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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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nicht mehr. Inzwischen
hatte man entschieden, ein Sondereinsatzkommando einzusetzen, das am nächsten
Tag auf Nuku Hiva eintrifft und sich sofort auf die Suche nach dem Täter und
nach Stefan macht.
    Â»Kann man nach Stefan nicht mit einem Hubschrauber suchen?«, frage
ich später den Leiter des SEK . Das SEK gehört zur Gendarmerie und ist dem französischen
Verteidigungsministerium unterstellt, demnach eine militärische Einheit. Sein
Leiter ist groß, hat schwarze Haare, arbeitet seit zwei Jahren in
Französisch-Polynesien und spricht sehr gut Englisch.
    Â Sofort habe ich das Gefühl,
dass er alles im Griff hat. Seine Truppe vertraut ihm, und es ist nicht zu
übersehen, dass er von ihnen respektiert wird.
    Â»Von hier aus kann man nicht mal international telefonieren«,
erhalte ich zur Antwort. »Was ich sagen will: In ganz Französisch-Polynesien
gibt es nur einen Helikopter. Der ist auf Tahiti stationiert, und die Strecke
von Tahiti nach Nuku Hiva ist zu lang.«
    Draußen ist es hell, als ich am Montagmorgen die Polizeistation
verlasse. Die Sonne scheint, die Luft ist feuchtschwül. Es riecht nach frischem
Baguette. Es ist alles so, wie es immer ist. Wie jeden Tag. Aber nichts ist
mehr, wie es zuvor war. Für mich hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Ich zähle
die einzelnen Stunden, seitdem ich Stefan nicht mehr gesehen habe. Es sind
viele, viel zu viele.
    Zusammen mit dem Feuerwehrmann kaufe ich ein Baguette, danach fahren
wir auf seinem Motorrad zu ihm nach Hause, zu seiner Frau und seinem Kind.
Gemeinsam frühstücken wir, doch ich bekomme kaum einen Bissen hinrunter.
Immerhin schaffe ich es, einige Schlucke heißen Kaffee zu trinken. Er tut gut.
    Keine Minute bin ich allein. Schließlich will mich der nette
Feuerwehrmann zur Aquamante bringen. Vorher kaufe ich
ein örtliches Handy, damit die Polizisten mich jederzeit erreichen können,
sollten sie Neues über Stefan erfahren.
    Von der Aquamante aus berichten wir
Stefans Bruder, was passiert ist und das Stefan vermisst wird. Abends bin ich
wieder auf der Wache. Die Anhörungen nehmen kein Ende.
    Am Dienstag kontaktiere ich den Vermögensverwalter von Stefan,
schreibe ihm eine E-Mail. Mir ist eingefallen, dass die Typen vielleicht Stefan
entführt haben und bald Lösegeld fordern könnten. Dafür muss ich ganz schnell
an viel Geld kommen.
    Krampfhaft versuche ich, mich an Details zu erinnern, die mir
bislang noch nicht eingefallen sind. Und was hat Arihano gesagt, das einen
Hinweis darauf liefern könnte, wo Stefan ist?
    Ich überlege und überlege, während ich in der Kabine liege. Ich weiß
am Ende nur eines: Ich will mit, wenn das SEK nach
Stefan sucht.

»Schlafen kannst du, wenn du tot bist«
    In den nächsten Tagen wurde ich immer wieder stundenlang
vom SEK vernommen. Die Polizeistation in Taiohae wurde für eineinhalb Wochen mein
Zuhause; Wasser und Kaffee holte ich mir mittlerweile selbst. Vries und Daphne
waren am Abend meine Rettung, sie hatten die Anker in der Hakatea-Bucht
gelichtet und ihn neu in der von Taiohae geworfen.
    Am Mittwochnachmittag kam es zu einer Nachstellung der Tat. Ich
zeigte den SEK -Beamten den Baum, wiederholte, dass
ich beim Weglaufen meine Schuhe verloren hätte. Die Schuhe gingen mir nicht aus
dem Kopf.
    Nachdem wir wieder aus dem Wald herausgetreten waren und am Strand
auf das Boot warteten, fragte ich den Chef des SEK :
»Was wird Stefan passiert sein?«
    Bevor er mir antworten konnte, kam einer seiner Leute angerannt und
flüsterte ihm etwas ins Ohr. Danach sagte der Chef zu mir: »They
found things.« Man hatte also Sachen gefunden. Ich dachte bei »Sachen«
an Stefans Rucksack, an die Wasserflasche. Ein Ort tauchte in meinem Kopf auf,
der bewies, dass jemand ein Lager aufgeschlagen hatte. Der Chef fragte mich
kurz danach, ob ich Zahnunterlagen von Stefan hätte. Es war erstaunlich, aber
ich dachte mir nichts dabei, dachte nicht daran, dass mithilfe von
Zahnunterlagen Leichen identifiziert werden. Da der herbeigelaufene Polizist
irgendwie positiv geklungen hatte, dachte ich stattdessen, fast erleichtert:
Endlich, jetzt wird sich sicher bald klären, wo Stefan ist. In den vergangenen
zwei Tagen hatte es nicht die geringste Spur gegeben, ich hatte nachts nicht
schlafen können und nichts gegessen. Daphne tat ihr Bestes, schmierte Brote,
kochte Pasta – aber ich bekam nichts hinunter.
    In der einen Minute glaubte

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