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Bleib bei mir – bleib in Sydney

Bleib bei mir – bleib in Sydney

Titel: Bleib bei mir – bleib in Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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ersten Takte des Hochzeitsmarsches noch ab, und dann gehen Sie schön langsam los, geradeaus den Mittelgang entlang. Gehen Sie auf Richard zu. Schauen Sie nicht nach rechts oder links, das könnte Sie aus dem Takt bringen. Okay?"
    "Ja", flüsterte Leigh heiser. Sie wünschte, sie hätte einen Vater gehabt, an dessen Arm sie zum Altar hätte gehen können. Es war schrecklich, ganz auf sich gestellt zu sein und niemanden zu haben, der sie führte und vor all diesen Leuten vor Fehlern bewahrte. Aber ihr Vater lebte irgendwo in Italien. Außerdem war sie ihr ganzes Leben allein gegangen, dann würde sie es auch noch einmal schaffen, oder nicht?
    Geh auf Richard zu, wiederholte sie insgeheim Annes Aufforderung und hoffte, daraus Ruhe zu ziehen. Anne hatte Recht, sie durfte nicht nach rechts oder links sehen, denn die Bänke der Kathedrale waren voll besetzt mit Leuten, die zweifellos neugierig die Köpfe drehen würden, um die Braut zu bestaunen ... die Durant-Tochter, die vor sechs Jahren einfach verschwunden war. Neugier und Neid und vermutlich beträchtlicher Groll würden ihr entgegenschlagen, doch sie durfte nicht einen Gedanken daran verschwenden.

    Geh auf Richard zu ...
    Der Organist stimmte den Hochzeitsmarsch an. Anne trat zur Seite und schlug mit einer Hand den Takt. "Jetzt!" befahl sie, und Leigh ging los.
    Bleib im Takt, ermahnte sie sich. Schön in der Mitte gehen, auf Richard zu am Ende des Ganges. Ein schrecklich langer Gang. Rechts und links verschwommen Gesichter ... Du darfst nicht hinsehen. Sieh nur auf Richard. Und achte auf den Takt...
    Dann lächelte er sie an, und dieses Lächeln war wie ein Leuchtfeuer, das ihr die Richtung wies zu einem Ort der Zuflucht. Richard würde sich um sie kümmern. Sie musste nur zu ihm gelangen. Leigh erwiderte sein Lächeln. Den Kopf hoch erhoben, die Schultern gerade, wahrte sie entschlossen eine königliche Haltung, denn Richard sollte stolz auf seine Braut sein.
    Die Auserwählte ... das bin ich, dachte sie. Nicht mehr der Kuckuck im Nest, die Zurückgestoßene ... nein, die Auserwählte.
    Die Gesichter zu ihrer Rechten und Linken verschmolzen zu einer verschwommenen Masse.
    Erst als Le igh fast das Ende des Ganges erreicht hatte, nahm sie die beiden Frauen wahr, die zu beiden Seiten jeweils den Eckplatz in der ersten Reihe innehatten: zu ihrer Linken ihre Mutter, in einem eleganten lavendelblauen Ensemble, und zu ihrer Rechten ... war das Richards Mutter, die Dame in Lindgrün? Leigh spürte, dass ihr aus den Blicken beider Frauen starke Emotionen entgegenschlugen, die ihr Herz schneller schlagen ließen und sie abzulenken drohten.
    Nicht jetzt! ermahnte sie sich fest. Dieser Augenblick gehörte ihr, ihr und Richard. Die Mütter der beiden unehelichen Kinder, die heute hier heiraten würden, sollten das anerkennen.
    Sie sollten ihr, Leigh, an diesem Tag, kein schlechtes Gewissen machen ... diese Mütter, die ihren Kindern die Folgen ihres Fehltritts aufgehalst hatten.
    Dann streckte Richard ihr die Hand entgegen. Die Zuflucht war in Reichweite. Zögernd löste Leigh ihre Hand vom Brautstrauß, den sie so fest umklammert gehalten hatte, und legte sie in Richards. Die warme Berührung brachte Leigh wie aus einer Traumwelt auf den Boden der Wirklichkeit.
    Das war es. Richard nahm ihre Hand, um sie, Leigh, zur Frau zu nehmen. Von diesem Tage an ...
    Und plötzlich konnte sie ihm nicht in die Augen blicken. Sie sehnte sich nach Liebe und wusste, dass sie sie in Richards Augen nicht finden würde. Dies war ein Bühnenspiel, das perfekt inszeniert seinen Lauf nehmen würde. Es würde ein Triumph für Richard werden ...
    und sollte eigentlich auch einer für sie sein. Sie durfte diesen schalen Beigeschmack nicht zulassen. Richard war der Richtige für sie.
    Der Priester trat vor, um die Trauung durchzuführen. Leigh gab sich Mühe, sich auf die Worte zu konzentrieren und ihre Panik zu bezwingen. Ihre Stimme zitterte leicht, als sie die Worte des Ehegelübdes nachsprach. Richard dagegen sprach warm und zuversichtlich und schien jedes einzelne Wort auszukosten.
    "... zu lieben und zu achten ..."
    Leigh schloss die Augen und wünschte sich inständig, dass diese Worte wahr werden mögen. Liebe war nicht Teil ihres Abkommens, aber vielleicht würde sie ja mit der Zeit wachsen. Ihre gegenseitige Achtung voreinander stand außer Frage, doch Leigh sehnte sich nach Liebe. Aber wenn Richard ein mögliches Kind, egal, ob Junge oder Mädchen, als ihm
    "lieb und teuer" bezeichnet

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