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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Hände mit der Paste beschmierte. »Du hast deine Hand für mich verbrannt. Wie kann ich dir dafür je danken?«
    Sie küsste meine Wange. Ihre Lippen waren kalt. Ihr Kuss brannte. Ihr Lächeln war wie Sternenlicht.
    Wer brauchte schon Dank?

27

    Am nächsten Sonntag saßen Rosalee und ich auf den Treppen der St.-Teresa-Kathedrale, blickten über den Fountain Square und warteten darauf, dass der Gottesdienst zu Ende ging.
    Wyatt hatte ich am Freitag in der Schule erklärt, Rosalee würde zwar mitkommen, aber nicht in die Kirche reingehen. Ich erzählte ihm, sie hätte gerade eine Glaubenskrise, aber in Wirklichkeit hatte Rosalee Angst, sie könnte auf der Stelle tot umfallen, sobald sie die Kirche betrat, weil sie besessen war.
    Wyatt ging sehr verständnisvoll damit um, dass ich mir ein zweites Mal an seinem SCHLÜSSEL die Hand verbrannt hatte. Und auch für die Konfrontation mit seiner Mutter hatte er Verständnis. »Ich weiß, dass du meinen Dad nicht hättest sterben lassen, und Ma weiß das auch. Sie ist nur sehr überfürsorglich.«
    Es gefiel mir, dass er so viel Vertrauen in meine Integrität hatte. Aber seltsam war es doch. Er fragte mich gar nicht, was ich mir gewünscht hatte. Vielleicht hatte er Angst davor zu fragen. Als er mich das letzte Mal gefragt hatte, musste er herausfinden, dass ich verrückt war – wahrscheinlich wollte er sein Glück nicht herausfordern.
    Ich tätschelte das mit grünem Papier umwickelte Geschenk, das ich ihm mitgebracht hatte. Dafür, dass er ein Mädchen wie mich ertrug, verdiente er eine ganze Lkw-Ladung voller Geschenke. Ich beschloss, ihn zu küssen, wenn er herauskam. Ein dicker fetter Kuss vor Gott und allen Leuten, aber besonders vor seiner Mutter.
    Ich hoffte, sie würde daran ersticken.
    Rosalee stupste mich mit dem Ellenbogen an und grinste. »Warum lächelst du so?«
    »Ich lächle?«, fragte ich und lächelte. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und beobachtete einen Schwarm Blauhäher, die über den tiefen, wolkenverhangenen Himmel zogen. Ich wünschte mir, die Vögel würden näher an mir vorbeifliegen, damit mir ihre Flügel Luft zufächelten.
    »Es ist wegen deinem Typen, richtig?«, beharrte Rosalee. Sie nahm mein Kinn und zwang mich, sie anzusehen. »Du könntest mit ihm dadrin sein, weißt du? Gott wird keinen Blitz nach dir werfen.«
    »Du bist mein Gott.« Ich schlang meine Arme um sie und atmete ihren süßen, reinen Geruch ein. »›Mutter ist das Wort für Gott auf den Lippen und in den Herzen der Kinder.‹«
    Sie wand sich aus meiner Umarmung. »Nicht an mich lehnen. Dafür ist es zu heiß.« Bevor ich verletzt reagieren konnte, nahm sie wieder mein Kinn. » Sieh mich an.«
    »Warum?«
    »Deine Augen erinnern mich an den Winter. Sie sind wie zwei Schneewolken. Schnee fände ich im Moment gar nicht mal schlecht.« Sie lehnte für einen kurzen Moment ihre Stirn gegen meine. »Armes kleines nordisches Mädchen. Es ist ein Wunder, dass du noch nicht geschmolzen bist.«
    Ich versuchte wieder, sie zu umarmen, als sie mich ihr kleines Mädchen nannte, aber sie ließ mich nicht. Seit sie mich geküsst hatte, war sie nicht mehr so zurückhaltend damit, mich zu berühren. Aber sie ließ sich immer noch nicht anfassen. Die Hitze war nur eine Ausrede. Sie hatte immer eine Ausrede.
    Als die Kirchenglocken läuteten, schoss Rosalee hoch und zog mich die Treppen runter. Ich hatte kaum genug Zeit, Wyatts Geschenk aufzuheben.
    »Was ist los?«, fragte ich, als sie mich über die Stufen zerrte. Der Rock ihres Kleides schwang keck um ihre goldbraunen Beine.
    »Vor der Tür einer katholischen Kirche zu stehen, wenn der Gottesdienst vorbei ist, ist eine gute Gelegenheit, jung zu sterben«, sagte sie mir.
    Noch während die Glocken läuteten, quoll eine Menge bunt gekleideter Menschen aus der schweren Doppeltür. Zum ersten Mal fiel mein lila Kleid nicht auf – alle Farben waren vertreten. Außer Grün.
    Ich war so damit beschäftigt, nach Wyatt Ausschau zu halten, dass ich Asher gar nicht bemerkte, bis er direkt vor meiner Nase stand.
    »Oh, hi!«, sagte ich.
    »Hi.« Aber er sah nicht mich an. Ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt: Immer, wenn ich mit Rosalee unterwegs war, wurde ich unsichtbar.
    Rosalee schüttelte seine ausgestreckte Hand. »Hey. Andy, richtig?«
    »Er heißt Asher«, sagte Sera, die sich gerade mit Paulie im Schlepptau neben ihn stellte. In ihrem hellgelben Kleid sah sie irgendwie verbraucht aus. Ehrlich gesagt würde Sera neben Rosalee immer

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