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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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brach an. Rote Strahlen zerschnitten den Himmel, verdrängten endlich das Grau mit einem rosigen Schimmer.
    »Wie wunderschön«, sagte Judith. »Ich bin schon immer gern bei Sonnenaufgang gereist.«
    Er blickte sie von der Seite an. »Es ist eine ungewöhnliche Tageszeit zum Reisen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht. Für andere Leute.«
    Marcus erwiderte nichts. Er wollte nicht, daß sie sich weiter darüber ausließ... nicht jetzt... nicht in einem Augenblick, wo er sich wünschte, sie würde die Beschränkungen der Vergangenheit vergessen und sich nur von der leidenschaftlichen Begierde treiben lassen, von der er wußte, daß sie ebenso stark wie seine eigene war. Sie war eine Abenteurerin, ungehemmt und lasterhaft, und genau jetzt begehrte er sie so, wie sie war.
    Ein strohgedecktes Haus tauchte vor ihnen im Zwielicht auf, ein Gasthausschild schwang in der leichten Morgenbrise quietschend hin und her.
    »Ende der Reise«, verkündete Marcus.
    Oder der Anfang, dachte Judith. In ihrem Kopf herrschte ein berauschendes Chaos von Gefühlen: Erregung, Furcht und gespannte Erwartung. Sie hinterfragte ihre Handlungen oder Motive nicht. Sie war daran gewöhnt, ihren Instinkten zu folgen, doch selbst wenn sie es nicht gewesen wäre, wußte sie, daß sie unter einem inneren Druck stand, der auf Erfüllung drängte. Sie wollte diesen Mann an ihrer Seite, wollte seinen Körper auf ihrem fühlen, in ihrem. Sie sehnte sich danach, seine Haut zu spüren, jeden Teil seines Körpers zu berühren, seinen Körper so zu kennen wie ihren eigenen. Es war ein primitives körperliches Verlangen, und in diesem Augenblick war sie so wild und heißblütig wie jeder Luchs im Wald.

6. Kapitel
    Das weißgetünchte Zimmer unter dem Dachvorsprung war spärlich möbliert, aber sauber. Ein Binsenteppich bedeckte den unebenen Holzfußboden, verwaschene Musselinvorhänge flatterten am offenen Mansardenfenster, passend zu der Decke auf dem Bett. Judith trat ans Fenster; sie war sich nur undeutlich bewußt, daß ihre Hände zitterten, als sie ihre Handschuhe auszog. Blicklos starrte sie über den Küchengarten hinweg auf das Panorama von Feldern dahinter. Hinter ihr hörte Marcus geduldig Madame Berthold zu, der Frau des Wirts, deren wortreiche Beschreibungen von den Annehmlichkeiten des Raums mit schrecklichen Vorhersagen über den möglichen Ausgang der bevorstehenden Schlacht durchsetzt waren.
    Schließlich ließ Madame sich dazu bewegen, das Zimmer zu verlassen, und Marcus lehnte sich gegen die geschlossene Tür, während er Judiths Rücken betrachtete, zuließ, daß Stille sich im Raum ausbreitete und die erwartungsvolle Spannung aufs neue erwachte. Er warf seine Peitsche auf einen Stuhl und streifte langsam seine Handschuhe ab. Judith rührte sich nicht.
    Marcus trat hinter sie. Er hob die dichten kupferfarbenen Locken von ihren Schultern und drückte seine Lippen sanft auf ihren warmen Nacken. Ein Schauer durchzuckte sie, und wieder fühlte er diesen elektrisierenden Energiestoß, der sich mit seinem verband. Seine Lippen glitten zu der weichen, empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohr, sein Atem hauchte liebkosend über ihre Haut.
    »Mein bezaubernder Luchs, ich möchte dich nackt
    sehen.« Er zog Judith rückwärts ins Zimmer hinein, drehte sie an den Schultern zu sich herum und nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Judith sah den sinnlichen Glanz in seinen Augen, so voller Begehren wie seine Worte, und sie fühlte, wie sie in einen Schwebezustand abglitt, dessen einzige Realität im leidenschaftlichen Ansturm ihrer Reaktionen bestand. Ihre Bedürftigkeit und ihr Verlangen gehörten ihm. Sie flüsterte, daß sie sich seine Nacktheit ebensosehr wünschte, und strich zärtlich mit der Handfläche über seine Wange, streifte dabei zart mit dem kleinen Finger seinen Mundwinkel. Er umfing ihr Handgelenk, hielt ihre Hand fest und zog den Finger in seinen Mund, knabberte mit köstlicher Behutsamkeit an ihrer Fingerspitze.
    Es war ein erregendes Gefühl. Die Nervenenden in ihrer Fingerspitze schienen mit anderen Teilen ihres Körpers verbunden zu sein. Judith fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und sie blickte mit brennenden Augen zu ihm auf, die sinnlichen Ströme so klar und unverkennbar wie seine eigenen.
    »Großer Gott, ich will dich, Judith!« Flammen der Begierde züngelten in seinen Lenden. »Ich muß dich ansehen.« Er hob Judith auf seine Arme, spürte wieder ihren leichten, geschmeidigen Körper. Ein echter goldäugiger

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