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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Bruders auch die Uniform der Scots Greys mit eingeschlossen, des Regiments, dem Generationen von Devereux' gedient hatten. Es mußte qualvoll für Sebastian sein, am Rande des Geschehens stehen zu müssen, während sich andere junge Männer seines Standes in schimmernden Uniformen in den Kampf stürzten.
    Aber bald würde das Unrecht gesühnt werden. Bald würde Sebastian sein Geburtsrecht zurückfordern. Judith schob ihren Arm in seinen und drückte ihn fest. Er erwiderte den Druck geistesabwesend, und sie wußte, seine Gedanken waren ausnahmsweise einmal weit von ihren eigenen entfernt.

5. Kapitel
    Judith wartete im Wohnzimmer, während Sebastian sich umzog und seinen Abendanzug gegen Rehlederhosen und Reitstiefel vertauschte.
    »Wo willst du ein Pferd finden?«
    »Steven Wainwright hat mir angeboten, mich auf seinem mageren Gaul reiten zu lassen.« Sebastian überprüfte den Inhalt seiner Taschen und zählte die Scheine in seiner Brieftasche. »Du wirst zurechtkommen, Ju?«
    Sie war sich nicht sicher, ob es eine Feststellung oder eine Frage war. »Natürlich. Wir treffen uns hier, wenn alles vorbei ist.«
    Er beugte sich vor, um sie zu küssen. »Ich hasse es, dich allein zu lassen... aber...«
    »Ach Unsinn, nun geh schon!« erwiderte sie. »Mach dir keine Gedanken um mich. Aber sei vorsichtig. Wir haben noch einiges vor und können keine verirrte Kugel riskieren.«
    »Ich weiß. Zweifelst du etwa an mir?« Die Erregung in seinen Augen verblaßte und wurde von einer dunklen Eindringlichkeit ersetzt, die sich so oft in Judiths Blick fand.
    Sie schüttelte den Kopf. »Niemals.«
    Judith horchte auf seine Schritte auf der Treppe und das Zuknallen der Haustür. Sie trat an das Fenster, von dem aus man die schmale Straße überblicken konnte, und schaute ihm nach, wie er im Laufschritt in Richtung Stadtzentrum eilte.
    Es war vier Uhr in der Frühe, und in der Stadt herrschte ein so reges Treiben, als wäre es heller Tag. Glocken läute-ten; Leute in Nachtmützen lehnten sich aus den Fenstern und riefen quer über die engen Gassen hinweg. Judith konnte das Brüllen der Menge ein paar Straßen weiter entfernt hören, ein Gebrüll, in das sich Hysterie mischte. Die Bürger von Brüssel waren in Panikstimmung.
    Judith hatte nicht die Absicht, das Drama zu verpassen, obwohl sie Sebastian nichts davon gesagt hatte. Es hätte ihm sein Abenteuer verdorben. Schnell schlüpfte sie aus ihrem Ballkleid, zog ein dunkelblaues Reitkleid aus strapazierfähiger Baumwolle an und streifte ihre braunen Handschuhe über. Sie schloß die Holzkiste unter ihrem Bett auf, legte die unechten Juwelen hinein, die sie auf dem Ball getragen hatte, und entnahm dem Vorrat ein Bündel Banknoten, das sie in der tiefen Innentasche ihres Mantels verstaute. In die andere Tasche wanderte ihre Pistole, gereinigt, geölt und neu geladen.
    Judith verließ das Haus und schloß die Tür hinter sich ab. Dann zögerte sie, überlegte, welche Richtung sie nehmen sollte. Sie brauchte ein Transportmittel, hatte jedoch den Verdacht, daß in dieser Nacht Pferde weder für Liebe noch für Geld zu haben wären. Die Einwohner von Brüssel würden ihre Pferde hinter Schloß und Riegel halten, um für eine Flucht vorbereitet zu sein.
    Einer unbestimmten Ahnung folgend bog Judith in eine Allee ein, die sie noch weiter von den vornehmen Stadtvierteln weg- und in die ärmeren Vororte hineinführte. Die Menschen, die hier lebten, würden weniger Anlaß sehen, vor dem Menschenfresser davonzulaufen.
    Heisere Rufe, Gesang und Gelächter kamen aus einer Taverne am Ende der Straße, gelbes Licht strömte aus der offenen Tür auf das Kopfsteinpflaster. Manche Leute ließen sich von der Aussicht auf eine Schlacht vor ihrer eigenen Schwelle nicht einschüchtern. Ein Bauernkarren stand im Schatten, und Judiths Herz tat einen freudigen Hüpfer. Zwischen den Deichseln wartete ein mageres Pferd, das müde den Kopf hängen ließ.
    Judith schlich sich an den Wagen heran und tätschelte
    den dünnen Hals des Kleppers. Der Karren war leer; sein Besitzer hatte seine Produkte wahrscheinlich am Abend verkauft, und nach dem Gegröle in der Taverne zu schließen, war er offensichtlich gerade dabei, seinen Verdienst zu vertrinken. Mit etwas Glück würde er noch ein paar Stunden von der Bildfläche verschwunden sein, so daß sie den Gaul zurückbringen konnte, bevor er den Verlust überhaupt bemerkte. Sie löste die Zügel von dem Pfosten. Vorsichtig lenkte sie Pferd und Wagen von der Taverne

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