Bleib cool Samantha
fragte Dauntra. »Mel, meine ich. Es gab wirklich eine Verschwörung.« Sie warf einen Blick auf das verspiegelte Fenster rüber, das Stans Büro vom Laden trennt und es Stan angeblich ermöglichen soll, Ladendiebe auf frischer Tat zu ertappen. Aber Dauntra ist davon überzeugt, dass es in Wahrheit dazu dient, uns Mitarbeiter zu überwachen. »Wenn der Staat anfängt, sich in das Privatleben seiner Bürger einzumischen und sich zum Beispiel plötzlich dafür interessiert, wie viel Zeit Familien miteinander verbringen, steckt da nie was Gutes dahinter. Das kannst du mir glauben.«
Ich wandte mich seufzend wieder meinen Unterlagen zu. Ich mag Dauntra und finde sie echt cool, aber manchmal verstehe ich sie nicht. Ich meine, wer hat denn bitte Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was die Regierung möglicherweise im Schilde führen könnte, wenn es so viele echte Probleme gibt, mit denen man sich herumschlagen muss? In meinem Fall zum Beispiel, dass mein Freund anscheinend davon ausgeht, dass ich während des Thanksgiving-Wochenendes mit ihm schlafen werde.
Ich dachte noch einmal daran, Dauntra zu fragen, was sie von meiner möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Entjungferung hielt.
Aber ich wusste genau, dass sie mir nur zureden würde, es zu tun. Klar wäre das eine Möglichkeit, endlich meinen Ruf als braves Mädchen loszuwerden, den ich in der Potomac Videothek hatte und den ich anscheinend nicht einmal durch meine schwarz gefärbten Haare abschütteln konnte.
Aber dass ich es meiner Schwester erzählt hatte, war eine Sache. Es meinen Kollegen im Potomac Video Store zu erzählen, war etwas ganz anderes. Zwar glaube ich trotz meiner Begeisterung für »Fletchers Visionen« nicht an Verschwörungstheorien… zum Beispiel glaubte ich nicht, dass Dauntra in Wirklichkeit eine verdeckte Spionin für »US Weekly« sein könnte, die alle intimen Details über meine Beziehung zu David sofort brühwarm an die Redaktion weitergeben würde. Nein, das glaubte ich echt nicht.
Aber trotzdem. Vielleicht hatte sie doch irgendwie recht. Es war wahrscheinlich wirklich vernünftiger, dem Staat – oder den Kollegen in der Potomac Videothek – keine Gelegenheit zu geben, sich in Privatangelegenheiten zu mischen. Es gibt Dinge, die bleiben besser privat.
Jedenfalls war das damals meine Einschätzung. Echt komisch, wie schnell man seine Meinung ändern kann.
H ier die Top Ten der beliebtesten Filme unter den Angestellten der Potomac Videothek:
10. Fight Club : Ein desillusionierter junger Mann lernt im Flugzeug einen Typen kennen, der ihm ein ganz neues Leben eröffnet. Brad Pitt, Edward Norton; 1990. Brad mit nacktem Oberkörper, Desillusionierung, Blut und Explosionen. Dieser Film kann gar nicht schlecht sein.
9. Wer die Nachtigall stört : Ein Anwalt verteidigt nach der Weltwirtschaftskrise im ultrakonservativen amerikanischen Süden einen Schwarzen, der fälschlicherweise der Vergewaltigung angeklagt ist, und bringt seinem Sohn und seiner Tochter bei, dass man keine Vorurteile haben soll. Gregory Peck, Mary Badham; 1962. Obwohl der Film schon uralt ist und schwarz-weiß, ist das Thema kein bisschen veraltet, sondern topaktuell, und eigentlich sollte jeder ihn gesehen haben.
8. Heathers : Ein Mädchen aus der In-Clique der Schule lernt einen rebellischen Außenseiter kennen, mit dessen Hilfe sie es ihren versnobten Freundinnen so richtig zeigt. Christian Slater, Winona Ryder; 1989. Jeder der behauptet, dass die Highschool in Wirklichkeit gar nicht so ist, wie in diesem Film dargestellt, ist ein elender Lügner. Enthält außerdem den unsterblichen Satz: »Ich liebe meinen toten schwulen Sohn.«
7. Donnie Darko : Einem Schüler erscheint immer wieder ein lebensgroßer Hase, der mit ihm spricht. Jake Gyllenhaal, Patrick Swayze; 2001. Okay, ich habe ihn nicht verstanden. Aber ich fand ihn trotzdem cool.
6. Napoleon Dynamite : Ein ziemlich kauziger Junge hilft dem neuen Schüler in seiner Klasse, Schulsprecher zu werden, und umwirbt das Mädchen seiner Träume. Jon Heder, Efren Ramirez, 2004. Beste Tanzszene der Filmgeschichte.
5. Saved – die Highschool-Missionarinnen : Ein Mädchen an einer christlichen Highschool wird von ihren Mitschülerinnen gemobbt. Jena Malone, Mandy Moore; 1999. Der Film ist fast so zum Totlachen wie »Star Camp – Bühne fürs Leben«.
4. Dogma : Zwei verbannte Engel versuchen, wieder in den Himmel zu kommen. Linda Fiorentino, Matt Damon; 1999. Alanis Morissette spielt Gott. Die Rolle ist
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