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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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die auf einem Samthocker vor dem Spiegel saß und sich heftig zufächelte.
    »Oh, aber liebe Gräfin, wie kommen Sie nur auf die Idee, daß so etwas passieren könnte?« piepste eine unscheinbare braune Maus von einer Frau und ließ ihren Kamm auf den Fußboden fallen. »Der Herzog würde uns niemals der Gnade des Menschenfressers ausliefern.«
    »Sobald unsere Männer die Stadt verlassen haben, werden die Franzosen hier einfallen, lassen Sie sich das gesagt sein«, erwiderte die Gräfin mit fast anzüglicher Furcht, während sie mit einem Pinsel Rouge auf ihre Wangen auftrug.
    »Nun, zuerst müssen sie aber unsere Armeen besiegen«, erklärte Judith gelassen. »Man sollte nicht immer gleich an Katastrophen denken.«
    »Nein, das sollte man wirklich nicht«, warf die stämmige Frau eines Colonels ein. »Sie haben ganz recht, Miss Davenport. Unsere Männer brauchen unsere Unterstützung, keine wimmernden Angsthasen. Natürlich werden sie Bonaparte schlagen.«
    »Natürlich«, bestätigte Judith. »Panik nützt uns überhaupt nichts.«
    Solchermaßen gescholten fielen die Gräfin und die braune Maus in beleidigtes Schweigen.
    »Sobald die Schlacht losgeht, wird ein Ansturm auf die Pferde einsetzen«, bemerkte eine andere Frau ruhig. »Alfred hat unsere Kutschpferde in einem Stall außerhalb der Stadt versteckt. Er hat mich angewiesen, die Stadt zu verlassen, sobald er an die Front geht. Nur für den Fall«, fügte sie hinzu und lächelte Judith und die Colonelsgattin an. »Kluge Leute treffen Vorbereitungen für alle Eventualitäten.«
    »Ich würde nicht auf die Idee kommen, Colonel Douglas in der Hitze des Gefechts im Stich zu lassen«, erklärte Colonel Douglas' Frau und verschwand hinter der Toilettentrennwand, wobei sich ihre Stimme über das steife Rascheln ihres Taftrocks hinweg erhob. »Es ist die Pflicht einer Soldatenfrau, hinter der Front zu warten, und ihr Herzenskummer, in Angst und Sorge zu warten. Ich habe dem Colonel bei jeder Schlacht auf der Insel zur Seite gestanden, und ich werde jetzt nicht feige davonlaufen... verdammte Franzosen oder nicht. Sollen sie nur versuchen, ihre Tricks an mir auszuprobieren!«
    Judith, die sich inzwischen wieder gefaßt hatte, kicherte. Sie verließ das Damenzimmer. Als sie sich einen Weg zurück zum Ballsaal bahnte, begegnete sie Charlie.
    »Ich habe dich mit Marcus tanzen sehen«, sagte er vorwurfsvoll. »Zu mir hast du gesagt, du würdest erst ab dem dritten Kotillon tanzen.«
    »Das hatte ich auch vor«, erwiderte sie mit tröstlichem Lächeln. »Aber mein Bruder hatte mich zu einem Walzer überredet, und dein Cousin hat uns dabei unterbrochen.«
    »Marcus kann sehr eigenmächtig sein«, meinte Charlie schon etwas besänftigter. »Obwohl mir aufgefallen ist, daß Frauen diese Art zu mögen scheinen.«
    »Mein lieber Charlie«, entgegnete Judith scharf. »Wir sind nicht alle so auf das Joch erpicht.«
    Charlie schien dieser neuartige Gedanke zu verwirren. Sein unverbindliches Lachen klang nicht überzeugend. »Du bist immer so witzig.«
    »Oh, täusch dich da nicht, Charlie, das war kein Scherz.« Sie schlug ihm leicht mit dem Fächer auf den Arm. »Du hast noch nicht viele Frauen kennengelernt. Aber das wird sich ändern.«
    »Du hältst mich wohl für einen ziemlichen Grünschnabel.« Schmerzlich erinnerte er sich wieder an die Worte seines Cousins am Frühstückstisch.
    Judith lächelte vor sich hin und beeilte sich, sein verletztes Selbstwertgefühl wiederaufzurichten. »Nein, natürlich tue ich das nicht. Aber ein Soldat hat nun mal wenig Zeit für Tändeleien.«
    »Ganz richtig, so ist es.« Charlies Miene hellte sich auf. »Wir haben andere Dinge im Kopf. Der Herzog ist wunderbar gelassen, findest du nicht auch? Er sagt, er habe seine Anordnungen getroffen und sei sich über die Entwicklung der Dinge völlig sicher.«
    Judith warf einen nachdenklichen Blick zur anderen Seite des Raums, wo Wellington mit einer Gruppe von Offizieren zusammenstand und lachte, umringt von einem Flor bewundernder Damen. Er hielt ein Glas Champagner in der Hand und wirkte ganz gewiß nicht wie ein Mann, dessen Todfeind nur wenige Meilen entfernt seine Truppen zum Kampf rüstete. War er ein Narr oder ein Genius? Das letztere war zu hoffen. Sonst würde es in Brüssel recht unbehaglich werden.
    »Miss Davenport, sind Sie dem Duke von Wellington schon vorgestellt worden?«
    Die Stimme des Marquis von Carrington dicht an ihrer Schulter ließ Judith zusammenzucken. Eine verräterische

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