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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Tür drei Diplome hängen sah.
    »Eigentlich gehören sie meinen Enkelsöhnen«, erklärte Annie. »Aber sie haben sie mir geschenkt. Sie wußten, daß mich mein vorzeitiger Schulabgang immer gekränkt hat; also haben sie mir alle noch am Tag ihrer Abschlüsse ihre College-Diplome geschenkt. Das oberste ist Calvins.«
    Jane holte ihre Brille vom Küchentisch und starrte mit großen Augen auf das Diplom. Es war von der Universität Michigan und besagte, daß Calvin J. Bonner als Bachelor der Naturwissenschaftlichen Abteilung… und zwar mit Auszeichnung… die Universität verlassen hatte.
    Summa cum laude.
    Jane griff sich an den Hals und wirbelte herum. »Cal hat seinen Abschluß summa cum laude gemacht?«
    »Das bedeutet, daß jemand besonders clever ist. Ich hätte gedacht, du als Professorin wüßtest das. Mein Calvin war schon immer furchtbar schlau.«
    »Er…« Sie schluckte, und mit einem Mal machte sich in ihren Ohren ein heftiges Dröhnen bemerkbar. »Worin hat er denn seinen Abschluß«
    »Hat er dir das denn nicht erzählt? Eine Menge Sportler nehmen möglichst einfache Kurse, aber mein Calvin nicht!
    Er hat seinen Abschluß in Biologie gemacht. Er ist immer gern durch den Wald gestreift und hat alles mögliche Getier vom Boden aufgeklaubt.«
    »Biologie?« Jane hatte das Gefühl, als hätte man ihr einen Hieb in den Bauch versetzt.
    Annie sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich finde es seltsam, daß du das nicht weißt, Janie Bonner.«
    »Na ja, wir haben uns bisher einfach nie über das Thema unterhalten.« Der Raum drehte sich um sie, und sie hatte das Gefühl, jeden Augenblick zusammenzuklappen. Sie drehte sich unbeholfen um, wobei sie sich heißen Tee über den Handrücken goß, und stolperte blind in die Küche zurück.
    »Janie? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Sie brachte kein Wort heraus. Der Griff des Bechers brach, als sie ihn in die Spüle fallen ließ. Mit vor den Mund gepreßter Hand kämpfte sie gegen ihr aufsteigendes Entsetzen an. Wie hatte sie so dumm sein können? Trotz all ihrer Schliche hatte sie genau die Katastrophe heraufbeschworen, die sie um jeden Preis verhindern wollte, und nun würde ihr Kind alles andere als normal!
    Mühsam klammerte sie sich an den Rand der Spüle, während sie all ihre rosigen Träume in der grausamen Realität untergehen sah. Sie hatte gewußt, daß Cal an der Universität von Michigan war, aber hatte nicht geglaubt, daß er das Studium ernsthaft durchzog. Nahmen Sportler nicht normalerweise an dem unvermeidbaren Minimum von Kursen teil und gingen dann ab, ehe es zur Abschlußprüfung kam? Die Tatsache, daß er das Biologiestudium mit höchster Auszeichnung an einer der prestigeträchtigsten Universitäten des Landes absolviert hatte, würde ihr Kind derartig belasten, daß es beinahe zuviel für sie war.
    Intelligenz neigte zum Mittelmaß. Diese Tatsache ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die eine Eigenschaft, die ihr an ihm gefallen hatte – seine Beschränktheit –, war nichts weiter als eine Illusion, die er mutwillig aufrechterhalten hatte. Da sie sein Spiel nicht durchschaute, war ihr Kind nun zu demselben einsamen Leben verurteilt wie sie selbst!
    Panik schnürte ihr die Kehle zu. Ihr kostbares Baby würde ein Eierkopf, genau wie sie.
    Das durfte sie nicht zulassen. Eher würde sie sich umbringen, als ihr Kind diesem Schicksal auszusetzen. Sie zöge fort und nähme das Baby mit nach Afrika, an irgendeinen abgelegenen, primitiven Ort. Das Kind würde von ihr selbst unterrichtet, so daß es niemals erführe, wie grausam das Zusammensein mit normalen Kindern war.
    Hinter ihren Augen wallten heiße Tränen auf. Was hatte sie nur getan? Warum ließ Gott so ein bitteres Los zu?
    Annies Stimme durchbrach ihr Selbstmitleid. »Das wird Calvin sein. Ich habe dir ja gesagt, daß er kommen würde, um dich abzuholen, wenn du nicht rechtzeitig zu Hause bist.«
    Sie hörte das Krachen einer Wagentür, und dann donnerten Schritte über die Veranda.
    »Jane! Wo steckt sie, verdammt noch mal?«
    Jane stürzte ins Wohnzimmer. »Du Lump!«
    Mit wutverzerrtem Gesicht baute er sich vor ihr auf.
    »Mein liebes Weib, ich finde, daß du mir eine Erklärung schuldig bist!«
    »Gott, ich hasse dich!«
    »Nicht mehr als ich dich!« Aus Cals Augen schössen Blitze und etwas anderes, das mit einem Mal so deutlich war, daß Jane sich fragte, wieso es ihr nicht bereits viel früher aufgefallen war – klare, beißende Intelligenz!
    Am liebsten hätte sie sich auf ihn

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