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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Er hatte nicht viel Freude im Leben.«
    »Nein«, warf Judith ein. »Unsere Mutter starb, als wir noch Babys waren, und er hat ihren Tod nie überwunden.« Sie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Wenn ich mich nicht bald irgendwo hinsetzen kann, falle ich um.«
    »Du mußt etwas essen«, erwiderte Marcus sofort - das Mißtrauen, das an ihm nagte, war für den Augenblick beschwichtigt. »Wir werden zum Hauptquartier des Herzogs gehen.«
    Sebastian zog es vor, zu seinen Freunden in die Dorftaverne zurückzukehren, während Marcus Judith in ein steinernes Bauernhaus schob, eines der wenigen Gebäude, dessen Dach noch ganz war. Dort fanden sie Wellingtons Stab um einen Tisch sitzend versammelt. Der Herzog selbst kaute ein Stück Weizenbrot, während er einem unablässigen Strom von Boten Anweisungen erteilte.
    Francis Tallent bot Judith einen Zinnbecher mit rotem
    Landwein an, begrüßte sie liebenswürdig und ganz und gar nicht überrascht. Judith fragte sich flüchtig, was er wohl von ihr gedacht haben mußte, als sie am Morgen in den Schankraum gestürmt war, mit aufgeknöpfter Bluse und offenen Haaren. Es ist sicher am besten, ich grüble nicht darüber nach, entschied sie und nahm am Tisch Platz.
    Nicht lange, und sie fühlte sich völlig frei und ungezwungen in diesem Kreis. Der Zustand ihrer Kleider, ihre Erschöpfung, die Rolle, die sie in den vergangenen Stunden gespielt hatte, all das trug zur Aufnahme in diese Gruppe von kriegsmüden Veteranen bei. Selbst Wellington grüßte sie mit geistesabwesender, aber freundlicher Billigung, warf Marcus vor, ein alter Geheimniskrämer zu sein, weil er seine Heiratspläne für sich behalten hatte, und schlug Judith vor, das Blut auf ihrem Rock mit einer Mischung aus Salz und Wasser zu entfernen.
    Den Rest ihrer Hochzeitsnacht verbrachte Judith in einen Armeeüberzieher eingewickelt auf einem Tisch am Ende des Raums schlafend, während um sie herum die Militärkonferenz vonstatten ging. Marcus blickte zu Judith hinüber und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie sie diese Nacht unter normalen Umständen verbracht hätten. Er zog seinen Mantel aus, rollte ihn zu einem Kopfkissen zusammen, dann hob er sanft Judiths Kopf und schob ihr den Mantel unter. Ihre Augenlider flatterten, und sie murmelte etwas Unverständliches. Er lächelte, streichelte kurz über ihr Haar, dessen üblicher Glanz verblaßt war, und kehrte zum Tisch zurück.
    Kurz vor Morgengrauen wurde Judith von einem Offiziersburschen geweckt, der sie zögernd an der Schulter berührte. »Madam... es gibt Kaffee, Madam. Wir brechen auf.«
    Sie öffnete die Augen und blinzelte ihn erschrocken an. Langsam kehrte die Erinnerung zurück, und Judith setzte sich hastig auf und schwang die Beine über den Tischrand. Sie nahm den dampfenden Becher mit einem dankbaren Lächeln in Empfang. Bis auf sie und den Burschen war der Raum leer.
    »Wo sind die anderen alle?«
    »Draußen, bereit zum Aufbruch, Madam«, erklärte er. »Seine Lordschaft wartet schon auf Sie.«
    »Danke.« Sie rutschte vom Tisch und ging hinaus in den grauen, feuchten Morgen, ihre Hände um die wohltuende Wärme des Kaffeebechers gelegt.
    Männer und Pferde drängten sich vor der Haustür. Wellington saß auf Copenhagen, seinem Lieblingspferd; das Tier scharrte unruhig mit den Hufen und warf den Kopf zurück, während es Witterung aufnahm. Nach der Raserei des vergangenen Abends war das Dorf jetzt still, und eine Reihe von Wagen rumpelte vom Feldlazarett aus in Richtung Brüssel, um diejenigen abzutransportieren, die die Chirurgen hatten zusammenflicken können. Beerdigungskommandos waren auf einem benachbarten Feld an der Arbeit, warfen Grassoden mit ihren Schaufeln auf, schemenhafte Gestalten in frühmorgendlichen Nebelschwaden.
    Marcus, der einen schwarzen Hengst am Kopfgeschirr hielt, unterhielt sich mit Francis Tallent. Judith eilte zu ihm. Colonel Tallent begrüßte sie heiter, dann entschuldigte er sich und ging davon, um sich dem Herzog anzuschließen.
    Judith betrachtete ihren Ehemann prüfend. Er sah müde, aber gelassen aus. »Müssen wir sofort aufbrechen?« wollte sie wissen.
    Auch Marcus musterte sie mit forschendem Blick. »Sobald du bereit bist. Bist du überhaupt ausgeruht? Der Tisch war ein ziemlich hartes Bett.«
    Judith lachte. »Ich habe im Laufe meines Lebens schon an vielen harten Orten geschlafen. Aber ich bin wirklich ausgeruht. Ich muß mindestens drei Stunden geschlafen haben.« Sie nahm einen Schluck

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