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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Mund verziehen. Und aus irgendeinem unverständlichen Grund schien Judith trotz ihrer Täuschungsmanöver und ihrer raffinierten Machenschaften genau das zu sein, was er sich wünschte. Und wenn es so war, dann würde er versuchen müssen, ihre negativen Charakterzüge mit mehr Fingerspitzengefühl in den Griff zu bekommen, als er bisher gezeigt hatte. Und was er an Judith nicht ändern konnte, würde er eben akzeptieren müssen.
    Aber zuerst mußte er sie zurückholen. Der erste Schritt war eindeutig. Falls er erfolglos verlief, war der nächste Schritt weniger klar.
    Gregson verkündete, daß die Kutsche Seiner Lordschaft vor der Tür stände.
    »Danke. Lady Carrington ist aufs Land gefahren, um eine kranke Tante zu besuchen.«
    »Ja, Mylord, das hat mir Cheveley bereits gesagt. Wissen wir schon, wann Ihre Ladyschaft zurückkehren wird?«
    »Wenn es der kranken Tante bessergeht, vermute ich«, erwiderte Marcus gereizt und schob seine Arme in den Kutschmantel mit der schweren Pelerine, den Gregson ihm hinhielt.
    Marcus fuhr zur Albemarle Street. Es war elf Uhr - hoffentlich noch zu früh für Sebastian, um bereits das Haus verlassen zu haben. Marcus' Vermutung stimmte insofern, als sein Opfer beim Frühstück saß, nachdem es nach einem kurzen Ausflug nach Kensington wieder in seine Wohnung zurückgekehrt war.
    »Guten Morgen, Marcus.« Sebastian erhob sich vom Tisch, als sein Diener seinen Schwager ankündigte. »Frühstück gefällig?« Er wies auf den gedeckten Tisch.
    »Nein, ich habe schon gefrühstückt. Wo ist sie, Sebastian?«
    »Ich dachte mir schon, daß dies der Zweck deines Besuchs ist.« Sebastian setzte sich wieder. »Es macht dir doch nichts aus, wenn ich weiter...«
    Marcus schlug ärgerlich mit der Peitsche gegen seine hohen Reitstiefel. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Sebastian. Wo ist sie?«
    »Nun, da liegt die Schwierigkeit«, murmelte sein Gastgeber und griff nach einem Humpen Ale. »Ich kann es nicht sagen, verstehst du?«
    »Sie ist natürlich zu dir gekommen?«
    »Natürlich.« Er trank einen Schluck Ale.
    Marcus schaute sich im Zimmer um. Wenn Judith irgendwo in der Nähe war, würde er es wissen, würde es in den Knochen und durch seine Haut hindurch spüren. Sie hatte diese Wirkung auf ihn, und sie schien sich zu verstärken, je länger er mit ihr zusammenlebte. Er wußte, sie war nicht mehr in der Wohnung ihres Bruders.
    »Nimm's mir nicht übel, wenn ich das sage, aber du bist anscheinend nicht sehr feinfühlig gewesen«, bemerkte Sebastian, während er von seinen gebratenen Nieren kostete.
    »Ich bin bereit, das zuzugeben«, sagte Marcus. »Aber die Herausforderung war überwältigend.«
    Sebastian runzelte die Stirn. Er hatte sich die Sache inzwischen viele Stunden lang durch den Kopf gehen lassen, während seine Schwester schlief. Judith hatte er nichts davon gesagt, aber er war zu dem Schluß gekommen, daß eine gewisse Einmischung nur zu ihrem Besten sein konnte. Natürlich wäre es auch in seinem Interesse, wenn Judiths Ehe wieder gekittet wurde. Er konnte Gracemere nicht ohne Judiths Hilfe ruinieren, und solange sie Gracemere nicht erledigt hatten, konnte er Harriet keinen formellen Antrag machen. Er hatte lange Zeit mit den Problemen gerungen, bis er sich selbst davon überzeugte, daß sein Eingreifen ganz sicher ebensosehr zu Judiths Vorteil wäre wie zu seinem eigenen.
    »Wenn du nicht von Anfang an die falschen Schlüsse gezogen hättest, hätte es für Judith keinen Grund gegeben, dich herauszufordern«, sagte er zögernd.
    »Vielleicht solltest du mir das näher erklären.« Marcus setzte sich, während er nervös mit der Peitsche gegen seine Stiefel klopfte und seinen Schwager eindringlich anblickte.
    »Ju hatte keine Ahnung, wer im Schankraum dieses Gasthofs war, nachdem ihr beide...« Sebastian winkte ab, statt den Satz zu beenden.
    Marcus war plötzlich sehr still. »Aber sie sagte, sie hätte es gewußt.«
    »Hat sie das? Bist du sicher, daß sie es gesagt hat?« Sebastian strich Butter auf ein Stück Toast, ohne seinen Besucher anzusehen.
    Marcus überlegte. Er hatte sie in der kleinen Schlafkammer am Morgen der Schlacht von Waterloo gefragt, und sie hatte geantwortet... halt, nein, sie hatte überhaupt nichts gesagt. Er hatte sie gefragt, und sie hatte es nicht abgestritten.
    »Aber wenn sie es nicht wußte, warum hat sie mir dann nichts davon gesagt?«
    »Nun, um das zu begreifen, mußt du Ju und ihre exzentrischen Grundsätze besser verstehen, als es bei dir

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