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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Dann kommt er auf die Idee, mit dem Horn SOS zu blasen, drei mal kurz, drei mal lang, drei mal
kurz; für Stefan, als Aufmunterung, als Mutmacher … Laut hallt es durch die
Bucht, das muss Stefan gehört haben. Wir sind erleichtert, wenigstens irgendwas
gemacht zu haben.
    Unterdessen springt in Taiohae das Polizeiboot nicht an,
und die Beamten machen sich mit einem Boot der Feuerwehr auf den Weg. Zwei
Stunden nachdem Daphnes Mann mit ihnen gesprochen hatte, machen sie neben der Aquamante fest. Drei Polizisten betreten die Yacht, zwei
Feuerwehrmänner, auch ein Arzt ist dabei. Sie tragen kugelsichere Westen,
Stiefel, haben Pistolen bei sich. Es sind Franzosen. Alle sind groß, schlank, kräftig
gebaut. Der Älteste von ihnen ist der Leiter der Truppe.
    Noch einmal erzähle ich die ganze Geschichte, diesmal auf Englisch.
Doufré, einer der Feuerwehrmänner, der erst seit Kurzem auf Nuku Hiva lebt und
selbst Segler ist, kann, ungewöhnlich für einen Franzosen, hervorragend
Englisch. Er übersetzt meine Worte ins Französische, sodass die Polizisten
meiner Darstellung folgen können.
    Â»Wie sah der Täter aus?«
    Wie soll ich einen Marquesaner beschreiben, wo sie doch für mich
alle sehr ähnlich aussehen, denke ich. Ebenso hätte man mich bitten können,
einen Chinesen zu beschreiben.
    Ich stottere ein wenig herum: »Groß, kräftig, dunkelhaarig,
Marquesaner.« Die Gendarmen sind nicht glücklich, dass ich keine genaueren
Angaben machen kann, auch wenn sie keine Miene verziehen. Nachdem ich erzählt
habe, was ich weiß, sagt der Leiter: »Wir fahren jetzt mit dir an Land, wir
wollen den Weg nachgehen, den du uns geschildert hast.«
    Am Strand sehe ich etwas, was mich überrascht: Unser Dinghi ist
angebunden. Vorher war es das nicht gewesen. Jeden Einzelnen aus der Gruppe
frage ich fast schon panisch: »Habt ihr das Dinghi angebunden? Wer hat das
Dinghi angebunden?« Jeder schüttelt den Kopf. Schlagartig wird mir klar:
Arihano hat, als er mich am Baum gefesselt zurückließ, nichts weiter gemacht,
als Baby Baju festzubinden. Deshalb ist er so schnell
wiedergekommen. Er wollte noch gar nicht auf den Katamaran, er wollte nur
verhindern, dass das Beiboot weggetrieben wird. Als wir das Land betraten,
hatte ich ihm doch von der Flut erzählt. Würde sie kommen, würde das Dinghi weg
sein. Ich hatte also kaum Zeit gehabt, um mich zu befreien.
    Â»Wo ist der Pfad?« Die Polizisten werden ungeduldig.
    Am Strand laufe ich jenen Teil des Waldrandes ab, in den ich meiner
Erinnerung nach mit Arihano gegangen bin. Doch ich finde den Weg nicht.
Vielleicht auch deshalb nicht, weil mich die eben gemachte Erkenntnis noch viel
zu sehr beunruhigt. Vries, der mich begleitet – Daphne ist mit dem zweiten der
Feuerwehrmänner auf der Aquamante geblieben –, versucht
mich zu beruhigen: »Alles ist in Ordnung, du wirst ihn schon noch entdecken.
Das ist jetzt die Aufregung.«
    Â»Wo ist der Pfad?«, wiederholt der Leiter der Truppe. Er zweifelt an
meiner Schilderung, das meine ich seinem Gesicht anmerken zu können. Er und seine
beiden Kollegen sind Inselpolizisten, wahrscheinlich ist ihnen in ihrer
Laufbahn eine solche Geschichte noch nicht untergekommen. Wie sollen sie mir
auch glauben, wenn ich den Täter noch nicht einmal richtig beschreiben kann.
    Dann aber entdecke ich den richtigen Weg, zumindest glaube ich dies
fest, doch im nächsten Moment verzweifle ich schon wieder. Ich finde den Baum
nicht, von dem ich berichtet habe und an dem mich Arihano gefesselt hat. Es ist
so dunkel, trotz der Taschenlampen, die wir dabeihaben. Jeder Busch kommt mir
vor, als hätte ich ihn noch nie gesehen.
    Â»Halt! Hier ist etwas!« Vries hat etwas gefunden. Er marschiert als
Letzter in unserem Trupp. »Ein T-Shirt und eine Fessel!« Er hält die Sachen
hoch – an Spurensicherung denkt in diesem Moment keiner, nicht einmal die
Inselpolizisten haben Plastiktüten dabei. Erstaunt betrachte ich die beiden
Dinge, merke, wie ich beobachtet werde, dann nicke ich: »Das ist das T-Shirt,
das er mir in den Mund gestopft hat. Und mit dieser Fessel hat er meine Hände
zusammengebunden.«
    Im nächsten Augenblick erkenne ich auch den Baum wieder. Ein
seltsames Gefühl der Erleichterung macht sich in mir breit. Nun ist ein Beweis
erbracht, die Gendarmen müssen mir jetzt glauben. Das, was ich ihnen dargelegt
habe, ist

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