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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wunderbar«, murmelte Ethan, woraufhin Jane vor Verlegenheit errötete, und Cal, der zu spüren schien, daß es brenzlig wurde, kam auf Ethans Skiurlaub zu sprechen.
    Kurz darauf nahm man zum Essen Platz. Jane gab sich die größte Mühe, gelangweilt auszusehen, während sie gleichzeitig jedes Detail in sich aufsog wie ein Schwamm.
    Sie beobachtete die liebevollen Frotzeleien zwischen den beiden Brüdern und die bedingungslose Liebe, mit der Jim und Lynn ihren Söhnen begegneten. Trotz der Probleme zwischen ihren Schwiegereltern hätte sie alles darum gegeben, Teil dieser Familie zu sein statt die Tochter des gleichgültigen Vaters, bei dem sie aufgewachsen war.
    Mehrere Male wandte sich die Unterhaltung Jims Arbeit zu: Er sprach über interessante Fälle, die er gehabt hatte, oder er stellte neue medizinische Verfahren dar. Jane hielt seine Beschreibungen für zu blutrünstig als Tischgespräch; aber da außer ihr niemand Anstoß daran zu nehmen schien, war dies wohl für alle ein ganz normales Thema.
    Vor allem Cal hakte immer wieder nach.
    Doch Lynn faszinierte Jane am meisten. Im Laufe der Mahlzeit sprach sie von Kunst und Musik sowie von einer Diskussion der Lesegruppe, in deren Rahmen man unter ihrer Leitung einen neuen Roman besprach. Außerdem war sie eine hervorragende Köchin, so daß Jane immer mehr in sich zusammensank. Ob es wohl irgend etwas gab, das die Fähigkeiten dieses ehemaligen Mädchens vom Lande überstieg?
    Ethan wies zu der Kristallvase, in der ein Arrangement aus Lilien und Orchideen stand. »Woher hast du die Blumen, Mom? Seit Joyce Belik ihren Laden nach Weihnachten geschlossen hat, ist mir hier so was nie mehr aufgefallen.«
    »Ich habe sie am Donnerstag aus Asheville mitgebracht.
    Die Lilien werden allmählich etwas welk, aber ich freue mich trotzdem immer noch an ihnen.«
    Zum ersten Mal seit Beginn der Mahlzeit richtete Jim das Wort direkt an seine Frau. »Erinnerst du dich noch daran, wie du den Tisch nach unserer Hochzeit immer dekoriert hast?«
    Sie sah ihn einen Augenblick reglos an. »Das ist so lange her, daß ich es vergessen habe.«
    »Aber ich weiß es noch.« Er wandte sich an seine Söhne.
    »Eure Mutter hat aus irgendeinem Garten Löwenzahn geklaut, ihn in ein altes Gurkenglas gestellt und ihn mir, wenn ich vom College kam, präsentiert, als wäre es exotisches Gewächs. Sie konnte sich über ein Glas Wiesenblumen freuen wie eine andere Frau über einen erlesenen Rosenstrauß.«
    Jane fragte sich, ob Jim seine Frau durch die Erinnerung an ihre bescheidene Herkunft in Verlegenheit bringen wollte; aber falls das seine Absicht gewesen war, hatte er sich verkalkuliert. Lynn wirkte nicht im geringsten betreten, wohingegen seine eigene Stimme eine überraschende Wehmut ausdrückte. Vielleicht empfand Jim Bonner ja gar nicht Verachtung für die einfache Familie seiner Frau?
    »Du bist immer furchtbar wütend geworden«, sagte sie.
    »Was ich dir wohl kaum verdenken kann. Unkraut auf dem Eßtisch!«
    »Aber sie hat nicht nur Blumen als Tischschmuck benutzt. Ich erinnere mich an anderes: einmal hat sie ein paar Steine, die sie hübsch fand, geschrubbt und in ein Vogelnest aus dem Wald gelegt.«
    »Und vollkommen richtig hast du bemerkt, daß ein Vogelnest auf dem Küchentisch unhygienisch ist, und dich geweigert zu essen, ehe es nicht im Mülleimer verschwand.«
    »Ja, das stimmt.« Er legte die Finger um den Stil seines Weinglases und runzelte die Stirn. »Vielleicht war es unhygienisch, aber auf alle Fälle auch hübsch.«
    »Also bitte, Jim, nun übertreib nicht.« Ihr kühles, doch zugleich gelassenes Lächeln zeigte, daß sie den Strom alter Gefühle nicht teilte, der in Jim aufstieg.
    Nun sah ihr Schwiegervater seiner Frau offen ins Gesicht. »Du hast hübsche Dinge schon immer gemocht.«
    »Das ist so geblieben.«
    »Aber jetzt müssen sie Designernamen tragen.«
    »Was dir ebenfalls wesentlich besser gefällt als der Löwenzahn oder das Vogelnest.«
    Trotz ihres Versprechens, sich von der Familie zu distanzieren, ertrug Jane den Gedanken an eine Fortführung dieser unerquicklichen Unterhaltung nicht mehr.
    »Wie sind Sie in den ersten Jahren nach Ihrer Hochzeit überhaupt über die Runden gekommen? Cal hat gesagt, Sie hätten überhaupt kein Geld gehabt.«
    Cal und Ethan tauschten einen Blick aus, aufgrund dessen Jane sich fragte, ob sie vielleicht ein Tabu berührt hätte.
    Hm, ihre Frage mußte wohl allzu persönlich gewesen sein – aber da sie sich ohnehin unbeliebt

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