Bleib bei mir – bleib in Sydney
Leigh freundlich lächelnd.
Richards Mutter blickte sie prüfend und skeptisch an. "Richard ist seinen Weg lange allein gegangen", bemerkte sie schließlich bedeutsam. "Ich bewundere Ihren Mut, ihn zu heiraten."
"Oh, Richard war immer überaus liebenswürdig zu mir", antwortete Leigh selbstbewusst,
"deshalb war es leicht, mutig zu sein."
"Liebenswürdig?" Mrs. Seymour sah ihren Sohn ungläubig an. Dann rang sie sich ein Lächeln ab und sagte: "Viel Glück, meine Liebe", und ging weiter.
Dieser kleine Zwischenfall dämpfte Leighs Freude, denn Richards Mutter glaubte zweifellos nicht an eine Liebesheirat. Aber kannte Mrs. Seymour ihren Sohn besser als Leighs Mutter ihre Tochter? Hatte eine der Mütter sich je Gedanken um die verletzten Gefühle des Kuckucks in ihrem Nest gemacht?
Leigh verdrängte diese Gedanken, denn im nächsten Moment stellte Richard ihr seine beiden älteren Brüder und deren Frauen vor. Er war also genau wie sie der Jüngste in seiner Familie gewesen. Auch die Glückwünsche der beiden Brüder wirkten eher gezwungen. Waren sie neidisch auf den Erfolg des Jüngeren? Auf jeden Fall sahen sie Richard bis auf das dunkle Haar überhaupt nicht ähnlich - sie waren kleiner und untersetzter und hatten braune Augen.
Ihnen auf dem Fuß folgten zwei halbwüchsige Mädchen, Richards Nichten, die begeistert von der Hochzeit schwärmten und sich bei ihrem Onkel überschwänglich für die Einladung bedankten.
Nach diesem netten Intermezzo folgte die Prozession von Leighs Schwestern, angeführt von Caroline.
"Ich freue mich, dass du gekommen bist, Caroline", begrüßte Leigh ihre scharfzüngige Schwester freundlich.
"Wir hatten keine andere Wahl, oder?" lautete die spöttische Antwort.
"Es war allein eure Entscheidung."
Caroline bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. "Wach auf, Leigh. Der Meister ruft, wir springen ... oder bezahlen."
War das nur eine ihrer üblichen Gemeinheiten, oder entsprach es tatsächlich der Wahrheit?
Leigh blieb keine Zeit, um nachzufragen, denn Nadine war bereits vorgetreten. "Nun, du hast uns heute wenigstens keine Schande gemacht", sagte sie mit neidischem Blick. "Das hat sogar Klasse, kleine Schwester."
"Danke, Nadine."
"Wirklich erstaunlich!" bekräftigte Vanessa nicht minder neidisch.
Und Felicity, die stets Kühle und Elegante, beugte sich vor und flüsterte Leigh zu:
"Hoffentlich kannst du diesen Standard aufrechterhalten. Richard wird es von dir erwarten."
"Ich werde mich bemühen, ihn nicht zu enttäuschen", erwiderte Leigh ruhig.
Schließlich die Konfrontation mit ihrer Mutter. Obwohl Leigh sich keine Illusionen machte, keimte Hoffnung in ihr auf, als Alicia Durant innehielt und den Blick nicht ohne Bewunderung über ihre jüngste Tochter gleiten ließ. Benommen schüttelte sie den Kopf. "Die absolute Wende", sagte sie leise. "Du wirst es nicht glauben, Leigh, aber ich finde es auf seltsame Weise anrührend." Unerwartet streckte sie eine Hand aus und streichelte Leigh die Wange. "Du bist also doch nicht umsonst geboren worden."
Leigh war die Kehle wie zugeschnürt. Sie war geboren worden, um Lawrence' Sohn zu sein.
Nun war sie die Frau seines Ersatzsohnes. War aus ihrem Versagen nun ein Erfolg geworden?
Alicia ließ die Hand sinken. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Mein Kind. Ich wünschte, Lawrence hätte das noch erlebt. Dein Auftritt ist ein Triumph, Leigh. Ich hoffe, du spielst die Rolle gut." Wehmut schwang in ihrer Stimme, als sie hinzufügte: "Viel besser, als ich es getan habe."
Anerkennung aus dem Mund ihrer Mutter? Nach all den Jahren? War das Lob nur an ihre Heirat mit Richard gebunden? Oder lag mehr hinter dieser Andeutung von Reue?
Alicia war fort, ehe Leigh auch nur ein Wort über die Lippen gebracht hatte.
"Alles in Ordnung, Leigh?"
Richards Frage schreckte sie auf. "Bestens! Ein interessanter Vergleich - deine Familie und meine."
Er betrachtete sie forschend. "Gibt es ein Problem?"
"Hast du sie gezwungen zu kommen, Richard?"
Er schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf. "Keine zehn Pferde hätten sie davon abgehalten.
Glaub mir, da war kein Druck nötig."
Es erschien ihr einleuc htend, deshalb glaubte sie ihm. Dennoch nagte Carolines Bemerkung immer noch an ihr.
Eine Band spielte auf, und ein Sänger stimmte gefühlvoll den Song "I've Finally Found Someone" an, als Richard Leigh an den Tischen vorbei auf die Mitte der Tanzfläche führte.
Dort nahm er sie in den Armomd tanzte mit ihr ganz allem zu der
Weitere Kostenlose Bücher