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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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der Fall ist«, erklärte Sebastian. »Sie war so verletzt, daß du sie eines so üblen Tricks verdächtigen konntest, daß sie keinen Sinn darin sah, sich zu verteidigen.«
    »Willst du mir damit etwa sagen, daß sie mir all die Monate hindurch mit einem einzigen Wort hätte Ruhe verschaffen können und es absichtlich nicht getan hat?«
    Sebastian nickte. Es war schon ein bißchen komplizierter, aber er konnte Marcus nicht begreiflich machen, daß Judith keinen großen Unterschied gesehen hatte zwischen dem Vorwurf der Manipulation und der Wahrheit - daß sie praktisch gehandelt und die Gelegenheit beim Schopf gepackt hatte. Sebastian fand den Unterschied in dem augenblicklichen Wirrwarr jedoch entscheidend. »Du hättest sie nicht einer solchen Hinterlist verdächtigen dürfen«, sagte er schlicht.
    Marcus schloß die Augen unter einer plötzlichen Woge der Erschöpfung, die für den Augenblick seine Freude und Erleichterung überwog, als er die Last des Mißtrauens ablegte. »Mein Verdacht war aber durchaus berechtigt, da ich ja wußte, wie du und deine Schwester gelebt habt«, sagte er nach einer Weile.
    »Da bin ich aber anderer Meinung«, erwiderte Sebastian. »Du hast aus unserem Vorleben die falschen Schlüsse gezogen. Du kanntest Judith ja kaum.« Er blickte Marcus an. »Das trifft auch auf die andere Sache zu. Ziemlich delikat, aber du hattest keinen Anlaß...«
    »In Ordnung«, unterbrach Marcus ihn. Zwei rote Flecke brannten auf seinen Wangen. »Wir brauchen das nicht zu vertiefen. Ich weiß, worauf du anspielst. Wenn deine Schwester sich nicht von ihrem verdammten Stolz hätte leiten lassen, hätte sich alles vermeiden lassen.« Er schlug mit dem Handschuh an seine Stiefel. »Ich bin nicht bereit, die gesamte Schuld an der Sache zu übernehmen, Sebastian.«
    »Nein«, stimmte Sebastian zu und griff wieder nach seinem Humpen. Er trank durstig. »Also, was wirst du tun, wenn du sie findest?«
    »Ihr den Hals umdrehen und ihren Leichnam in die Themse werfen«, erwiderte Marcus prompt.
    Sebastian lachte. »Das dürfte die Versöhnung überflüssig machen.«
    Marcus stand abrupt auf. »Verdammt, Sebastian, wo steckt sie?«
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen, Marcus.«
    »Aber du weißt, wo sie ist, richtig?«
    Sebastian nickte. »Aber ich habe mich zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet.«
    Marcus betrachtete ihn aus schmalen Augen, während er mit dem Silbergriff seiner Peitsche gegen seine Handfläche klopfte. »Ich nehme doch an, du wirst sie heute irgendwo treffen.«
    »Richtig.« In Sebastians Augen blitzte Verstehen auf.
    Marcus nickte bestätigend und ging zur Tür. »Danke, Sebastian.«
    Die Tür schloß sich leise hinter ihm. Sebastian schob seinen Stuhl zurück und streckte seine langen Beine aus. Judith würde über diese Einmischung wahrscheinlich verärgert sein, aber er fand, er hatte gerade ein gutes Werk getan. Er war sich ziemlich sicher, daß die Gefühle seiner Schwester für Marcus Devlin tiefer gingen, als sie bisher zuzugeben bereit gewesen war. Und Marcus - trotz seines herrischen Temperaments - fühlte ganz sicher wesentlich mehr für Judith, als er nach außen hin erkennen ließ.
    Vielleicht muß man selbst verliebt sein, um die Anzeichen bei anderen zu sehen, überlegte Sebastian selbstzufrieden. Er würde Marcus Zeit lassen, seinen Spion loszuschicken, bevor er selbst aus dem Haus ginge, um Judith zu sehen.
    Marcus lenkte seine Kutsche zu den Stallgebäuden. »Wo ist Tom, Timkins?«
    Der Stallmeister ergriff die Zügel, die Marcus ihm zuwarf. »In der Sattelkammer, Mylord. Soll ich ihn holen?«
    »Bitte.«
    Eine Minute später lief ein Junge von ungefähr vierzehn Jahren über den kopfsteingepflasterten Hof, die Hände an seiner Lederschürze abwischend. »Da bin ich, Mylord.«
    »Gut. Ich habe eine Aufgabe für dich.« Marcus gab dem Jungen Anweisungen. Tom hörte schweigend zu und nickte nur ab und zu zum Zeichen, daß er verstanden hatte. »Ist das klar, Tom? Ich bin sicher, er rechnet mit einem Verfolger und wird nicht versuchen, dich abzuschütteln, aber ich möchte nicht, daß du es zu auffällig machst.«
    »Keine Sorge, M'lord. Werd' mich dünner als ein Schatten machen.« Der Junge grinste fröhlich. »Ich könnt in seine Tasche greifen, und der Kerl würd's noch nicht mal merken.«
    »Davon bin ich überzeugt«, gestand Marcus. »Aber ich hoffe doch, du wirst der Versuchung nicht nachgeben.«
    Tom war ein geschickter Taschendieb,

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