Bleib für immer!: Roman (German Edition)
erfüllte. Ich fand es toll, zu essen, was Jack für mich gekocht hatte; ich fand es toll, den schlechten Film zu sehen, den wir geliehen hatten; und ich fand es toll, mich aufs Sofa zu kuscheln. Nein, ich fand es wahnsinnig toll, mich aufs Sofa zu kuscheln.
An dem ganzen Abend gab es nur einen einzigen Haken – etwas, das mir nicht aus dem Kopf gehen will, selbst jetzt noch nicht. Jack ging ins Bad und währenddessen klingelte sein Handy. Ich wollte schon für ihn drangehen, als ich den Namen auf dem Display aufblitzen sah. Beth . Ich riss entsetzt die Augen auf und ließ es einfach klingeln. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tun sollte. Als er wieder ins Zimmer kam, hörte es auf.
»Äh, du hast gerade einen Anruf verpasst«, stotterte ich.
»Aha.« Er blickte auf das Display. »Danke.«
Prüfend musterte ich seinen Gesichtsausdruck, doch er verriet nichts.
»Willst du nicht zurückrufen?«, fragte ich so beiläufig wie möglich.
»Wenn es wichtig ist, wird er oder sie schon eine Nachricht hinterlassen.« Er zuckte ebenso beiläufig die Achseln.
Schon wollte ich mich erkundigen, ob es jemand war, den ich kannte – nur um zu testen, ob er die Wahrheit sagen würde -, doch dann überlegte ich es mir anders. Es könnte eine vollkommen harmlose Erklärung dafür geben. Beziehungsweise war ich mir sogar sicher, dass es eine gab. Deshalb konnte ich ihn nicht einfach ins Kreuzverhör nehmen. In einer Beziehung geht es um Vertrauen, zumindest stand das in jeder Zeitschrift, die ich jemals beim Friseur gelesen habe. Also muss ich ihm vertrauen. Auf jeden Fall.
Aber was, wenn er ein betrügerischer Schuft ist? Und ich falle auf ihn rein? O mein Gott. Mist. Mist. Mist!
Im Endeffekt hielt ich meinen Mund und stellte keine weiteren Fragen. Teils, damit Jack nicht dachte, ich wäre ein eifersüchtiger Kontrollfreak, der ihm nicht erlaubt, mit anderen Frauen zu sprechen.
Aber teils auch, weil ich mich vor den Antworten fürchtete.
Heute Abend klingle ich um sieben Uhr an Jacks Wohnungstür, nachdem ich mir schon wieder die Beine rasiert (so glatt über einen solch anhaltenden Zeitraum waren sie seit meinem ersten halben Lebensjahr nicht mehr) und nur gerade genug Make-up aufgelegt habe, um etwaige Makel zu überdecken, aber nicht so viel, dass ich zu aufgedonnert für einen Abend vor dem Fernseher wirke.
Er öffnet in Jeans und einem T-Shirt die Tür, das seine Armmuskeln so überdeutlich betont, dass ich sofort weiß, ich werde mich heute Abend auf nichts anderes konzentrieren können.
»Komm rein«, sagt er und nimmt mir den Mantel ab. Ein herrlicher Duft empfängt mich, der zur Abwechslung mal nicht von ihm kommt.
»Du magst doch thailändisches Essen, oder?«, fragt er, während wir in die Küche gehen, damit er seine Sauce umrühren kann.
»Und wie.«
Dann passiert irgendetwas, und ich weiß ehrlich nicht was, das unsere Unterhaltung abrupt beendet. Möglicherweise sind es die Gewürze, die auf unsere Sinne einströmen; oder aber, was wahrscheinlicher ist, die Tatsache, dass sich das hier seit Wochen angebahnt hat. Egal was, innerhalb von Sekunden nach meiner Ankunft liegen Jack und ich uns in den Armen und küssen – nein, nicht küssen, verschlingen – einander.
Während unsere Münder den anderen erforschen und sein Körper sich fest an meinen drückt, stolpern wir quer durch den Raum, bis wir neben der Küchentheke landen. Jack hebt mich auf einen der Barhocker und küsst jeden Zentimeter meines Schlüsselbeins, ich schlinge die Beine um seine Taille.
Entschlossen greife ich nach seinem T-Shirt und ziehe es ihm über den Kopf, um die glatten, gebräunten Muskeln seines Oberkörpers zu enthüllen.
Stück für Stück entkleiden wir einander, bis wir beide fast nackt sind. Jack ist in mir, und wir werden mitgerissen von einer Woge der Glückseligkeit, wie ich sie noch niemals erlebt habe.
Das rote Thaicurry kocht über, und der Reis wird matschig. Das Abendessen ist absolut ungenießbar.
Doch offen gestanden ist uns das beiden egal.
85
Meine Wohnung, Montag, 21. Mai
W IR HABEN ZWEI TAGE LANG keinen Fuß vor Jacks Wohnung gesetzt. Ganz im Ernst, ich habe nur darauf gewartet, dass die Vermisstenstelle sich nach einer intensiven achtundvierzigstündigen Suche meldet, nur um uns im Bett lümmelnd vorzufinden, genährt von nichts als Toast, schwarzem Kaffee und einer gesunden Portion Lust.
Heute Abend hatte ich die Spätschicht in der Redaktion, weshalb wir uns darauf geeinigt
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