zu haben, von ihr wieder fortzukommen.
    Obwohl wir nur T-Shirts und Shorts trugen, war schnell alles
durchgeschwitzt. Der Hügel war gar nicht so sanft, wie wir anfangs vermutet
hatten, es ging steil bergauf und auch wieder steil bergab, immer wieder von
Neuem. Nach fünfeinhalb Stunden hatten wir es geschafft, genau wie der
»Auberginenhändler« gesagt hatte.
    Die kleine Bäckerei in Omoa fanden wir schnell, der Ort hatte
vielleicht vierzig Einwohner mehr als Hanavave – und galt deshalb als das
»Hauptdorf«. Herrlicher Geruch von frisch gebackenem Brot zog uns an, und der
Bäcker, dunkelhaarig und kräftig wie alle Menschen, denen wir bislang begegnet
waren, strahlte, als wir seinen Laden betraten. Es war eine Art
Tante-Emma-Laden, in dem es von Käse bis Kakao alles gab, doch alles in
überschaubaren Mengen. Von jedem Produkt maximal zwei weitere. Die roten
Preisschilder verrieten, was vom Staat subventioniert wurde.
    Nachdem wir unsere Baguettes im Rucksack verstaut hatten, fasste der
Bäcker uns an den Ärmeln und schob uns in einen Nebenraum, in dem eine
riesengroße bemalte Trommel stand, eine Tam-Tam. Mit einer freundlichen Geste
lud er uns zu einer Drumsession ein – und schon stellte er sich hinter seine
Tam-Tam. Wir folgen ihm, und dann ging es los. Anfangs versuchte er noch, uns
die ihm seit seiner Geburt vertrauten Rhythmen beizubringen, doch das
funktionierte nicht so richtig, sie waren so

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