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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben
Autoren: Heike Dorsch
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wiederholt seine Frage. Tainuis Frau scheint sich zu
erinnern, denn auf einmal sagt sie: »Arihano?«
    Plötzlich wird sie von ihrem Mann angebrüllt. Obwohl ich kein Wort
verstehe, da er in der Sprache der Einheimischen herumschreit, begreife ich an
seiner Reaktion, was er von ihr will: »Misch dich nicht ein, das geht dich
nichts an, du kennst diese Menschen nicht.«
    Ist der Fischer vielleicht auch in diese Geschichte verwickelt? Sie
müssen Arihano gesehen haben, in einem solch kleinen Ort fällt jeder Fremde
auf.
    Ich bitte den Einsatzleiter, die Frau zu bitten, erneut den Namen zu
sagen, den sie eben ausgesprochen hat. Ängstlich blickt sie zu ihrem Mann, aber
sie traut sich nicht, der Aufforderung des Polizisten Folge zu leisten. Doch
dann öffnet sie ihre Lippen erneut.
    Â»Arihano«, sagt sie, es ist kaum mehr als ein Wispern.
    Â»Ja, das ist der Mann, den ich meine.« Ich bin aufgeregt, da ich
mich bestätigt fühle, habe aber weiterhin das Gefühl, dass die Polizisten nicht
völlig von meiner Aussage überzeugt sind.
    Das Gespräch mit dem Ehepaar verläuft im Sande. Langsam komme ich
mir fehl am Platze vor, will nur noch zurück aufs Boot. Nichts geht weiter. Und
wo ist Stefan? Wir müssen doch nach Stefan suchen, nicht nach dem Täter! In dem
Schrecken hat sich dieser Gedanke für eine Weile in den Hintergrund geschoben,
jetzt kehrt er mit aller Wucht zurück.
    Als wir wieder am Strand bei den Booten sind, höre ich: »Wir fahren
jetzt zurück nach Taiohae.« Die Worte dringen nur langsam zu mir durch. Nein,
ich will nicht in die Hauptstadt. Stefan ist nicht in der Hauptstadt. Aber wo
ist er dann? Immer noch in den Bergen mit den anderen vier Typen? Was hat das
überhaupt alles zu bedeuten? Ich fühle mich wie in Trance, denke daran, dass
der Täter irgendwo im Wald frei herumläuft. Vielleicht ist er sogar ganz in der
Nähe.
    Â»Ich komme nicht mit«, sage ich müde zu den Polizisten.
    Â»Du kommst mit, wir müssen dich vernehmen.«
    Â»Vries, sag denen, dass ich hierbleiben will, um Stefan zu suchen.«
    Sosehr er sich auch bemüht, mir bleibt keine Wahl. Ich muss mit zur
Vernehmung nach Taiohae.
    Plötzlich fällt mir ein: »Ich habe den Täter fotografiert, zusammen
mit Stefan. Die Kamera ist auf der Baju .« Im Stillen
denke ich: Hoffentlich hat Stefan den Fotoapparat nicht mitgenommen. Beim
besten Willen kann ich mich nicht daran erinnern, ob er sie nach unserer
Wanderung aus seinem Rucksack genommen hat. Gut möglich, dass er es nicht getan
hat, um die Ziegenjagd zu dokumentieren.
    Â»Also gut«, sagt der Leiter der Truppe. »Erst aufs Schiff, dann zur
Polizeistelle.«
    Einer der Feuerwehrmänner, soll mich begleiten, da er sich am besten
mit mir verständigen kann.
    Wir beide betreten den Katamaran. Allein. Niemand hat darüber
nachgedacht. Es hätte uns alles mögliche auf dem Schiff erwarten können, etwa
eine Gruppe von Männern, die uns in ihre Gewalt nehmen. Aber zum Glück hat sich
dort niemand versteckt, auch ist nichts verwüstet. Arihano war nach meiner
Flucht offenbar nicht auf der Baju .
    Und dann sehe ich sie – mitten auf dem Salontisch liegt die Kamera.
Es ist nicht nur Glück, sondern ein Geschenk Gottes. Mit den Bildern wird es
möglich sein, den Täter zu identifizieren, der mich töten wollte.
    Bevor der Feuerwehrmann und ich zum Speedboot der Feuerwehr fahren,
ziehe ich mich schnell um, nehme die Pässe von Stefan und mir mit, auch ein
bisschen Geld und schließe zuletzt das Boot ab. Wann ich wiederkomme? Ich weiß
es nicht.
    Die Speedbootfahrt nach Taiohae dauert dreißig Minuten. Ich
verkrieche mich hinter dem Steuermann, trotzdem spritzen mich die Wellen nass.
Die Nacht ist rabenschwarz, der Wellengang enorm, wir fahren direkt an der
Küste entlang zur Hauptstadt.
    Es ist immer noch stockfinster, als ich mit den drei Gendarmen die
Polizeistation in Taiohae betrete. Nachdem sie die Bilder von Arihano und
Stefan gesehen haben, scheinen sie mir mehr Respekt entgegenzubringen. Der
Täter, so schließe ich daraus, ist ihnen wohl kein Fremder.
    Danach werden meine Personalien aufgenommen, ich erzähle noch einmal
den Tathergang und werde mit Fragen zu Stefan gelöchert. Auch über den Grund,
aus dem er mit einem fremden Marquesaner auf Ziegenjagd gegangen ist. Irgendwann
ist die Anhörung beendet. Nach sieben Stunden. Ich kann
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