Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
Vom Netzwerk:
müde und sagte: »Lass uns lieber aufs Boot gehen, ich bin müde.«
    Um nicht unhöflich zu erscheinen, unterhielten wir uns noch eine
Weile mit ihm. Arihano fragte, ob der Katamaran in der Bucht unserer wäre. Wir
bejahten. Schließlich schenkte er uns fünf Pampelmusen.
    Â»Gibt es hier auf Nuku Hiva vielleicht eine Möglichkeit, auf
Ziegenjagd zu gehen?«, fragte Stefan.
    Schon einmal hatte Stefan auf dieser Insel einen ähnlichen Versuch
unternommen. Im Norden der Insel trafen wir auf einen Ziegenjäger – nur kamen
wir drei Tage zu spät. Der Polynesier hatte gerade vier Ziegen erlegt, in den
nächsten Wochen, so gab er Stefan zu verstehen, würde er nicht mehr auf die
Jagd gehen. Ziegen wurden hier ja nicht zum Spaß erschossen, einzig, wenn
Fleisch benötigt wurde. Stefan hatte dies geärgert. »Es scheint wie verhext zu
sein, anscheinend soll ich keine Ziegen jagen. Erst die Panne mit dem Gewehr, und
jetzt sind wir zu spät dran.«
    Doch Arihano erklärte sich sofort bereit, Stefan auf die Jagd
mitzunehmen: »Sicher, das ist überhaupt kein Problem. Heute Nachmittag?«
    Stefan sagte sofort zu. »Falls du kein Gewehr hast, ich habe an Bord
eine Pistole, auch Patronen, die kann ich mitbringen.«
    Â»Nicht nötig«, winkte der Polynesier ab. »Ich hab alles, was wir
dafür brauchen.«
    Im Stillen wunderte ich mich, dass er genügend Munition besaß. Sie
war, wie wir wussten, Mangelware. Aber das Haus, aus dem er gekommen war,
deutete ja nicht gerade auf einen Geldmangel hin.
    Â»Wir können doch morgen los«, sagte ich zu Stefan.
    Stefan schüttelte den Kopf. »Jetzt oder nie. Wie wär’s mit drei
Uhr?«
    Arihano nickte. »Okay, dann hole ich euch ab. Ich stehe am Strand
und pfeife.«
    Â»Perfekt!«

    Bevor wir nach unserer knapp fünfstündigen Wanderung
zurück aufs Boot gegangen waren, hatten wir bei dem freundlichen Ehepaar unsere
Tauschobjekte eingesammelt. Wieder an Deck der Baju machten wir uns einen Kaffee, aßen etwas, relaxten. In dieser Zeit kehrten die
fünf Touristen zurück, die sich am Strand ausbreiteten und badeten. Wir winkten
ihnen zu.
    Plötzlich hörten wir ein Pfeifen. Jetzt schon? Ich hatte doch gerade
erst angefangen, mich zu entspannen. Aufbruch und Hektik konnte ich jetzt gar
nicht gebrauchen. Ich wollte lieber auf dem Boot bleiben. Und als mir auch noch
die Mücken von der letzten Jagd einfielen, sagte ich zu Stefan: »Für heute brauche
ich keine Abenteuer mehr. Womöglich auf allen vieren im Gestrüpp herumkriechen?
Nein danke.«
    Da der Pfiff von Arihano auch für ihn überraschend gekommen war,
versuchte Stefan nicht, mich umzustimmen, sondern war beschäftigt, schnell
seine Sachen zusammenzupacken und eine lange Hose anzuziehen. Ich füllte ihm
noch einen Liter Wasser in eine Flasche ein, und Stefan sagte: »Ich steck mir
eine Flasche von dem braunen Rum ein, als Dankeschön, dass er mich auf die Jagd
mitgenommen hat.«
    Â»Ja, mach das«, entgegnete ich. »Und hast du Hut und Sonnenbrille
mit? Und die Machete?«
    Â»Oh Mist, das hätte ich glatt vergessen.«
    Rasch stieg er ins Dinghi, das noch von unserer Rückkehr am Mittag
im Wasser schaukelte, und drehte sich noch einmal kurz zu mir um: »Falls Daphne
und Vries kommen, sag ihnen Bescheid, dass wir bei meiner Rückkehr am Strand
ein Ziegen-Barbecue machen!«
    Â»Werde ich tun!« Ich musste bereits brüllen, damit Stefan meine
Worte noch hören konnte.
    Noch immer sah ich ihm nach. Warum tat ich das? War man 24 Stunden
am Tag zusammen, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, freute man
sich darauf, wenn man mal alleine sein und durchatmen konnte, keinen anderen
Menschen neben sich zu spüren. Da schaute man seinem Partner beim Abschied,
obwohl man ihn über alles liebte, nicht nach. Es stand uns ja keine lange
Trennung bevor, Stefan unternahm keine groß angelegte Expedition ins Landesinnere,
am Abend würde er wieder zurück sein. Dennoch wandte ich mich erst von ihm ab,
als die beiden Männer im Wald verschwunden waren, zuletzt sah ich Stefan mit
seinem Rucksack auf dem Rücken.
    Wieso hat Arihano ihm nicht geholfen, das schwere
Beiboot aus dem Wasser zu ziehen? , dachte ich noch. Waren Kinder am
Strand oder Fischer – sie kamen immer alle angelaufen, um mit kleineren oder
größeren Kräften dabei zu helfen, Baby

Weitere Kostenlose Bücher