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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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völlig anders als die, die wir
kannten. Somit wurde es am Ende eine sehr eigenwillige Session, die dem Bäcker
und uns aber nicht minder gut gefiel. Zum Abschied schenkte er uns einen
gigantischen Schokoladenkuchen, gerade frisch gebacken und gut verpackt in
einer Alufolie. Der wurde unsere Rettung, denn als wir zur Bucht gingen, um mit
einem der Speedboote zurück nach Hanavave zu fahren, gab man uns zu verstehen:
»Die Wellen sind zu hoch, es ist zu gefährlich, kein Boot verlässt in den
nächsten Stunden den Hafen.« Was hieß: Wir mussten zu Fuß zurück. Damit hatten
wir nicht gerechnet. Erst in der Dunkelheit kamen wir wieder in Hanavave an,
den Kuchen hatten wir auf unserer Wanderung zum größten Teil aufgegessen.
    In den Folgetagen wuschen wir Wäsche – nach siebzehn Tagen auf See
war das fällig –, erledigten kleine Schiffsreparaturen – selbst im Paradies
konnten wir nicht alle Pflichten vernachlässigen, auch wenn wir es gern getan
hätten. Danach unternahmen wir weite Wanderungen über schroffes Felsgestein,
sammelten Früchte auf den Wegen zu den Wasserfällen.

    Wir blieben länger auf Fatu Hiva, als wir beabsichtigt
hatten, auch wenn Stefan nicht kiten konnte, genauso wenig wie windsurfen oder
tauchen, da es sehr schnell in die Tiefe ging und es keine Korallenbänke gab.
Es waren die Menschen, die uns daran hinderten, schnell wieder den Anker zu
lichten. Vom ersten Tag an waren wir in die Dorfgemeinschaft integriert. Die
Bewohner spielten mit uns Volleyball, und sie fragten uns, wenn sie mit ihren
Booten in das »Hauptdorf« fuhren, ob sie Baguette für uns mitbringen sollten.
Einige von ihnen waren richtige Freediver und tauchten nach Langusten, die sie
gern gegen Flip-Flops, Werkzeuge oder Seifen eintauschten.
    Doch schließlich entschieden wir, unser Polynesien-Abenteuer
fortzusetzen. Hiva Oa sollte unser nächstes Ziel sein, auf der »Erde der
Männer«, wie die Polynesier die Insel nannten, befand sich Gauguins Grab.
Überall wuchsen auf Hiva Oa Blumen, sodass die Baju bald wie ein Floristenladen roch. Danach ging es weiter zur kleinsten bewohnten
Insel der Marquesas – Tahuata. Die Menschen von Tahuata nahmen uns ähnlich
freundlich auf wie schon auf den anderen Inseln, und nachdem man uns auf einer
Palmenplantage gezeigt hatte, wie Dächer und Schalen aus Palmenblättern
geflochten werden, klopfte einer der Einheimischen Stefan auf die Schulter.
    Â»Willst du morgen mit mir kommen, ich will auf Ziegenjagd gehen?«
    Â Â»Unbedingt«, antwortete
Stefan, ohne zu zögern. »Kann Heike mitkommen?«
    Â»Warum nicht.« Der Mann verzog keine Miene, dabei war uns längst
klar geworden, dass Frauen auf den Marquesas nicht unbedingt mit auf die Jagd
gingen. »Ich heiße übrigens Teeii«, fügte der Jäger hinzu, der sicher zu den
Dorfältesten gehörte, so wie sein Gesicht von Falten durchzogen war. »Zieht
aber auf jeden Fall feste Schuhe an. Und nehmt Macheten mit. Wir treffen uns
gegen Mittag am Strand.«
    Den Rest des Tages war Stefan aufgeregt wie ein kleines Kind. »Und
was passiert, wenn die Ziege tot ist? Wie wird sie ausgenommen? Wie werden wir
das Fleisch verarbeiten?«
    Â»Du hast schon die größten Fische harpuniert, ausgenommen und
filetiert«, antwortete ich. »Da wirst du bei einer Ziege so viel nicht falsch
machen können.«
    Meine Absicht war es gewesen, ihn zu beruhigen, doch die Wirkung war
gleich null. Schon in der nächsten Minute sagte er: »Ich kann mir gar nicht
vorstellen, was wir mit der toten Ziege anstellen sollen … Heike, wie nimmt man
denn eine Ziege aus?«
    Ich schwieg, auch bei den nächsten Fragen. Stefan führte ohnehin
schon längst eine Art Selbstgespräch.
    Am nächsten Mittag waren wir ausgerüstet mit festem Schuhzeug,
langen Hosen und langen T-Shirts. Eine Vorsichtsmaßnahme gegen Moskitos. Was
aber kaum etwas nützte, denn am Ende des Tages kehrten wir mit mindestens tausend
Stichen zurück. Teeii, der schon am Strand auf uns wartete, überprüfte unser
Schuhwerk – er schien zufrieden zu sein, denn er sagte nichts, schnappte sich
seinen khakifarbenen Armeerucksack und packte seine zwei Macheten, die er im
Sand abgelegt hatte. Und los ging es.
    Â»Wir haben drei Patronen – also drei Versuche«, konstatierte der
Marqueser im Gehen. »Patronen mit Kaliber 22 sind hier

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