Bleib doch für immer!
Minestrone und zwei mit Schinken, Salat und Tomaten belegte Sandwiches.
„Magst du Glücksspiele?“, wollte Becca von Gavin wissen, als sie wieder allein waren.
„Nicht besonders. Aber ich gucke dir gern beim Spielen zu. Es sei denn, du tust das lieber allein.“
„Das sähe aber merkwürdig aus, findest du nicht? Schließlich sind wir doch frisch vermählt.“ Sie trank einen Schluck von ihrem Tee. „Ich würde mir ein Limit von fünfzig Dollar setzen.“
„Verlierst du viel?“
„Ich habe erst ein paarmal gespielt – meistens auf Junggesellinnen-Abschiedspartys. Aber ich bin noch nie mit mehr nach Hause gegangen, als ich eingesetzt habe. Wie ist es mit dir?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich gewinne meistens. Aber ich spiele nicht am Automaten, sondern Blackjack.“
Becca wischte das Kondenswasser von ihrem Glas. Auf der Fahrt hatten sie über ihre Kindheit gesprochen, aber ihr war aufgefallen, dass sie mehr erzählt hatte als er. War das seine Absicht gewesen?
„Du hast deine Schwestern erwähnt, Gavin. Sind sie älter oder jünger?“
Er zog sein Handy hervor und zeigte ihr ein Foto mit zwei Frauen und einem Baby. „Dixie ist drei und Shana fünf Jahre jünger als ich. Dix hat vor Kurzem geheiratet. Sie und ihr Ehemann sind gerade auf Hochzeitsreise.“
„Und Shana?“
„Sie ist alleinerziehend. Das da ist ihre Tochter Emma. Sie ist jetzt neun Monate.“
„Habt ihr euch als Kinder gut verstanden?“
Er steckte das Handy in die Tasche zurück. „Dix und ich schon. Shana hat immer ihr eigenes Ding gemacht. Trotzdem fühlten wir uns ziemlich verbunden, weil unsere Eltern eigentlich nie richtige Eltern waren. Als Kinder haben wir gegenseitig auf uns aufgepasst. Ein so enges Verhältnis wie du und deine Brüder haben wir jedoch nicht.“
„Eure Eltern haben sich nicht um euch gekümmert?“ Das konnte sie sich gar nicht vorstellen. Ihre waren immer für sie da gewesen.
„Nicht wirklich. Einerseits waren sie sehr streng. Sie stellten die Regeln auf und erwarteten von uns, dass wir uns daran hielten. Aber ansonsten waren wir uns selbst überlassen. Wenn wir etwas Verbotenes getan haben, wurden wir ziemlich hart bestraft. Ich habe vor allem gelernt, mich nicht erwischen zu lassen.“
Das Essen wurde serviert. Es duftete köstlich.
„Ich bin immer erwischt worden“, seufzte sie. „Wenn nicht von meinen Eltern, dann von einem meiner Brüder. Dafür habe ich die Freiheit genossen, als ich auf dem College war. Ich bin dauernd auf Partys gewesen, habe kaum geschlafen und meine Seminararbeiten erst im letzten Moment abgegeben. Erst im zweiten Semester habe ich mich an die Kandare genommen.“ Sie grinste verschmitzt. Auf dem College hatte es ihr sehr gut gefallen. „Hast du auch studiert?“
„Ja. Aber ich war ein Arbeitstier. Außerdem habe ich immer nebenbei gejobbt. Am Ende des Studiums hatte ich keine Schulden.“
„Das ist eine tolle Leistung. Was hast du denn studiert?“
„Biologie – und im Nebenfach Biochemie.“
„Ziemlich schwere Brocken.“
Er zuckte mit den Schultern. „Das Essen ist köstlich, findest du nicht?“
Becca merkte, dass er das Thema wechseln wollte. „Du hast gesagt, dass du zuvor in einem Krankenhaus gearbeitet hast. Was hast du denn da gemacht?“
Da er gerade den Mund voll hatte, konnte er nicht sofort antworten. „Was immer so anfiel. Ich war im Labor oder auf der Röntgenstation und sogar im OP.“
Eine ausweichende Antwort. „Bist du denn im Moment auf Arbeitssuche?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich brauchte eine Pause.“
Kurze Antworten, bei denen er ihr nicht in die Augen schaute. Er wollte also nicht darüber reden. Eine Weile aßen sie schweigend. Dann hielt sie es nicht länger aus.
„Warum arbeitest du für die Vermittlungsagentur?“
„Wie ich schon gesagt habe – ich bin im Moment arbeitslos. Deshalb hat meine Schwester mich ja gefragt, als das Angebot von der Agentur kam. Sie glaubte, das könnte etwas für mich sein. Auf der Highschool war ich nämlich in der Theatergruppe“, fügte er grinsend hinzu.
„Wohnst du in Sacramento?“
„San Francisco.“ Er nahm die Rechnung, die die Kellnerin auf den Tisch gelegt hatte, ehe Becca danach greifen konnte.
„Pendelst du immer hin und her?“ Die Fahrt dauerte etwa eineinhalb Stunden – zu lange, um sie zweimal am Tag zu bewältigen.
Statt zu antworten, stand er auf. „Komm. Wir wollen sehen, wie viel Glück du heute hast.“
Er bestand darauf, das Essen
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