Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
eindeutig. Als hätte sich eine Vene unter uns geöffnet, und die Erde spuckte das Blut ihres Herzens aus.
    Kaum einer schrie und bekam Panik. Keiner sprach, und doch standen die Porteraner gleichzeitig auf und flohen vom Fountain Square. Es war eine regenbogenfarbige Abwanderung und hatte etwas von einem Tierfilm, in dem eine Herde Zebras vor einem hungrigen Löwen floh.
    »Sie sind gut abgerichtet, was?«, sagte Rosalee, nur, dass es nicht ihre Stimme war.
    Ich wich vor Runyon zurück, vor seinen strahlend blauen Augen in ihrem Gesicht. »Haben Sie das getan?«
    »Ich?« Er zog Rosalees hochhackige Schuhe aus und watete durch die knöchelhohe Flüssigkeit, die dieselbe Farbe hatte wie Rosalees Kleid. »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte er sarkastisch, »ist es Gottes Spezialität, Wasser in Blut zu verwandeln.«
    Die Gischt des Springbrunnens befleckte mein Kleid. »Sollten wir nicht auch gehen?«
    »Und den ganzen Spaß verpassen?« Er streckte Rosalees Zunge raus, um die Blutstropfen aufzufangen, die der Brunnen ausspuckte. Wie ein Kind, das versuchte, Schneeflocken zu fangen.
    Ich ertrug dieses Eindringen nicht. Ich ertrug es nicht. »Momma?«
    Sie blinzelte die blauen Augen weg. »Ich bin hier.« Sie war wieder sie selbst. Aber für eine Frau, die bis zu den Knöcheln in Blut stand, war ihr fröhliches Gesicht etwas irritierend. Das und der Umstand, dass sie immer noch die Zunge rausstreckte.
    »Es ist okay«, sagte sie, als sie meinen Blick bemerkte. »Es ist nicht wirklich Blut, auch wenn es so aussieht und riecht …« Sie fing endlich einen dicken Blutstropfen mit ihrem Mund. »… und schmeckt. Bäh!« Sie spuckte das Blut aus. »Runyon sagt, es sei ein Zeichen.«
    »Wofür? Die Apokalypse ?«
    »Nein.« Sie sah auf zum wolkigen Himmel. »Ein Brüter kommt.«
    »Ein Brüter?«
    Sie nickte. »Brüter finden andere Brüter über ihren Geruch. Wenn einer von ihnen in der Nähe von Wasser oder Flüssigkeit ist, nimmt die Flüssigkeit tatsächlich das Aussehen und den Geruch vom Blut des Brüters an. Je mehr Flüssigkeit, desto besser der Geruch, der abgesondert wird. Dieser Springbrunnen, zum Beispiel. Ein Brüter könnte den noch meilenweit riechen.«
    »Ist Runyon ein Brüter?«
    »Nicht Runyon«, sagte sie gereizt. » Er .«
    Sie zeigte auf Frankie, der mit Petra hinter uns saß. Sie waren die Einzigen außer Rosalee und mir, die den Platz nicht verlassen hatten. Petra sah nicht danach aus, als könnte sie irgendwohin gehen. Sie war kalkweiß und verschwitzt. Frankie wiegte sie in seinem Schoß und beruhigte sie. Die ganze Zeit über beobachtete er den Himmel. Genau wie Rosalee.
    Ich sah hoch und wusste warum.
    Ein riesiger fliegender Mann tauchte aus den grauen Wolken auf und steuerte direkt auf uns zu. Als er näher kam, schlugen seine durchsichtigen Flügel laut durch die Luft, und mein Kleid drückte sich gegen meine Beine.
    Rosalee packte meinen Arm und zog mich das Amphitheater rauf. Sie hinterließ überall blutige Fußspuren auf den hellgrauen Stufen. Ich dachte, wir würden endlich abhauen, aber sie brachte mich nur ein Stück nach oben und zog mich dann neben sich.
    »Was machst du?«
    »Runyon will zusehen. Außerdem ist der Brüter nicht hinter uns her.«
    Sie hatte recht.
    Der fliegende Mann landete vor Frankie und Petra. Er hatte dreckigblondes Haar und riesige kristallene Flügel wie eine Elfe. Wie Frankie war er sehr kräftig und wirkte kampfbereit. Er war einer von der Sorte, die ihre eigenen Flügel mit einem Brecheisen zerschmettern würden, nur um etwas Schönes zu zerstören.
    »Ich habe zwei Wochen lang nach dir gesucht.« Seine tiefe Stimme bebte in meinen Knochen, und Englisch schien nicht seine Muttersprache zu sein.
    »Tut mir leid«, sagte Frankie und wiegte Petra immer noch auf seinem Schoß. »Ich hatte nicht gewagt, dir unter die Augen zu treten, bevor ich sicher war, dass es geklappt hat.«
    »Hattest du Erfolg?«
    »Ja.« Man konnte sehen, dass er höllisch erleichtert war, darauf eine positive Antwort geben zu können.
    Der fliegende Mann sah erst überrascht und dann erfreut aus. »Nun. Vielleicht werde ich auch Erfolg haben.« Er richtete seine wilden, himmelfarbenen Augen auf Rosalee und nahm sie ins Visier wie ein Bulle eine rote Flagge. Er stampfte auf uns zu – ich bin mir sicher, dass bei jedem Schritt der Boden bebte – und überragte uns wie ein Riese, der uns in seinem Schatten begrub. Er schnappte sich Rosalee.
    »Nein!« Ich versuchte, sie zurückzuziehen,

Weitere Kostenlose Bücher