Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet
Wunscherfüllungsseminaren sage ich noch ein mal: Es funktioniert nicht über Nacht! Es braucht Geduld, Ausdauer, festen Glauben, unerschütterliche Zuversicht und Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Übung macht noch immer den Meister oder wie die Hamburger sagen: »Von nix kommt nix.«
Hin zur Authentizität
Je mehr ich an mir selbst arbeite, desto mehr Themen de cke ich auf, von denen ich vorher noch nicht einmal wuss te, dass es sie überhaupt gibt. Und bestimmte Themen, die ich glaubte, bereits abgeschlossen zu haben, tauchen in einer neuen Version wieder auf – aber auf einer höheren Stufe. Man könnte also sagen, dass sich die spirituelle Entwicklung nicht geradlinig, sondern spiralförmig vollzieht. Je höher wir auf dieser Spirale aufsteigen und je tiefer wir unser eigentliches Wesen ergründen, desto mehr werden wir mit immer besser versteckten Strukturen konfrontiert.
Ein großer Irrtum besteht ja darin, dass man meint, irgendwann wäre die Arbeit an sich selbst abgeschlossen und alles wäre nur noch eitel Freude und Sonnenschein. Je mehr Antworten wir finden, desto mehr Fragen ergeben sich daraus. Auf eine neue Antwort kommen zehn neue Fragen. Je mehr ich weiß, desto weniger verstehe ich. Oder wie das Universalgenie Goethe sagte: »Mit dem Wissen wächst der Zweifel.«
Es geht nicht darum, irgendein abstraktes Ziel zu erreichen, sondern darum, ganz zu dem zu werden, der ich bin – also ganz authentisch zu sein.
Es geht bei der spirituellen Entwicklung nicht darum, einen halben Meter über dem Boden zu schweben, sich in seinem eigenen Heiligenschein zu sonnen, mit allen Menschen klarzukommen und ständig Gutes zu tun. Das ist meines Erachtens ein Riesentrugschluss innerhalb der spirituellen Szene. Es geht vielmehr darum, sich selbst und seine Sicht der Dinge zu verändern – und sie dann möglicherweise einfach zuzulassen.
Wenn mir einer blöd kommt, dann kann ich ihn – wenn das mein echtes Gefühl ist und ich mich dabei wohlfühle – freundlich anlächeln, woraufhin der andere vielleicht ebenfalls zu lächeln anfängt. Wenn ich aber das Gefühl habe, so geht es nicht, ich muss diesem Menschen klar aufzeigen, wo meine und seine Grenzen liegen – und das mein echtes Gefühl ist, mit dem ich mich wohlfühle –, dann muss ich das auch tun. Es ist ein Trugschluss zu glauben, ein spiritueller Mensch würde alles mit sich machen lassen und dabei ständig glückselig lächeln. Um noch einmal Erich Kästner zu zitieren: »Nie darfst du so weit sinken, von dem Kakao, durch den sie dich ziehen, auch zu trinken.« Das gilt auch für Erleuchtete und solche, die sich dafür halten.
Besonders schön finde ich das sogenannte Gelassenheitsgebet, das der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr während des Zweiten Weltkriegs verfasst haben soll. Es lautet: »Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
Es geht für mich also nie darum, irgendein abstraktes Ziel zu erreichen, sondern immer darum, ganz zu dem zu werden, der ich bin – also ganz authentisch zu sein.
Sobald ich eine Vorstellung davon habe, wie sich ein Weiser, ein Erleuchteter, ein spiritueller Mensch zu verhalten hat, entferne ich mich immer weiter von mir selbst und verliere mich in Äußerlichkeiten. Das führt ja so weit, dass die Sucher versuchen, so auszusehen wie der Meister, sie tragen die gleichen Gewänder, die gleichen Frisuren, eignen sich die gleichen Manierismen an, sprechen wie der Meister und so weiter. Sich selbst kommen sie so aber keinen einzigen Schritt näher.
Auch mit dem sogenannten positiven Denken kommt man keinen Schritt weiter, wenn man auf den Eisberg der negativen Gedanken einfach einen Schneeball positiven Denkens drauflegt. Wirksam bleibt nämlich immer der Eisberg. Und der Konflikt zwischen dem riesigen Bereich unbewussten negativen Denkens (dem Eisberg) und dem winzigen Bereich bewussten positiven Denkens (dem Schneeball) führt zu einem Konflikt, der sich nicht lösen lässt und irgendwann zur Explosion führen muss.
Alles, was in uns vorhanden ist, und zwar unabhängig davon, mit welchem Etikett wir es versehen, hat eine Daseinsberechtigung und möchte gesehen und anerkannt werden. Deshalb ist es die Aufgabe eines Menschen, der bewusst leben möchte, all diese verborgenen Anteile seiner selbst ans Licht zu bringen und sie alle vorurteilsfrei anzuschauen. Dann
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