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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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»Glaubt ihr, dass ich das kann?«
    »Natürlich«, sagte Wyatt. Er drückte sanft meinen Nacken und berührte meine Stirn mit seiner.
    Ich dachte an Rosalee, an das Gesicht, das sie machen würde, nachdem ich ihr von heute Nacht erzählt hatte. »Okay!« Ich kippte den Inhalt der Ampulle in einem Zug runter und erstickte fast an der brennenden Süße.
    »Sprüh sie besser jetzt schon ein«, sagte Shoko und warf Wyatt eine Sprühdose zu.
    Er umfasste wieder meinen Nacken und sprühte mich komplett mit einer warmen, streng riechenden Flüssigkeit ein.
    »Hey!« Ich versuchte, ihm auszuweichen, aber er war schnell und gründlich. »Was machst du da?«
    »Das wirkt gegen die Magensäure«, sagte er. »Damit sie dich nicht bei lebendigem Leib verätzt.«
    »Magensäure?« Ich schaffte es endlich, mich loszureißen, nur um rückwärts in Wyatts Arme zu fallen. Eine heimtückische, kriechende Taubheit breitete sich in mir aus, eine Steifheit, die erschreckend unnatürlich war.
    Wyatt legte mich vorsichtig auf den Boden. »Denk dran, die Axt immer schön festzuhalten«, sagte er.
    Ich wusste, dass ich sie hielt – ich konnte sie aus dem Augenwinkel sehen. Die Axt lag auf meiner Brust. Aber ich konnte sie nicht fühlen. Ich konnte gar nichts fühlen. »Was passiert mit mir?« Die Worte tröpfelten seltsam von meinen steif werdenden Lippen.
    »Du stirbst«, sagte Shoko.
    » Was ?« Es hörte sich mehr an wie: Wssssssss ?
    »Hatten wir vergessen, das zu erwähnen?« Shoko winkte ab. »Keine Sorge. Du hast einen Aufguss der Leichenfleddererfreude getrunken. Wenn du zu viel davon trinkst, bist du wirklich eine Leiche, aber in kleinen Dosen imitiert sie nur den Tod. Du siehst tot aus und fühlst dich so an und riechst ganz wie eine frische Leiche.«
    »Leichenfleddererfreude? Hast du das in dem Kräuterladen gekauft?« Das wollte ich fragen, ich wollte es schreien, aber ich konnte nicht. Meine Lungen gehorchten mir nicht mehr.
    Wyatts Gesicht schwebte über meinem und inspizierte mich so leidenschaftslos, dass ich an das denken musste, was mir Petra einmal gesagt hatte: Nichts kam vor Wyatts Pflicht.
    Mir war nicht klar gewesen, dass das auch für mein Leben galt.
    »Hartköpfe lieben frisches Fleisch«, sagte er und lächelte mich sogar an. »Aber das können sie ihrer Königin nicht bringen. Sie ist ein Aasfresser, und sie werden dich nur an sie verfüttern, wenn sie denken, dass du tot bist. Hanna?«
    »Verdammt«, sagte Shoko außerhalb meines Blickfelds. »Schon? Wie lange hat es gedauert?«
    »Ich glaube, es hat gerade erst angefangen.« Wyatt brachte seinen Kopf ganz nah an meinen. »Die Leichenfleddererfreude verliert ihre Wirkung in, sagen wir, fünfzehn Minuten. Sobald du also in ihrem Körper bist, hack dir mit der Axt den Weg frei. Wenn die Königin erst mal Hackfleisch ist, sind die anderen leichte Beute.«
    Shoko beugte sich über mich. Ihr Haar fiel in mein Gesicht, aber ich konnte die dunklen Strähnen nicht spüren. »Okay, sie ist so weit. Los geht’s!«
    Wyatt und Shoko verschwanden aus meinem Blickfeld. Ich war allein, nicht einmal mein eigener Herzschlag leistete mir Gesellschaft.
    Dafür kamen die Fliegen.
    Sie landete auf meinen offenen Augen. Ihre emsigen kleinen Körper versperrten mir die Sicht auf die Bäume. Ich wollte schreien. Ich wollte wegrennen . Aber ich konnte nicht. Ich war mehr als allein. Ich war hilflos.
    Ein rhythmisches Stampfen ertönte unter mir, so als würde jemand mit einem Vorschlaghammer auf den Boden schlagen. Die Schläge schüttelten mich durch. Ich konnte sie nicht spüren, aber die Bäume über mir, der Himmel, alles schien zu beben. Als ich meine letzten Atemzüge tat, erfüllte ein schrecklicher Gestank die Luft. Diesmal erkannte ich ihn – der Gestank des Todes. Melissa hatte ihn mir beigebracht.
    Was, wenn sich eine Horde Zombies neben mir aus der Erde erhob? Kam daher das Stampfen?
    Verflucht.
    Und dann beugten sie sich über mich. Keine Zombies … Dinger. Äderige, kegelköpfige Kreaturen mit der bläulich-grauen Haut eines Erstickungsopfers. Sie inspizierten mich so leidenschaftslos, wie Wyatt es getan hatte, mit weißen, lidlosen Augen. Der Gestank kam von ihnen, aus ihren riesigen, offenen Mündern.
    Und dann veränderte sich mein Blickfeld. Der dämmerige Himmel verschwand und wurde durch Erde und Stein ersetzt, als die kegelköpfigen Dinger, die Hartköpfe, mich unter die Erde brachten.

19

    Die schlurfende Schar der Hartköpfe brachte mich durch einen engen

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