Bleib doch für immer!
neben das Bett. „Für alle Fälle. Und trink Wasser, wenn du es bei dir behalten kannst.“
„Danke. Gute Nacht, ihr beiden.“
„Wenn es schlimmer wird oder du Schmerzen bekommst, weck mich.“ Gavin schloss die Tür hinter sich.
Weil Sam nicht ans Telefon ging, hinterließ Becca eine Nachricht auf seiner Mailbox. Und dann musste sie mit einer ganz neuen Situation zurechtkommen. Eine lange Nacht lag vor ihnen. Sie mochten einander. Sie hatten sich ein paarmal geküsst. Sie hatten einander schon halb nackt gesehen und berührt. Aber an jenem Tag, als Shana sie überrascht hatte, waren sie noch nicht allzu weit gekommen. Seitdem waren sie sehr vorsichtig gewesen, um nicht in Versuchung zu geraten.
Jetzt jedoch blieb ihnen keine Wahl. Würden sie einander widerstehen können?
Mussten sie es überhaupt?
„Möchtest du noch etwas aus der Küche?“, fragte Gavin auf dem Weg dorthin.
„Ich bin noch ganz satt vom Abendessen“, antwortete sie, während sie ihm folgte. Wie konnte er jetzt schon wieder Hunger haben? Aber dann sah sie, dass er nur ein Wasser aus dem Kühlschrank nahm. „Tja“, meinte sie. „Sieht ganz so aus, als hätten wir ein Problem.“
„Stimmt.“
„Ich kann im Sessel schlafen“, schlug sie vor. Hoffentlich widersprach er.
Er nahm einen Schluck Wasser und stellte das Glas ab. Ein paar Sekunden lang betrachtete er das Glas, ehe er den Blick hob. „Gut.“
Gut? Gut?! Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? „Ich gehe unter die Dusche.“ Enttäuscht machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand.
„Ich bleib noch ein bisschen hier sitzen – falls Eric etwas braucht.“
Fast hätte sie gestöhnt. Der Wunsch, mit Gavin zu schlafen, war so übermächtig gewesen, dass sie ihren Bruder fast vergessen hätte. Es war unmöglich, Sex zu haben, wenn Eric nebenan schlief – oder eben nicht schlief. Kein Wunder, dass Gavin sie so merkwürdig angeschaut hatte. Wahrscheinlich hatte er gedacht, sie habe den Verstand verloren.
Vielleicht hatte sie das ja tatsächlich, und der Stress der vergangenen Wochen war so intensiv gewesen, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
Becca duschte kurz. Anschließend schlüpfte sie in eine Flanellhose und streifte ein Top über. Ehe sie ins Wohnzimmer ging, zog sie einen Morgenmantel an. Gavin hatte das Licht bereits ausgeschaltet – bis auf eine Lampe im Flur für Eric, damit er den Weg ins Bad fand.
Allmählich hätte sie sich an Gavins Umsicht gewöhnen sollen, aber er überraschte sie immer wieder. Seitdem er zum ersten Mal in ihrer Wohnung gewesen war, hatte er ihr sämtliche Wünsche praktisch von den Augen abgelesen. Er hatte ihr viel mehr gegeben als sie ihm.
Sie war viel zu aufgewühlt gewesen, um an seine Bedürfnisse zu denken. Trotzdem war er aufmerksam geblieben, geduldig und tolerant. Er hatte dafür gesorgt, dass sie sich entspannte und ein bisschen zur Ruhe kam. Er hatte Essen für sie zubereitet, war mit ihr spazieren gegangen, hatte sie abgelenkt und zum Lachen gebracht.
Er hatte sogar für sie gelogen.
Sie entdeckte ihn auf ihrem Balkon, die Hände auf das Geländer gestützt, den Blick in die Ferne gerichtet. Der Mond schien hell auf ihn herab. Als sie näher kam, fuhr er sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Sie erschrak. War er frustriert? Enttäuscht? Hatte er seine Distanziertheit nur gespielt? War er bereit, seine Aufgabe zu Ende zu bringen?
Hatte sie zu viel von ihm verlangt?
Sie trat neben ihn ans Geländer. Er wandte sich ihr zu, ohne sie zu berühren.
„Ich habe beschlossen, auf der Couch zu schlafen“, verkündete er.
„Das kannst du nicht machen. Was soll Eric denken?“
„Wenn er mich sieht, werde ich einfach sagen, dass ich in seiner Nähe bleiben wollte.“
„Und im Schlafzimmer wärst du zu weit weg?“ Kaum hatte Becca die Worte ausgesprochen, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie hatte kein Recht, irgendetwas von ihm zu verlangen, und sein Vorschlag klang durchaus vernünftig.
Am liebsten hätte sie ihn berührt. Stattdessen verschränkte sie die Arme. „Tut mir leid. Das war nicht fair. Du hast so viel für mich getan. Ich bin dir sehr dankbar.“
„Ich habe das alles freiwillig getan, Becca. Aber nachdem ich deine Brüder kennengelernt habe, ist mir das Lügen immer schwerer gefallen. Ich mag sie nämlich. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe – nach allem, was du mir erzählt hast. Ich weiß nur, dass sie prima Jungs sind, und ich beneide dich um euer gutes
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