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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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der Hand in ihren Strickbeutel. »Ich habe hier nichts als Dokumente, meine liebe Fitz-Jarndyce. Sie müssen mir ein Taschentuch leihen.«
    Charley gab ihr eins, und das gute Geschöpf machte den reichlichsten Gebrauch davon, denn sie hielt es mit beiden Händen vor die Augen und weinte so die nächsten zehn Minuten lang.
    »Aus Freude, meine liebe Fitz-Jarndyce«, versicherte sie dabei unaufhörlich. »Nicht etwa vor Schmerz. Vor Freude, Sie wieder gesund zu sehen. Vor Freude, die Ehre zu haben, Sie besuchen zu dürfen. Ich habe Sie noch viel lieber als den Kanzler. Obgleich ich regelmäßig den Gerichtssitzungen beiwohne. Übrigens, meine Liebe, da wir gerade von Taschentüchern sprechen...«
    Sie fing einen Blick von Charley auf, die sie vorher von der Kutsche abgeholt hatte. Charley sah mich an und schien ein wenig beunruhigt.
    »Ja, richtig«, sagte Miß Flite, »ja, richtig. Wahrhaftig! Im höchsten Grade indiskret von mir, darauf zu sprechen zu kommen. Meine liebe Miß Fitz-Jarndyce, unter uns gesagt, ich fürchte, ich bin manchmal ein wenig – zerstreut, wissen Sie.« – Sie deutete auf ihre Stirn – »Es ist weiter nichts.«
    »Was wollten Sie mir denn sagen?« fragte ich lächelnd, denn ich sah, daß sie gern fortfahren wollte. »Sie haben mich neugierig gemacht, und ich lasse mich jetzt nicht so ohne weiteres abspeisen.«
    Miß Flite sah in ihrem Dilemma Charley hilfesuchend an und freute sich dann über die Maßen, als Charley sagte: »Wenn Sie erlauben, Maam, aber es ist wohl am besten, Sie erzählen es selber.«
    »Wie klug unsre junge Freundin ist«, sagte sie zu mir in ihrer geheimnisvollen Weise. »Winzig klein. Aber s-eh-r klug. Also, meine Liebe, eine hübsche kleine Anekdote. Weiter nichts. Aber ich halte sie für reizend. Wer, glauben Sie wohl, kam hinter uns her in der Landkutsche? Eine arme Person in einem höchst unmodischen Hut...«
    »Jenny, wenn Sie erlauben, Miß«, erklärte Charley.
    »Ganz richtig«, stimmte Miß Flite lebhaft bei. »Jenny. Jawohl. Und was erzählt sie unsrer jungen Freundin? Daß sich in ihrer Hütte eine verschleierte Dame nach dem Befinden meiner lieben Fitz-Jarndyce erkundigte und als kleines Andenken ein Taschentuch mitgenommen hat, bloß, weil es meiner liebenswürdigen Fitz-Jarndyce gehörte. Bloß deswegen nahm es die verschleierte Dame mit.«
    »Wenn Sie erlauben, Miß«, erklärte mir Charley, als ich sie verwundert anblickte, »Jenny sagte, als ihr Kind starb, hätten Sie ein Taschentuch zurückgelassen. Sie hat es aufgehoben mit den andern kleinen Sachen. Ich glaube, wenn Sie erlauben, Miß, nicht nur, weil es das tote Kind zugedeckt hat, sondern weil es von Ihnen stammt.«
    »Winzig klein«, flüsterte Miß Flite und machte allerhand merkwürdige Gesten vor ihrer Stirn, um auszudrücken, wie gescheit Charley sei. »Aber ausnehmend klug! Und so klar! Meine Liebe, sie drückt sich klarer aus als der beste Advokat, den ich jemals gehört habe.«
    »Ja, Charley«, entgegnete ich. »Ich erinnere mich. Und weiter?«
    »Ja, Miß, dies Taschentuch hat die Dame mitgenommen. Und Jenny wünscht, Sie wissen zu lassen, daß sie es nicht für einen Haufen Geld weggegeben hätte, aber die Dame hat es einfach genommen und Geld dafür hingelegt. Jenny kennt sie gar nicht, wenn Sie erlauben, Miß.«
    »Wer mag das nur gewesen sein?«
    »Meine Liebe«, meinte Miß Flite und brachte mit ihrer geheimnisvollen Miene ihre Lippen ganz nahe an mein Ohr. »Meiner Meinung nach – verraten Sie es unsrer kleinen Freundin nicht – war es des Lordkanzlers Gemahlin. Er ist verheiratet, müssen Sie wissen. Und wie ich höre, hat er ein Höllenleben bei ihr auszuhalten. Sie wirft Seiner Lordschaft Akten ins Feuer, meine Liebe, wenn er den Juwelier nicht bezahlen will.«
    Ich machte mir damals nicht viel Gedanken über die unbekannte Dame und glaubte, es könnte vielleicht Caddy gewesen sein. Außerdem wurde meine Aufmerksamkeit ganz von meinem Besuch in Anspruch genommen. Von der Fahrt ganz durchgefroren und ausgehungert, hatte sie, als das Mittagessen aufgetragen wurde, einigen Beistand nötig, um sich zu ihrer Befriedigung mit einer jämmerlichen alten Schärpe und einem Paar sehr abgenutzter und oft geflickter Handschuhe, die, in Papier eingeschlagen, die Reise mitgemacht hatten, herauszuputzen. Ich hatte ihr außerdem bei dem Mahl, das aus einem Gericht Fisch, einem gebratenen Huhn, Gemüse, Madeira und Mehlspeise bestand, vorzulegen, und es war so hübsch anzusehen, wie sie

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