Bleib bei mir – bleib in Sydney
hatte, könnte er derartige Gefühle dann nicht auch auf sie ausweiten?
Sie hörte, wie der Priester die obligatorische Frage stellte, ob jemand unter den Anwesenden Einwände gegen diese Ehe vorzubringen habe, und hielt den Atem an. Würde eine ihrer Schwestern aufspringen und enthüllen, dass sie, Leigh, in Wahrheit keine Tochter von Lawrence Durant war?
Nichts regte sich. Leigh atmete erleichtert auf. Natürlich wäre Richard dieses Risiko niemals eingegangen. Zweifellos hatte er rechtzeitig für alle Eventualitäten Vorsorge getroffen. Der Jäger ließ sich durch nichts aufhalten.
Richard steckte ihr nun den goldenen Ring an den Finger.
"Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau."
Die Orgel ertönte erneut und erfüllte die Kathedrale mit jubelnden Klängen. Der Priester lächelte Richard zu. "Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
Richard legte Leigh einen Arm um die Taille und zog sie freudig -und triumphierend an sich. Seine Frau - ein wesentlicher Schritt zur Erfüllung von Lawrence Durants letztem Willen war vollbracht... umso bedeutsamer für ihn, da Leigh seine Wahl war und niemals Lawrence Durants gewesen wäre.
Leighs Herz pochte. Jetzt war sie an Richard gebunden, in guten und in schlechten Zeiten.
Sie hatte keine Ahnung, wohin der Weg sie führen würde, und der Fatalismus, der sie hierher gebracht hatte, wich plötzlich heftiger Panik und Angst.
"Sieh mich an, Leigh", sagte Richard leise.
Sie musste es tun ... es war besser, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Sie hatte sich ganz in die Hände dieses Mannes begeben und musste nun wissen, ob ihr Gefühl sie betrogen hatte ...
oder nicht. Langsam und zögernd blickte sie auf. Doch es war nicht der erwartete Triumph, den sie in Richards blauen Augen leuchten sah. Nein, er blickte sie so zärtlich und liebevoll an, dass es ihr Herz berührte. Dankbar erkannte sie, dass Richard bereit war, sich in jeder Hinsicht um ihr Wohl zu sorgen.
Er beugte sich herab und ließ die Lippen sacht und zärtlich über ihre gleiten ... für Leigh ein himmlisches Gefühl. Die Show konnte weitergehen, wie Richard es geplant hatte.
9. KAPITEL
Vor dem Empfang erwartete Leigh und Richard im Hotel neben dem offiziell bestellten Fotografen eine ganze Horde Pressefotografen und Reporter, die das Brautpaar mit Fragen bestürmten.
Leigh war überrascht und froh über Richards Antworten. Er bestritt geradeheraus jeden geschäftlichen Hintergrund ihrer Heirat und zeichnete stattdessen das Bild einer romantischen Liebesbeziehung. Leigh sei mit fünfzehn, als er sie kennen gelernt habe, schon etwas ganz Besonderes gewesen, und er habe sie nie aus den Augen verloren, auch nachdem sie sich entschieden gehabt habe, sich fern von ihrer Familie ein eigenes Leben aufzubauen. Er habe immer gewusst, dass sie die Frau sei, die er einmal heiraten werde, und gewartet, bis sie bereit dazu war.
Dabei lächelte er Leigh so gewinnend an, dass sie es fast selber glaubte. Gerührt ließ sie sich in ihren Antworten davon beeinflussen und bestätigte, es habe für sie nie einen anderen Mann gegeben als Richard, und dies sei der glücklichste Tag in ihrem Leben.
Zum Abschluss erklärte Richard kategorisch: "Leigh und ich gehören einfach zusammen."
Eine Liebesheirat. Von dieser offiziellen Darstellung derart in Hochstimmung versetzt, verlor Leigh jegliche Nervosität. Strahlend stand sie neben Richard am Eingang des Ballsaals, um die lange Reihe der Gäste zu begrüßen und ihre Glückwünsche entgegenzunehmen.
Richard stellte ihr jeden vor und fügte auch noch das eine oder andere erklärende Wort hinzu, sofern an die betreffende Person eine bedeutende Geschäftsbeziehung geknüpft war.
Die Familienangehörigen blieben hinter den übrigen Gästen zurück. Leigh wusste nicht, ob dies von Richard und Anne Lester bewusst so arrangiert worden war. Doch schließlich kam der Moment, da auch sie dem Brautpaar ihre Referenz erweisen mussten. Leigh fühlte ihre Nervosität zurückkehren, als Richard ihr seine Mutter vorstellte, die ohne Begleitung eines Ehemannes war. Sie war tatsächlich die Dame in Lindgrün und ähnelte ihrem Sohn sehr, wenngleich ihre Augen dunkelbraun waren.
"Perfekt inszeniert, wie immer, Richard", bemerkte sie mit einem kleinen, spöttischen Lächeln.
"Vielen Dank", erwiderte Richard förmlich. "Meine Frau, Leigh ... meine Mutter, Clare Seymour."
Kein privates, vertrauliches Wort zwischen Mutter und Sohn.
"Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Mrs. Seymour", sagte
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