Bleib bei mir – bleib in Sydney
sie, Leigh, der Star sein würde, während sie, die Mutter, die Halbschwestern, zu bloßen Zuschauern degradiert waren!
Natürlich lag eine gewisse Gerechtigkeit darin, doch Leigh hätte bei ihrer Hochzeit gern auf das böse Blut verzichtet, das ihre Familie verbreiten würde. Nachdenklich blickte sie Richard an. Er hatte diese Hochzeit so geplant. Hatte er geglaubt, ihr so zu einer angemessenen Genugtuung für das erlittene Unrecht zu verhelfen?
"Warum hast du sie eingeladen, Richard?" fragte sie, bemüht, ihn zu verstehen.
"Aus vielen Gründen ... aber vor allem, weil ich wollte, dass sie dich so sehen, wie ich dich sehe."
"Und wie siehst du mich, Richard?" fragte sie überrascht.
Seine Augen leuchteten triumphierend auf. "Als meine Braut, meine Gefährtin, meine Königin ... und als solche wird man dir Referenz erweisen."
Stolz schwang in seiner Stimme. Er nahm Leighs Hand, die seinen Verlobungsring trug, und küsste sie, wobei sein Blick verriet, das er fest entschlossen war, sie nie wieder loszulassen.
"Ich brauche und ich will dich", hatte er ihr gesagt.
Leigh empfand genauso. Egal, welche Ziele Richard Seymour mit dieser Heirat verfolgte, er gab ihr das Gefühl, endlich wieder zu leben ... als hätte sie die letzten sechs Jahre wie in einem dumpfen Schlaf zugebracht.
"Sollte ich dich jetzt fragen, wie du mich siehst?" überlegte er neckend.
Vermutlich war es ihm gleichgültig, solange sie sich nur in seinen Plan einfügte. Dennoch fand Leigh es interessant, wie er reagieren würde. "Du bist ein Jäger", sagte sie schlicht.
Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. Doch er sah sie forschend an. "Du fühlst dich doch nicht in der Falle, oder?"
"Nein. Ich kann gehen, wann immer ich will. Du kannst mich nicht festhalten, Richard."
"Und warum dann ,ein Jäger'?"
"Ich bin nicht das eigentliche Ziel, das du anstrebst. Ich weiß nicht, was dieses Ziel ist, aber du jagst ihm nach, und ich bin sicher, schon sehr lange Zeit."
"Andere würden mich vielleicht einfach als ehrgeizig bezeichnen", wandte er ein.
Hinter seinem Ehrgeiz steckte mehr. Leigh hatte es schon mehrere Male in seinem Blick gesehen ... eine dunkle Leidenschaft, die in ihrem Bestreben nach Erfüllung grenzenlos war.
"Du hast mich nach meiner Meinung gefragt."
"Das habe ich, und deine Antwort war ... unberechenbar." Er betrachtete sie interessiert.
"Ich frage mich, wie viele Überraschungen du noch für mich bereithältst, Leigh."
"Vielleicht genügend, damit du unsere Ehe nie als selbstverständlich betrachtest", erwiderte sie in Hochstimmung, weil es ihr gelungen war, Richard tatsächlich mit etwas Unerwartetem zu konfrontieren.
Lachend küsste er ihr erneut die Hand. Seine blauen Augen blitzten neckend. "Eine Frau, mit der ich rechnen muss - was für eine faszinierende Vorstellung!"
In Wirklichkeit überspielte er natürlich nur, dass sie mit ihren Beobachtungen zu seiner Person einen wunden Punkt berührt hatte. Er war also doch nicht unberührbar! Wenn sie erst verheiratet waren, würde sie ihn vielleicht mit der Zeit genauso gut begreifen lernen, wie er sie verstand. Das war wirklich eine faszinierende Vorstellung!
Die Limousine bog in die Zufahrt des großen Luxushotels ein. Leigh war froh, dass sie sich für ihre Verhältnisse fein zurecht gemacht hatte. Sie trug eine schwarze Leinenhose und eine ebenfalls schwarze Tunika darüber, der ein handbemalter Seidenschal den nötigen Schick verlieh. Der beeindruckende Diamant an meinem Ringfinger wird das Übrige tun, versuchte sie sich zu beruhigen. Denn plötzlich beschlich sie eine ziemliche Panik bei dem Gedanken, das "The Regent" als Richard Seymours Verlobte zu betreten und von einer fremden Frau in den Ablauf ihrer eigenen Hochzeit eingewiesen zu werden.
Die Limousine hielt an. Sofort kam ein Portier herbei, um den hinteren Wagenschlag zu öffnen. Richard stieg als Erster aus und half Leigh dann beim Aussteigen. Der Portier begrüßte sie beide mit Namen und geleitete sie ins Foyer, wo sie bereits von Anne Lester erwartet wurden.
Eine vornehme Blondine in einem eleganten roten Kostüm erhob sich aus einem der Sessel in der Mitte des Foyers und kam lächelnd auf Richard und Leigh zu - offenbar entschlossen, Richard Seymour, koste es, was es wolle, zufrieden zu stellen, egal' was sie von seiner Auserwählten auch halten mochte. Leigh schätzte die Dame auf etwa Ende dreißig, eine Frau mit Stil und Erfahrung.
Richard stellte sie einander vor. "Leigh, das ist Anne Lester.
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