Bleib bei mir – bleib in Sydney
romantischen Musik, während die geladenen Gäste von ihren Plätzen aus zusahen.
"Hast du diesen Song ausgesucht?" fragte Leigh.
Richard lächelte sie herzlich an. "Natürlich. Ich habe alles ausgewählt ... aber vor allem dich, Leigh."
Sie war tief gerührt. Richard schenkte ihr mehr Romantik, als sie sich hätte erträumen können. Und wenn er vielleicht auch nicht mit dem Herzen dabei war, so spielte er ihr zuliebe seine Rolle perfekt. Oder war das für ihn eine Frage des Stolzes? Leigh wusste es nicht, aber es war ihr in diesem Moment auch egal. Sie liebte Richard dafür, dass er sie wirklich zu seiner Königin machte.
Der Empfang war in allen Einzelheiten vorzüglich geplant. Das Brautpaar saß an einem Tisch mit Leuten, die offensichtlich zu Richards engsten Mitarbeitern in Lawrence'
ehemaligem Finanzimperium gehörten und sein besonderes Vertrauen genossen.
Dementsprechend war die Atmosphäre locker und entspannt. Auch die jeweiligen Ehefrauen gaben sich alle Mühe, die Braut des Chefs freundlich und herzlich in ihrer Mitte aufzunehmen, wofür Leigh ihnen sehr dankbar war.
Das Essen war selbstverständlich ausgezeichnet, der Champagner floss in Strömen, und die unvermeidlichen Tischreden waren schmeichelnd und humorvoll. In ihrer Hochstimmung vergaß Leigh sogar Carolines bissigen Seitenhieb, bis sie ihrer Schwester zufällig auf dem Weg zum Waschraum begegnete.
"Caroline, warte einen Moment", rief sie spontan.
"Die Braut befiehlt", lautete die verächtliche Antwort.
"Hör bitte damit auf", bat Leigh. "Ich möchte nur wissen, was du mit deiner Andeutung gemeint hast, Richard habe euch gezwungen, zu unserer Hochzeit zu kommen."
Caroline verdrehte die Augen. "Komm schon, Leigh, du weißt doch genau, wie das funktioniert."
"Bitte ... erklär es mir."
"Er ist der alleinige Testamentsvollstrecker. Er kann die Testamentsbestätigung seitens des Gerichts so lange hinauszögern, wie er will. Und inzwischen tanzen wir nach seiner Pfeife", sagte Caroline gereizt und fügte hasserfüllt hinzu: "Und jetzt auch nach deiner, wie ich annehme."
"Nein!" widersprach Leigh vehement. "Ich werde Lawrence' Spiel niemals spielen."
"Schön für dich", erwiderte ihre Schwester unbeeindruckt. "Aber das ändert nichts, oder?
Richard hat die Macht und die Finanzen in der Hand."
"Hat er gesagt, er werde dafür sorgen, dass die Bestätigung seitens des Gerichts hinausgezögert wird?"
Caroline zuckte die Schultern. "Er ist Daddys Mann."
"Nein, Caroline. Richard ist sein eigener Herr", entgegnete Leigh überzeugt. Sonst hätte er sie bestimmt nicht geheiratet.
"Aber vom gleichen Schlag", beharrte ihre Schwester.
Hatte sie Recht? Leigh wollte es abstreiten. Richard hatte kategorisch bestritten, ihre Familie wegen der Einladung unter Druck gesetzt zu haben. Carolines Annahme, dass er nach dem gleichen Schema handeln würde wie ihr Vater, musste nicht unbedingt zutreffen.
"Ich weiß nicht, wie das mit der Testamentsbestätigung abläuft, aber ich werde mit Richard über euer Erbe sprechen", sagte Leigh entschlossen. "Vielleicht kann er euch ja so etwas wie einen Vorschuss zukommen lassen."
"Zu welchem Preis?" höhnte Caroline verbittert.
Leigh begriff plötzlich, dass nicht nur sie unter Lawrence' Tyrannei tiefe Narben davongetragen hatte. Es hatte das Denken ihrer ganzen Familie vergiftet. Sanft drückte sie den Arm ihrer älteren Schwester. "Kein Preis, Caroline, ich schwöre es dir. Damit ist es ein für alle Mal vorbei. Du kannst jetzt ohne Angst deine eigenen Entscheidungen treffen. Fang an, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Es gibt keinen mehr, der dich daran hindert - weder ich noch Richard, noch irgendein anderer. Du bist jetzt frei."
Caroline blinzelte verwirrt; "Ich begreife das nicht. Warum hast du Richard geheiratet?"
"Weil ich ihn liebe."
"Du liebst ihn?" Caroline sah sie fassungslos an, und Leigh war selbst erstaunt über ihre Worte. War sie der Verlockung erlegen, Traum mit Wirklichkeit zu verwechseln?
"Ich ... wünsche mir, dass wir richtige Schwestern werden, Caroline", sagte sie beschwörend. "Ganz ohne Rivalität. Könnten wir das nicht versuchen?"
Der Blick ihrer Schwester wurde hart. "Du bist eine Närrin, Leigh. Richard ist ein Hai. Er hat sich offensichtlich für dich entschieden, weil er so leichtes Spiel mit dir hat."
"Das ist nicht wahr!"
"Wie kann man nur so blind und dumm sein!" Carolines Augen blitzten spöttisch. "Du solltest besser lernen, wie man dieses Spiel
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