Bleib fuer immer - Darling
als wäre ich zu bedauern.
Anschließend muß ich jedesmal schnellstens nach Hause, damit Ian mich umarmen und mir sagen kann, daß ich schön bin. Ich rate dir, tu etwas gegen deine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Kuhmist, wenn du mit Diana konkurrieren willst."
"Na ja, dessen bin ich mir noch nicht sicher." Bryony biß sich auf die Lippe. "Ich muß erst mal über alles nachdenken."
"Gut, ich lasse dich jetzt in Ruhe. Die Zwillinge wollen nämlich gestillt werden. Glaub aber ja nicht, daß ich lockerlasse, Bryony Lester. Mein Interesse ist geweckt. Du und Jack Morgan
... wer hätte das gedacht!"
Bryony konnte lang nicht einschlafen. Zum erstenmal, seit sie das Himmelbett gekauft hatte, kam es ihr viel zu groß vor.
Das liegt daran, daß Harry nicht da ist, redete sie sich ein, wußte aber, daß es nicht stimmte. Schließlich hatte sie das Bett schon in New York gehabt, den Hund aber nicht, und hatte sich trotzdem nie so verloren gefühlt. Einsamkeit hat bei mir noch nie auf der Tagesordnung gestanden, dachte sie. Sie war bereits als Kind ziemlich selbständig gewesen, denn ihre Eltern hatten sie - bei aller Zuneigung - schon früh ermutigt, eigene Aktivitäten und Interessen zu entwickeln.
Und außerdem war Roger seit undenklichen Zeiten für sie dagewesen. Sie hatte ihn, als sie zehn Jahre alt gewesen war, auf ihrem ersten Schulball kennengelernt. Nach zwei Tänzen hatte Roger verkündet, sie sei das Mädchen, das er später einmal heiraten würde.
Nun sah es ganz so aus, als sollte er recht behalten. Roger Harper war intelligent, rücksichtsvoll und gut aussehend.
Bryony fühlte sich nie veranlaßt, mit ihm zu streiten. Es gab einfach nichts, worüber sie hätten streiten können. Selbst ihre Beziehungen zu anderen Männern hatte er immer gleichmütig hingenommen.
Dafür war Bryony ihm dankbar. Er war wie ein
Sicherheitsnetz, das ihr erlaubte, mehr Risiken einzugehen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Sie hatte sich allerdings geweigert, sich offiziell mit ihm zu verloben, bevor sie nach New York gegangen war, weil sie der Meinung gewesen war, sie würde sich, ohne Verlobungsring am Finger besser amüsieren, Es hatte gestimmt.
Dann schrieb Myrna ihr eines Tages, sie würde Zwillinge erwarten und deshalb jemand für ihr Innenarchitekturbüro in Hamilton brauchen, das andernfalls Bankrott machen würde, da sie nicht mehr genügend Zeit dafür erübrigen könnte.
Es war Winter, die Stadt kalt, und sie, Bryony, vermißte inzwischen berufliche Herausforderungen. Alle Welt verlangte in Schwarz, Weiß und Chrom gehaltene Einrichtungen, und diesen Stil verabscheute sie.
Bald nach Myrnas Brief traf Roger in New York ein - an einem grauen Tag mit Graupelschauern, abgasgeschwängerter Luft und Klie nten, die sich besonders gräßlich verhielten. Roger wies sie darauf hin, daß er ihr jahrelang treu gewesen sei, und meinte, es wäre an der Zeit, sich offiziell zu verloben. Zum erstenmal setzte er sie unter Druck, und es erschien ihr nur fair, endlich ja zusagen.
Und nun war sie mit ihm verlobt, lag schlaflos im Bett und versuchte vergeblich, sich sein Bild vor Augen zu rufen. Nur seine italienischen Anzüge sah sie vor sich, auf die er so stolz war. Na gut, ihr gefielen sie auch. "Dann kauf dir einen, und häng ihn in den Schrank", hatte Myrna ihr vorgeschlagen.
Bryony lächelte reuig. Ihre Freundin hatte irgendwie recht.
Nein, der Gedanke war nicht fair. Sie, Bryony, konnte doch nicht den idealen Verlobten - und eine schöne Zukunft -
aufgeben, nur weil ein anderer Mann sie geküßt hatte. Zum Kuckuck mit Jack Morgan!
Energisch knipste sie die Nachttischlampe an, stand auf und holte ihren einzigen Flanellpyjama aus der Kommode, den sie anläßlich eines Besuchs bei Freunden in Alaska erstanden hatte.
Sonst schlief sie immer nackt, weil sie es angenehm fand, Satin auf der Haut zu spüren, aber diese Empfindung konnte sie jetzt nicht brauchen. Nicht, wenn die erregenden Gedanken an Jack Morgan ihr keine Ruhe ließen.
Rasch zog Bryony den Pyjama an und fühlte sich, in rosa Flanell gehüllt, so sinnlich wie eine lauwarme Wärmflasche.
Genau das bezweckte sie.
Sie blickte zu Rogers Foto, das auf der Kommode stand, und er schien spöttisch zu lächeln. Wahrscheinlich über ihre Aufmachung. Ob er maßgeschneiderte italienische Schlafanzüge trug? Möglich wäre es.
Und Jack? Sie würde wetten, daß der überhaupt nie Pyjamas anhatte. Nein, daran durfte sie nicht denken.
Rogers Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher