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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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spektakulären Wasserfall gab,
den Te Vai Po. Das Wasser sollte dort 350 Meter in die Tiefe stürzen. Das
mussten wir uns unbedingt ansehen.
    Am Nachmittag trafen wir dann zum ersten Mal jenen Mann, der unsere
Weltumsegelung in einen Albtraum verwandeln sollte. Wir waren vom Strand aus
zwanzig Minuten ins Dorf Hakau’i gelaufen. Mitten in der Ortschaft stand ein
Mann bei einem Pferd. Er stellte sich als Arihano vor. Wie viele der
Inselbewohner hatte er einen sehr kräftigen Körperbau, dunkles Haar und
Tätowierungen. Arihano war damals 31, wie ich später erfuhr, aber wie alle
erwachsenen Marquesaner wirkte er älter auf uns.
    Wir grüßten uns nur kurz, anschließend kamen wir auf der staubigen
und mit vielen Schlaglöchern versehenen Sandstraße mit einem Ehepaar ins
Gespräch. Nach einer netten kleinen Unterhaltung, bei der jeder erzählte, was
er so machte – der Mann hieß Tainui und war Fischer – verabredeten wir uns für
den nächsten Tag, um Früchte zu tauschen. Tainui sagte, er bräuchte unbedingt
ein Lasso für sein Pferd, und Rum wäre auch willkommen.
    Unser Wecker klingelte am Sonntag um sechs, immerhin nicht um fünf.
Wir frühstückten, packten unsere Wasserflaschen, ein Handtuch und etwas zu
essen in den Rucksack. Für Tainui steckten wir eine kleine Flasche Rum, ein
Seil und noch ein paar andere Dinge ein. Vom Schiff aus hatten wir die
elliptisch geformten, hellgrünen Blätter der Bananenstauden gesehen, oftmals
eingerissen, weshalb sie immer aussahen, als hätte gerade ein Wind in ihnen
getobt. Wir freuten uns auf die Bananenstaude, die uns Tainui zum Tausch
angeboten hatte.
    Diesmal fuhren wir mit dem Dinghi direkt ins Dorf und ersparten uns
auf diese Weise den Fußmarsch an der Küste entlang. Es war Ebbe, trotzdem
konnten wir in den dortigen Flusslauf ein Stück hineinfahren. Schließlich
klappte Stefan den Motor hoch, und wir stiefelten im knöcheltiefen Wasser bis
zum Ende des Bachs, fast bis zur Haustür von Tainui. So brauchten wir die
Früchte später nicht zu tragen, sondern konnten sie im Beiboot problemlos auf
die Baju bringen.
    Tainuis Haus war im Grunde kein Haus, sondern eine Hütte, so klein,
dass das Bett draußen stand. Alles war offen, auch die Feuerstelle in der Nähe
der Schlafstätte, auf der ein Kessel stand, wahrscheinlich, um Wasser warm zu
machen.
    Wir holten unsere Tauschgegenstände aus dem Rucksack.
    Â»Natürlich kann ich euch eine Bananenstaude besorgen«, meinte
Tainui, nachdem wir gesagt hatten, dass wir solche vom Boot aus gesehen hätten.
»Aber ich muss sie erst vom Feld holen. Ähnlich sieht es bei den Pampelmusen
aus.« Der Marquesaner war ein schmaler Mann, fast schon dürr, ein
Gesichtstattoo betonte sein harsches Profil. Seine Frau war klein und rundlich – genau das Gegenteil ihres Mannes. Sie war schüchtern und hielt sich im
Hintergrund, während Tainui die Führung der Gespräche übernahm und die
Geschäfte abwickelte.
    Stolz erzählte er, dass er sich endlich ein Auto hatte kaufen
können, wobei er auf einen alten Jeep wies, der nicht weit entfernt von der aus
Stein gemauerten Hütte parkte. Ich hatte angenommen, dass dieses blecherne
Gebilde nicht mehr fahrtüchtig war und nun in der Wildnis vor sich hin rostete.
Keineswegs. 3000 Euro hätte er allein für den Transport des Autos von Papeete,
der auf der Insel Tahiti gelegenen Hauptstadt von Französisch-Polynesien, nach
Nuku Hiva bezahlt, erklärte er. Aber dafür könne er nun sein Obst und das
Gemüse bequem vom Feld zu seinem Haus fahren, um es dann der Aranui , dem Versorgungsschiff, das alle paar Wochen in der
Bucht ankerte, zum Verkauf mitzugeben. Zu Fuß sei es vorher alles sehr mühsam
gewesen, und auch das Pferd sei keine große Erleichterung gewesen.
    Es war kaum vorstellbar, dass der Mann 3000 Euro allein für den
Transport des Wagens bezahlt hatte. Was er für den Jeep selbst hatte hinlegen
müssen, da fragten wir lieber erst gar nicht nach.
    Â»Und wie sieht es mit Sprit aus?«, fragte Stefan. »Eine Tankstelle
habe ich bislang nur in der Hauptstadt Taiohae gesehen.«
    Ein breites Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des Händlers: »Dort
wäre es sowieso zu teuer. Ich mache es selbst, aus Kokosnussöl.« Danach zeigte
er uns Kanister, in denen er seinen Treibstoff aufbewahrte.
    Â»Und wie bekommt ihr

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