Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
verletzten Gefühle zu kümmern. Das Letzte, was ich wollte, war, dass Rosalee in die Nähe eines Mortmaine ging. Auch wenn es nur ein Initiierter war.
    »Dann lass uns gehen«, sagte Rosalee und zog mich hinter sich her. Sie trug eins ihrer eigenen Kleider. Es war nicht so nuttig wie einige andere, aber trotzdem sah sie weniger nach einer Trauernden als nach einer fröhlichen Witwe aus. »Mir ist saukalt.«
    Es war kühler geworden, sehr viel kühler, aber der Wind, der von Norden blies, hatte kaum arktische Temperaturen. Als wir im Auto saßen, fragte ich sie: »Du verreist doch gerne, oder?«
    »Ja.«
    »Warum verreisen wir dann nicht? Zum Beispiel auf die andere Seite des Planeten. Für ein Jahr oder so.«
    Rosalee lachte und wühlte in ihrer Handtasche. »Du brauchst das mehr, als ich dachte.«
    »Was brauche ich?«
    »Hast du heute schon deine Pillen genommen?«
    Ich öffnete meine eigene Handtasche. »Nein, eigentlich …«
    »Gut!«
    »Aber ich habe meine Notfall…« Ich blinzelte. »Gut?«
    »Dann haben deine Medikamente keine Wechselwirkungen hiermit.« Rosalee hielt mir ein braunes Fläschchen mit einer Pipette unter die Nase. »Leg deinen Kopf zurück. Mach deinen Augen ganz weit auf.«
    Ich tat es, und etwas Feuchtes platschte mir in beide Augen. »Was war das?«
    »Freudentränen«, sagte sie und benetzte ihre eigenen Augen. »Das hilft, um den Oh-nein-meine-Freundin-ist-gerade-gestorben-und-die-Mortmaine-wollen-meine-Mutter-umbringen-Blues zu vertreiben. Ich hab sie von deinem Freund Carmin vor einiger Zeit gekauft.«
    »Mach dich nicht darüber lustig. Wenn sie rausfinden …« Ich musste endlich aufhören, von allem, was sie tat, schockiert zu sein. »Du kaufst Drogen von Carmin?«
    »Viele Leute machen das.« Ihre lächelnden Augen schimmerten dunkel. »Er hat großes Talent. Und hör auf, dir Sorgen wegen der Mortmaine zu machen. Ich weiß, was ich tue.«
    Statt wegzufahren, saßen wir mit laufender Heizung im Wagen, bis das letzte Auto den St.-Michaels-Parkplatz verlassen hatte. Als wir alleine waren, nahm Rosalee einen schwarzen Trenchcoat und einen Weidenkorb vom Rücksitz und grinste schelmisch. »Los geht’s.«
    Sie warf sich den Mantel über, und ich folgte ihr über die Avispa Lane, als sie in den Dunklen Park eintauchte.
    »Was machen wir hier?«
    »Ich brauche eine Spindel.« Sie nahm eine Laterne aus ihrem Korb, die kaum stark genug war, um die Dunkelheit zu vertreiben. »Schau nicht so besorgt. Runyon kennt diesen Ort wie seine Westentasche.«
    Rosalee spähte umher, und ich klammerte mich an ihre Mantelschöße wie ein ängstliches kleines Kind. Alles, was vom Licht berührt wurde, schien sich zu winden. Ich trug ein auberginefarbenes Kleid, das ich mir extra für die Beerdigung gemacht hatte. Ich passte mich so gut an die uns umgebende Dunkelheit an, dass ich mich unsichtbar fühlte. Wie ein Geist.
    »Pilze!« Rosalee kniete sich hin und pflückte ein paar vom Fuß eines toten Baums. Im Licht der Laterne erinnerte sie mich mit ihrem Korb an Rotkäppchen, das Mitbringsel für seine Großmutter sammelte.
    Etwas daran fand ich so komisch, dass ich lachen musste, bis mir schlecht wurde. Ich übergab mich ins Gestrüpp, wobei mir Lachtränen übers Gesicht liefen.
    »Oh nein.« Rosalee schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hab ich dir zu viele Freudentränen gegeben.«
    »Mir geht’s gut.« Ich wischte mir den Mund mit dem Taschentuch aus meinem BH ab und kicherte. »Wofür sind die Pilze?«
    »Für medizinische Zwecke. Aber wir sind nicht in den Dunklen Park gekommen, um Pilze zu holen, die wir überall bekommen könnten. Schau mal da.« Sie zeigte auf einen kurzen Baum, ein Zwerg zwischen den gewaltigen Kiefern, ein Zwerg mit seiner eigenen Sorte Nadeln.
    »Der Spindelbaum«, sagte Rosalee. »Sie nennen ihn Satans Füllfeder.«
    »Warum?«
    Sie zog sich schwarze Handschuhe an, brach einen roten Dorn von der Größe und Form einer Nähnadel von dem Baum ab und ritzte damit etwas in die benachbarte Kiefer. Der Dorn versengte die Rinde des Baums, als Rosalee schrieb: HANNA + ROSALEE = HEISS . Sie ging einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern. »Sieh dir diese perfekte Schreibung an. Die Rasselbande wäre so enttäuscht.«
    »Wer?«
    »Nicht so wichtig, Kleines.« Sie warf den gebrauchten, nicht mehr brutzelnden Dorn weg und brach einen anderen ab, den sie in einem Leinensack verstaute, von dem ich hoffte, dass es feuerfest war. Dann legte sie alles in ihren Korb. »Gehen

Weitere Kostenlose Bücher