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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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nicht zusammen gesehen werden.“
    „Das wäre kompliziert“, sagte Gracila. „Es wäre viel einfacher für uns beide, wenn wir unsere Zufluchtsorte getrennt halten und uns nicht treffen würden.“
    „Das wäre nicht nur unerträglich, sondern auch äußerst langweilig“, entgegnete Lord Damien. „Ich war bereits auf dem besten Weg, meine eigenen Gedanken eintönig und das ewige Alleinsein deprimierend zu finden.“ Er lächelte. „Ich glaube wirklich, daß Sie mir der Himmel geschickt hat.“
    „Ich finde es seltsam, daß Sie von Eintönigkeit und Depression sprechen“, sagte Gracila.
    „Wieso finden Sie das seltsam?“ fragte Lord Damien.
    „Weil man Sie immer als einen Menschen geschildert hat, der nichts anderes kennt als Lebenslust und Fröhlichkeit, der von schönen Frauen umgeben ist und …“
    Sie brach aß, denn sie sah, wie Lord Damiens Miene ernst wurde.
    „Verzeihen Sie“, sagte sie schnell. „Ich wollte Sie nicht verletzen.“
    „Sie haben ja nur die Wahrheit gesagt.“
    „Und warum macht Sie das unglücklich?“
    Lord Damien schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    „Glücklich sein zu wollen“, entgegnete er schließlich, „ist vielleicht zuviel verlangt. Aber einige Menschen, besonders Menschen wie Sie und ich, brauchen Geborgenheit.“
    „Das stimmt!“ rief Gracila. „Das stimmt wirklich! Das war der Grund, warum ich hierhergekommen bin. Ich wollte einfach das Gefühl haben, geborgen zu sein.“
    „Und ich bin hierhergekommen, weil Barons' Hall mir gehört. Weil dies das einzige Fleckchen Erde ist, zu dem ich wirklich gehöre. Die einzigen Wurzeln, die ich habe, sind hier.“
    „Und jetzt, wo Sie wieder zu Hause sind, ist da alles besser als vorher?“ fragte Gracila.
    „Wie kann es denn je besser sein?“ Seine Stimme klang plötzlich hart. „Barons’ Hall gehört zwar mir, aber es ist nicht meine Heimat. Ich habe keine Heimat. Ich bin wie ein ewiger Wanderer. Ich bin ein Mensch, der Geborgenheit und Schutz braucht und beides nicht findet.“
    „Ich verstehe, was Sie meinen, und vielleicht auch ein wenig von dem, was Sie empfinden“, sagte Gracila nach einer Weile. „Aber wenn Sie aus dem Grund nicht früher zurückgekommen sind, der Sie damals von zu Hause weggetrieben hat, dann sehen Sie die Dinge in reichlich übertriebenem Maße.“
    „Meinen Sie?“ fragte Lord Damien leicht spöttisch. „Haben Sie nicht eben selbst gesagt, daß Sie gehen müssen, wenn wir zusammen gesehen werden? Wo ist da denn die Übertreibung?“
    „Was mich anbelangt“, sagte sie, „so würde ich mich nicht vor dem fürchten, was in der Vergangenheit geschehen ist, sondern vor dem, was die Zukunft bringen kann.“
    „Das glaube ich Ihnen nicht“, erwiderte Lord Damien. „Sie oder zumindest Ihre Familie sorgen sich um Sie, weil ich einen miserablen Ruf habe und meine Vergangenheit mir ewig an den Fersen kleben wird.“
    „Ganz gleich, was Sie getan oder nicht getan haben, die Reaktion einer Familie würde immer dieselbe sein“, sagte Gracila. „Schließlich gehört es sich nun einmal nicht, daß ein junges Mädchen mit einem Mann unter demselben Dach lebt, nicht einmal, wenn der Mann blind, taub und einfältig wäre.“
    „Gott sei Dank bin ich das alles nicht“, sagte Lord Damien. „Aber ich bin unmoralisch, verkommen und gottlos.“
    Die Worte kamen Lord Damien so automatisch über die Lippen, daß Gracila lachen mußte.
    „Dann wissen Sie also, wie man über Sie redet? „, fragte sie.
    „Natürlich weiß ich das.“
    „Und wie sie samt und sonders den Klatsch genossen haben!“ sagte Gracila. „Seit ich denken kann, haben sie mit aufgeregten Stimmen von kaum etwas anderem gesprochen.“ Sie überlegte einen Augenblick lang und lächelte. „Ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll“, fuhr sie schließlich fort, „aber Sie haben so vielen Menschen Lebensfreude aus zweiter Hand geliefert, daß Ihre Verhaltensweise, wie sie nun auch gewesen sein mag, nicht total verwerflich sein kann.“
    Lord Damien sah Gracila an und brach schließlich in schallendes Gelächter aus.
    „Haben Sie sich das selbst ausgedacht, oder haben Sie das von jemandem übernommen?“ fragte er schließlich.
    „Sie scheinen zu vergessen, daß ich nicht über Sie reden sollte, geschweige denn mit Ihnen.“
    Lord Damien schüttelte den Kopf. „Wie hätte ich auch nur ahnen können, daß es jemanden wie Sie in dieser Welt gibt? Wenn ich Ihnen lange genug zuhöre, verfliegen alle

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