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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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umgekrempelt hatte, so daß man durch ihre helle Strumpfhose hindurch gute zehn Zentimeter ihrer Oberschenkel sah. Sie hatte angenommen, daß, verglichen mit den jungen, langbeinigen, aerobicgestählten Hüpfern, denen er normalerweise den Vorzug gab, ihre vierunddreißigjährigen Schenkel ohnehin kein besonderes Labsal waren; doch dem anerkennenden Blitzen in seinen Augen nach zu schließen gefiel ihm ihr Äußeres vielleicht doch.
    Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor derart verwirrt gewesen zu sein. Gestern nacht hatte sie das Gefühl gehabt, als durchliefe sie die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen. Als sie in der Küche geplaudert hatten, erwuchs in ihr ein vollkommen unerwartetes Gefühl der Vertrautheit. Außerdem hatte sie Fröhlichkeit, Zorn und Lust verspürt, wobei letztere Empfindung die beunruhigendste war.
    »Mir gefällt dein Haar«, sagte er unvermittelt.
    Sie hatte den Knoten gelöst, die Brille abgenommen und außerdem doppelt soviel Zeit wie gewöhnlich auf ihr Make-up verwendet. Der Art nach zu urteilen, in der er sie musterte, gefiel ihm offenbar mehr als nur ihr Haar. Dann jedoch runzelte er die Stirn.
    »Und daß du dich heute abend ja so benimmst wie abgesprochen, hast du mich verstanden?«
    »Klar und deutlich.« Und um sich nicht unterkriegen zu lassen, fügte sie spitz hinzu: »Willst du mir nicht vielleicht lieber deinen Mantel über den Kopf stülpen, damit mich nicht zufällig einer eurer Nachbarn sieht? Aber was sage ich denn! Falls mich jemand entdeckt, kannst du mich ja einfach als die Mutter einer deiner Freundinnen vorstellen.«
    Er packte ihren Arm und zerrte sie zur Tür. »Eines Tages klebe ich dir dein vorlautes Maul noch mit Paketband zu.«
    »Zu spät! Bis dahin bist du längst tot! In der Garage habe ich eine elektrische Heckenschere entdeckt.«
    »Dann fessele ich dich eben, sperre dich in einen Schrank, werfe ein Dutzend halbverhungerte Ratten dazu und schließe ab.«
    Anerkennend lüftete sie die Brauen. »Wie originell!«
    Knurrend öffnete er die Tür.
    »Wir sind hier«, rief Lynn.
    Cal führte sie in ein atemberaubendes Wohnzimmer, das, abgesehen von einigen wenigen pfirsichfarbenen und minzgrünen Akzenten, ganz in Weiß gehalten war. Jane hatte jedoch kaum Gelegenheit, sich umzusehen, da ihr Blick bereits beim Betreten des Raumes auf einen der bestaussehendsten Männer dieses Universums fiel.
    »Jane, das ist mein Bruder Ethan.«
    Er trat vor sie, nahm ihre Hand und sah sie aus freundlichen, blauen Augen an. »Hallo, Jane! Wie schön, dich endlich kennenzulernen.«
    Sie merkte, daß sie dahinschmolz, und vor lauter Überraschung vergaß sie beinah eine Erwiderung seines Grußes.
    Konnte dieser blonde, fein gemeißelte, herzliche Mensch wirklich Cals Bruder sein? Als sie ihm in die Augen sah, wallten dieselben Gefühle in ihr auf wie beim Anblick neugeborener Babys oder eines Porträts von Mutter Teresa.
    Unauffällig blinzelte sie in Cals Richtung, um festzustellen, ob ihr vielleicht bisher irgend etwas Wichtiges entgangen war.
    Er zuckte mit den Schultern. »Du brauchst mich gar nicht so anzuglotzen. Keiner von uns versteht, wie es dazu gekommen ist.«
    »Wir nehmen an, daß er vielleicht gleich nach der Geburt verwechselt worden ist.« Lynn erhob sich von der Couch. Ständig bringt er die ganze Familie in Verlegenheit.
    Wir anderen sind natürlich keine Tugendschafe, aber im Vergleich mit ihm stehen wir noch schlechter da.«
    »Aus gutem Grund!« Ethan bedachte Jane mit einem unschuldigen Blick. »Hier versammelt sich die reinste Satansbrut.«
    Inzwischen war Jane mit dem Bonnerschen Sinn für Humor einigermaßen vertraut. »Und du raubst in deiner Freizeit heimlich alte Damen aus.«
    Ethan wandte sich lachend seinem Bruder zu. »Da hast du ja endlich mal ein anderes Kaliber erwischt.«
    Cal murmelte etwas Unverständliches und schickte ihr ein Warnsignal, das sie daran erinnerte, daß sie mit ihrem Verhalten wohl kaum seiner Anordnung entsprach. Sie hatte ihm doch versprochen, möglichst unhöflich zu sein … aber bisher war ihr die Bedeutung dieser Zusage gar nicht klar gewesen.
    »Dein Vater mußte zu einer Entbindung«, ließ Lynn sich vernehmen. »Aber ich nehme an, daß er jeden Augenblick zurückkehrt. Betsy Woods drittes. Du erinnerst dich sicher an sie; mit ihr warst du auf deinem ersten College-Ball. Ich glaube, dein Vater hat die Babys sämtlicher ehemaliger Freundinnen von euch Jungs auf die Welt gebracht.«
    »Dad übernahm seinerzeit die

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