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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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wegbleibe, darf ich nicht mehr Spazierengehen.“
    „Wie, bitte?“ fragte Lord Damien. „Das verstehe ich nicht.“
    Gracila lächelte. „Dabei ist es doch ganz einfach. Millet und Mrs. Hansell wollen unter allen Umständen vermeiden, daß ich Ihnen begegne. Heute morgen durfte ich zum erstenmal das Haus verlassen, weil man der Meinung war, daß Sie weiter weggeritten sind und zum Mittagessen nicht erscheinen würden.“
    „Das hatte ich auch geplant“, sagte Lord Damien, „aber plötzlich fand ich es reichlich schwül und hatte keine Lust, irgendwo in einem Gasthaus zu essen. Ich wollte nach Hause, denn wenigstens an den Mahlzeiten ist in Barons’ Hall nichts auszusetzen.“
    „Aber wenn wir fast zur selben Zeit ankommen, dann wird Millet eine solche Angst haben, ich könnte Ihnen begegnet sein, daß ich bestimmt nicht mehr weggehen darf.“
    Lord Damien lächelte. „Ich habe begriffen“, sagte er. „Ich muß mich bis in den Nachmittag hinein mit leerem Magen durch die Gegend schleppen, damit Sie Ihre Ruhe haben.“
    Gracila lächelte und schlug die Augen nieder.
    „Aber“, sagte sie leise, „wenn Sie noch eine Weile hierbleiben, dann könnte ich doch schnell essen und zurückkommen.“
    „Würden Sie das tun?“
    „Gern – es sei denn, Sie wollen lieber irgendwo etwas zu sich nehmen.“
    Lord Damien lächelte. „Fasten ist gut für die Seele“, sagte er.
    „Sie scheinen sich viel mit Ihrer Seele zu beschäftigen“, erwiderte Gracila spöttisch. „Oder ist es eher Ihr Herz, das Ihnen Schwierigkeiten macht?“
    „Vielleicht sind Sie doch nicht vom Himmel gefallen, wie ich anfangs dachte, sondern Sie sind ein raffinierter kleiner Teufel, der mich quälen soll.“
    „In dieser Frage“, sagte Gracila, „überlasse ich Ihnen die Entscheidung und erlaube mir, mich zurückzuziehen.“
    Während sie sprach, stand Gracila auf, und auch Lord Damien erhob sich.
    Einen Augenblick lang sahen sie sich an, und Gracilas Herz klopfte so heftig wie nie zuvor.
    „Schwören Sie, daß Sie hierher zurückkommen?“ fragte Lord Damien schließlich.
    Gracila brachte kein Wort heraus.
    „Wenn Sie nicht zurückkommen“, fuhr Lord Damien fort, „nehme ich das ganze Haus auseinander, und jeder kommt ins Kreuzverhör.“
    „Sie haben mir Ihr Versprechen gegeben“, protestierte Gracila.
    „Und ich werde es halten, wenn Sie Ihres halten und sofort nach dem Essen wieder hierherkommen.“
    „Ich komme ganz bestimmt“, sagte Gracila. „Aber jetzt muß ich wirklich gehen.“
    Sie wandte sich ab.
    „Sagen Sie mir noch schnell Ihren Namen!“ rief Lord Damien hinter ihr her. „Ich muß doch wissen, wie Sie heißen, wenn ich an Sie denke.“
    „Gracila“, antwortete sie und lief davon.
    Später hätte sie sich die Zunge abbeißen mögen. Der Name war sehr außergewöhnlich, und durch ihn konnte sie sich verraten haben.
    Doch dann sagte sie sich, daß Lord Damien ihr sein Versprechen gegeben hatte und sich nicht nach einer Gracila erkundigen würde.
    Welch ein ungewöhnlicher Mann …
    Er war so anders, als sie erwartet hatte, was insofern nicht erstaunlich war, als die Schilderungen, die andere von ihm abgegeben hatten, natürlich völlig falsch waren.
    Und unmoralisch, verderbt und gottlos ist er auch nicht, dachte sie. Höchstens enttäuscht.
    Das war es auch, was sein Gesicht zeichnete. Die Enttäuschung.

4
     
     
    Lord Damien sah sich in der großen Bibliothek um, in der sein Vater immer gesessen hatte.
    Im Jahre 1700 hatte man mit ihrem Bau begonnen. Die Deckenbemalung stammte von Verrio. Auf halber Höhe des Raumes verlief ein Balkon, den man über eine Wendeltreppe erreichen konnte. Sein Geländer wie auch die Regale, die bis zur Decke gingen, und der große Schreibtisch waren aus Mahagoni.
    Aber all das konnte Lord Damien nicht bewundern, weil er es überhaupt nicht sah. Seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Er glaubte die Stimme seines Vaters zu hören.
    „So geht das nicht weiter, Virgil. Man redet über dich, und du weißt so gut wie ich, daß die Marquise in dieser Grafschaft viel zu einflußreich und vor allem bekannt ist, um es sich leisten zu können, in einen Skandal verwickelt zu werden.“
    Lord Damien hatte geschwiegen. Er hatte nichts dazu zu sagen gehabt.
    „Du wirst sie nicht mehr sehen“, hatte sein Vater erklärt. „Das ist ein Befehl. Hast du verstanden? Wenn du dich nicht daran hältst, schicke ich dich weg.“
    Lord Damien hatte gewußt, daß sein Vater keine leeren

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