Bleib fuer immer - Darling
wirkte selbstgefällig. Das war ihr bisher noch nie aufgefallen. Sie streckte dem Bild die Zunge heraus und drehte es darin einfach um.
"So kannst du stehenbleiben, bis ich mir sicher bin, was ich will, Roger", sagte Bryony laut. "Ich befürchte allerdings, daß ich damit ernste Schwierigkeiten haben werde."
5. KAPITEL
Auch Jack konnte nicht einschlafen. Schließlich schob er die Bettdecke weg, stand auf und zog die Jeans an. Er trug - wie Bryony vermutet hatte - tatsächlich keinen Schlafanzug. Dann ging er barfuß zur Hintertür, die in den Garten führte. Plötzlich tauchten Jessie und Harry auf und schlossen sich ihm an.
"Na gut, ihr beiden, ich wollte zwar allein sein, aber wenn ihr mir versprecht, nicht viel zu reden, dürft ihr mitkommen."
Das Gras war taunaß und die Nachtluft frisch. Jack empfand die Kühle als angenehm. Die Hunde gingen, jeder auf einer Seite, bei Fuß, und Jessie sah besorgt zu ihm auf.
"Schon gut, mir ist nur heiß", erklärte er ihr und kraulte sie hinter den Ohren.
Harry kam zu ihr und fuhr ihr mit der Zunge über die Nase.
Offensichtlich teilte er Jessies Besorgnis. Sie erwiderte seine zärtliche Geste. Die Hunde wurden allmählich unzertrennlich, und das war lachhaft.
"Der Junge paßt nicht zu dir, Jessie", sagte Jack streng.
Sie leckte Harry nochmals die Schnauze.
"Na gut, wenn du meinst..." Jack kickte nach einem Grasbüschel und stieß sich den Zeh an. Der Schmerz lenkte ihn kurzfristig ab, aber dann dachte er wieder - wie schon seit Stunden - an Bryony, und heißes Verlangen durchflutete ihn.
Er legte sich ins feuchte Gras. Der Tau fühlte sich kalt auf seiner nackten Haut an, aber das war Jack nur recht. Die Hunde sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
"Bryony würde es auch so machen", erklärte Jack. "Wenn ihr heiß wäre, würde sie sich Abkühlung verschaffen, egal wie.
Wenn sie ein Problem hat, denkt sie sich spontan eine Lösung aus und fragt dann erst nach den Konsequenzen. Wie viele Frauen kennt ihr beiden, die sich in aller Öffentlichkeit mit dem Schlauch abspritzen lassen, wenn ihre Sachen mit Kuhmist beschmutzt sind?"
Keine Antwort.
"Na seht ihr! Das schafft nur Bryony."
Jack schmiegte sich tiefer ins feuchte Gras. Die Hunde legten sich neben ihn. Sie verstanden ihn zwar nicht, merkten aber, daß er verstört war, und bekundeten ihr Mitgefühl.
"Das habe ich schon mal erlebt." Er stöhnte. "Ich empfinde Lust. Bryony ist die aufrege ndste Frau ..."
Genauso hatte er seine Exfrau Georgia anfangs eingeschätzt.
Jack dachte an den Abend, als er sie kennengelernt hatte. Er war zu Besuch bei Freunden in den Vereinigten Staaten, und sie luden ihn zu einer Ballettvorführung ein. Dort sah er Georgia tanzen und war sofort hingerissen von ihr. Einer seiner Freunde bemerkte es, und da er Georgia kannte, machte er Jack nach der Aufführung mit ihr bekannt.
Sie war die bezauberndste Frau, die Jack jemals gesehen hatte: ein lachendes, fröhliches Energiebündel - klein und zierlich. Von der Statur her also ganz anders als Bryony, die -
wie er schätzte - einen Meter siebzig groß war ...
"Trotzdem sind die beiden sich sehr ähnlich", sagte Jack laut und hing dann wieder seinen Erinnerungen nach.
Er war damals fünfundzwanzig Jahre alt. Schon beim zweiten Treffen bat er Georgia, ihn zu heiraten. Sie lehnte ab, weil sie Karriere machen wollte, und er kehrte traurig nach Australien zurück.
Zwölf Monate später setzte sie sich mit ihm in Verbindung und teilte ihm mit, daß sie sich das Bein schwer verletzt habe und nicht mehr tanzen könne. Falls er sie noch heiraten wolle ...
Natürlich wollte er.
Das war ein Fehler gewesen. Georgia wurde in Australien nicht heimisch, denn, sie trauerte ihrer Bühnenlaufbahn nach, dem Rampenlicht und der Bewunderung, die sie so lange genossen hatte. Für ihren Kummer und die Unzufriedenheit machte sie immer häufiger Jack verantwortlich.
Dann wurde Maddy geboren, und Georgia empfand nur Abneigung gegen das Baby. Trotzdem nahm sie es mit, als sie Jack schließlich verließ, denn in ihrer Erbitterung darüber, daß ihr eine glänzende Karriere und ein erfülltes Leben versagt geblieben waren, wollte sie ihm Kummer bereiten.
Das war ihr gelungen. Sechs schreckliche Jahre lang hatte er auf seine Tochter verzichten müssen ...
"Deshalb werde ich jetzt gar nicht erst anfangen, an Bryony zu denken, die ebenso extravagant ist", ermahnte Jack sich nun.
"Georgia wirkte auch glücklich und überschwenglich fröhlich,
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