Bleib bei mir, Greg
Wo soll ich denn eigentlich schlafen?“
„In deinem alten Zimmer natürlich. Wir werden morgen früh weiterreden.“
Minnie beobachtete, wie ihre Nichte den Raum verließ, und ihr Herz zog sich vor Mitgefühl für die junge Frau zusammen. Wer behauptete, dass Verliebtsein ein wunderbarer Zustand sei, war ein kompletter Narr. Die Liebe konnte auch sehr schmerzhaft sein, besonders, wenn man befürchtete, dass das Gefühl einseitig sein könnte.
Beide jungen Leute befanden sich im Moment in diesem unsicheren Stadium ihrer Beziehung. Die Situation wäre fast komisch, wenn sie nicht so schwierig wäre.
Minnie hatte nie in Betracht gezogen, dass Fiona Schottland eines Tages verlassen konnte. Fiona war ihre einzige Verwandte, ihre einzige Erbin. Wenn sie starb, würde Fiona dieses Haus und all ihren Besitz erben. Außerdem hatte sie bereits einen Fonds von1 ihren Eltern geerbt, der sie bis an ihr Lebensende versorgen würde.
Minnie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. „Ach, Robbie. Wenn du doch nur hier wärst und mir beistehen könntest. Du warst immer so klug, weit über deine Jahre hinaus. Ich werde nie aufhören, dich zu vermissen.“
Sie döste, bis sie ein Motorengeräusch in der Einfahrt hörte. Umständlich erhob sie sich aus dem Sessel und beeilte sich, zur Tür zu kommen. Es gab keinen Grund, warum man Becky und Fiona um diese Zeit noch stören sollte.
Minnie öffnete die Tür, gerade als Greg die oberste Stufe der Treppe erreicht hatte. Er blieb stehen und sah sie an.
„Sie haben eine Entschuldigung verdient, Mr. Dumas“, erklärte Minnie ganz direkt. „Kommen Sie bitte herein, damit ich mir keine Frostbeulen holen muss.“
Widerwillig trat er einen Schritt näher.
„Ich bin gekommen, um Fiona abzuholen“, erklärte er.
„Ja, ich weiß. Ich habe sie aber bereits vor einiger Zeit ins Bett geschickt. Bitte, kommen Sie doch herein.“
Als er an ihr vorbei das Haus betrat, nahm sie den Geruch von Bier wahr und nickte. Es war in seiner Situation verständlich, dass er einen Pub aufgesucht hatte. Wo hätte er sich auch sonst aufhalten sollen? Außerdem hatte das Bier seinen Ärger vermutlich etwas gedämpft.
Minnie führte ihn in die Bibliothek, in der das Feuer inzwischen fast heruntergebrannt war. Ohne zu fragen, ging Greg zum Kamin hinüber und legte einige Holzscheite nach.
„In der Kanne ist noch etwas Kaffee. Leider wird er mittlerweile kalt sein“, bot Minnie ihm an.
„Danke, ich möchte im Moment nichts trinken“, lehnte er ab, erhob sich und nahm in dem Sessel Platz, in dem Fiona vorher gesessen hatte.
„Normalerweise plaudere ich meine Gedanken nicht sofort aus. Es tut mir Leid, dass ich so unhöflich war und Sie gekränkt habe. Becky hat ein Gästezimmer für Sie hergerichtet. Sie müssen die Treppe hinauf und dann nach links gehen. Es ist die zweite Tür rechts.“
Greg lehnte sich vor. „Ich befürchte, dass Sie mir aus falschen Gründen ein Zimmer in Ihrem Haus anbieten, Miss Donald. Fiona und ich sind kein Paar. Wir haben nicht vor zu heiraten. Ich bin geschäftlich hier. Das ist alles.“
Sie nickte. „Ich weiß. Fiona hat mir alles erklärt, bevor sie schlafen ging.“
„Ich weiß, dass es unhöflich von mir war, so abrupt das Haus zu verlassen. Ich habe nur…“ Er hielt inne und suchte offensichtlich nach Worten.
„Sie wollten vermeiden, aus der Haut zu fahren. Und Sie hatten Recht.“ Sie lächelte. „Ich habe volles Verständnis für Ihr Verhalten.“
Er sah sie überrascht an und nickte. „Ja, so ungefähr war es“, gab er zu.
Sie lehnte sich zurück. „Und jetzt verraten Sie mir doch bitte, junger Mann: Wie kann ich Ihnen bei Ihren Nachforschungen helfen?“
„Indem Sie mir den Nachnamen eines Ehepaares nennen, deren Vornamen Moira und Douglas waren. Moira muss im Herbst 1978 drei Töchter zur Welt gebracht haben. Und Ihr Bruder war der Geburtshelfer.“
„Es tut mir Leid, aber in dieser Sache kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.
Das kann nicht in Craigmor gewesen sein, denn ich habe nie davon gehört.“
Er rieb sich das Gesicht und seufzte. Das Prasseln des Feuers war das einzige Geräusch im Zimmer.
„Aber ich bin neugierig“, fuhr Minnie fort. „Was haben Sie vor, wenn Sie die Information, die Sie brauchen, nicht finden?“
Er zuckte die Schultern. „Dann gäbe es für mich hier nichts mehr zu tun, und ich würde nach Hause fahren.“
„Ich wünschte, ich könnte Ihnen behilflich sein.“
„Ich auch. Man sollte doch
Weitere Kostenlose Bücher