Bleib für immer!: Roman (German Edition)
wieder zu verlieren.
Verdammt leichtsinnig, ich weiß.
»So leicht kommst du mir nicht davon«, vernehme ich eine Stimme hinter mir. Mein Magen macht einen kleinen Purzelbaum.
Erwartungsvoll wirble ich herum, aber vor mir steht nur Seb.
»Hol dir doch einen Stuhl.« Anstandshalber bemühe ich mich, nicht so enttäuscht zu wirken, wie ich bin. »Gefällt dir die Party?«
»Ein fantastisches Fest«, sagt er.
»Vermisst du deinen Billardtisch nicht?«
»Ach, einen Abend lang halte ich es auch ohne aus. Aber was ich fragen wollte: Dein Büro liegt nicht weit von meinem entfernt. Wir sollten uns wirklich mal nach der Arbeit auf ein Bier treffen. Oder vielleicht zum Mittagessen.«
Ich zögere.
»Komm schon«, sagt er. »Journalisten lehnen doch nie ein kostenloses Mittagessen ab.«
»Ach, du zahlst also?«, frage ich.
»Aber natürlich.«
Ich muss lächeln. Eine Beziehung möchte ich mit Seb nicht mehr haben, dessen bin ich mir ziemlich sicher, aber mit einem meiner Exfreunde befreundet zu sein, wäre mal etwas Neues für mich. Das könnte ich im Moment ganz gut gebrauchen.
»Klar«, willige ich deshalb ein. »Das machen wir auf jeden Fall.«
Als ich an meinem Glas nippe, entdecke ich Charlotte allein neben der Tanzfläche sitzen.
»Würdest du mich mal kurz entschuldigen, Seb? Ich muss nur jemanden etwas fragen.«
Es läuft »I Just Can’t Get You Out of My Head«, und wie nicht anders zu erwarten, steht Valentina mitten auf der Tanzfläche und kopiert mit Vorwärts- und Rückwärtszuckungen Kylies Videochoreografie, so gut das bei einer Größe von eins fünfundsiebzig eben geht.
»Valentina scheint eine Art Krämpfe zu haben«, sage ich zu Charlotte, als ich mich neben sie setze. »Meinst du, wir sollten einen Sanitäter holen oder sie einfach erschießen, um sie von ihrem Leiden zu erlösen?«
Charlotte kichert.
»Hast du keine Lust zu tanzen?«, frage ich sie.
Sie schüttelt lächelnd den Kopf. »Selbst wenn ich sechzig Kilo abnähme, würdest du mich niemals dazu bringen, so zu tanzen.«
»Das will ich doch hoffen. Für zwei Leute, die solche Bewegungen machen, wäre gar kein Platz. Am Ende würdest du noch jemandem ein Auge ausstechen.«
»Ich meine nur, ich hätte niemals das Selbstvertrauen mancher Leute.« Jetzt betrachtet sie meine Mutter und Bob, die mit den Armen um sich schlagen wie zwei mittelalterliche Hofnarren.
»Aber du hast jetzt allen Grund, selbstbewusst zu sein«, widerspreche ich. »Du siehst toll aus. Du hast jetzt schon so viel abgenommen.«
»Ich habe noch einen langen Weg vor mir, bis ich die goldene Mitgliedskarte bei den Weight Watchers kriege«, seufzt sie.
»Aber du wirst es schaffen. Mehr als das, da bin ich mir sicher.«
Sie nickt energisch. »Na klar schaffe ich es«, grinst sie. »Ich habe doch nicht ganz umsonst meine Milchshakes durch diese bescheuerte Cola light ersetzt.«
Unvermittelt kommt Valentina angesprungen wie ein Go-go-Girl und lässt sich theatralisch neben uns auf einen Stuhl fallen.
»Okay, ich gebe auf«, verkündet sie. »Falls es hier auch nur einen einzigen verdammten brauchbaren Junggesellen gibt, dann kann ich ihn verdammt noch mal nicht finden.«
»Möchtest du was trinken?«, fragt Charlotte.
»Nein«, sagt sie. »Seit Graces Hochzeit halte ich den Ball ein bisschen flacher. Mal unter uns gesagt, mir ging es nicht ganz so gut am nächsten Tag. Obwohl das wahrscheinlich am Rindfleisch lag, was bestimmt nicht Bio war. Und ich habe einen Bissen von dem Friséesalat als Vorspeise gegessen, was meinen Enzymen sicher nicht gutgetan hat. Ich hab euch doch schon erzählt, dass ich gegen Kopfsalat allergisch bin, oder?«
Charlotte nickt. »Jedenfalls sieht es dir überhaupt nicht ähnlich, Schwierigkeiten an der Männerfront zu haben, so viel ist sicher.«
Valentina verzieht das Gesicht. »Du willst doch wohl nicht andeuten, dass ich leicht zu haben bin?«
»Niemals«, erwidert Charlotte eilig. »Ich meinte nur, dass du normalerweise umschwärmt wirst.«
Das war offensichtlich die richtige Antwort.
»Das stimmt«, lächelt Valentina. »Obwohl – kann ich euch beiden ein Geheimnis anvertrauen?«
»Nur zu«, sage ich. Bei Charlotte versteht es sich von selbst, dass sie niemals etwas ihr Anvertrautes verraten würde.
Valentina strahlt. »Ich werde heiraten«, verkündet sie.
60
I CH WÜRDE JA VERSUCHEN, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Aber das ist schwierig, wenn man vor Schreck fast an seinem Eiswürfel
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