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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Kaffee. »Herrlich. Dies ist ein wahrer Göttertrunk.«
    Marcus lächelte. »Ein Lebensretter, richtig. Ich fürchte, du wirst heute allein mit dem Wagen zurechtkommen müssen. Halte einfach so gut es geht Schritt mit uns.«
    Sie betrachtete den Hengst. »Du reitest?«
    »Ja, einen von Francis' überzähligen Gäulen.«
    »Ich nehme an, er hat wohl keinen mehr für mich übrig«, sagte sie niedergeschlagen.
    Marcus blickte sie ruhig an. »Und selbst wenn er ein Pferd für dich hätte... nachdem du - wie du es so charmant ausdrückst - das Pferd und den Wagen >ausgeliehen< hast, ist es deine Pflicht, dich darum zu kümmern und dafür zu sorgen, daß beide in ordnungsgemäßem Zustand an ihren Besitzer zurückgegeben werden.«
    Judith schnitt eine Grimasse, konnte jedoch die Berechtigung seines Einwands nicht abstreiten. »Ich habe nicht angenommen, daß ich Pferd und Wagen so lange behalten würde.«
    Ein Funke von Belustigung glomm in den ebenholzfarbenen Augen auf. »Nein, ich bin sicher, das hast du nicht. Aber während des letzten Tages sind ja auch eine Menge unerwarteter Dinge passiert.«
    »Das stimmt«, erwiderte sie mit einem winzigen Lächeln. »Allerdings könnte ich mir denken, daß der Besitzer mit einer ansehnlichen Entschädigung durchaus zufrieden sein würde. Ich bin sicher, der Tavernenbesitzer wird ihn für mich ausfindig machen, wenn wir nach Brüssel zurückkehren.«
    »Dein Gewissen angenehm beruhigt?« fragte er spöttisch.
    Judith lachte. »Mein Gewissen hat mir nie zu schaffen gemacht. Aber wenn ich nicht mit dir reiten kann, dann werde ich heute hierbleiben. Im Lazarettzelt gibt es noch genug zu tun.«
    Marcus runzelte die Stirn und überlegte. Sie hatte sich gestern durchaus als fähig erwiesen. »Ich denke, das kann ich dir erlauben. Ich werde dann später jemanden schicken, der dich abholt. Aber wenn er kommt, wirst du ohne Verzögerung mit ihm gehen. Er wird Order haben, dich sofort zu mir zu bringen, weil keiner weiß, wie lange wir an unserem jeweiligen Aufenthaltsort bleiben. Wenn du trödelst, kann es sein, daß ich dich verliere. Ist das klar?«
    Es war nur ein kurzer Moment der Übereinstimmung gewesen. »Ja, vollkommen klar. Und ich hätte es auch begriffen, ohne daß du so despotisch klingst«, erwiderte sie mit dem Hintergedanken, daß es nie zu früh war, ihr Reformprogramm zu starten. »Wir sind hier nicht im Klassenzimmer.«
    »Herrgott noch mal, Judith, ich habe nicht die Zeit, mich mit dir zu streiten. Wir befinden uns schließlich mitten in einem Krieg!«
    »Nun hör sich das einer an!« rief sie heftig. »Das ist genau das, was ich meine.«
    Er nahm sie bei den Schultern und zog sie an sich. »Vielleicht bin ich eine Spur despotisch, aber du bist heute morgen so widerborstig wie ein Stachelschwein.« Trotz dem Ärger in seiner Stimme konnte er ein Aufflackern von Begierde in seinem Blick nicht unterdrücken. Obwohl ihre Wangen vor Entrüstung hochrot waren, schimmerten dunkle Flammen der Verheißung in ihren Augen, und Marcus fühlte in Gedanken wieder den Druck ihrer weichen Lippen auf seinem Mund. »Stachelschwein oder nicht, ich will dich«, murmelte er. »Irgendwie wird mir für später schon etwas einfallen.« Er strich sanft mit der Fingerspitze über ihre Lippen. »Und wir werden Welten von jedem Klassenzimmer entfernt sein, das kann ich dir versprechen.« Er hob die Brauen, und seine Augen leuchteten. »Wird das deinen Gehorsam garantieren, mein Luchs?«
    Judith lächelte, ihr Zorn war verraucht. »Ich komme, wenn ich gerufen werde, Sir.«
    Er umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und küßte sie in einer harten, besitzergreifenden Abschiedsgeste, die ein erregtes Prickeln auf ihren Lippen hinterließ und ihr Blut zum Kochen brachte. »Ein weiteres Versprechen«, sagte er, dann wandte er sich ab, schwang sich in den Sattel und ritt winkend davon.
    8. KAPITEL
    Im Verlauf des endlos langen Tages war Leidenschaft schließlich das letzte, wonach Judith der Sinn stand. Sie war bald so übermüdet, daß sie sich nur noch wie in Trance bewegte, blind einen Fuß vor den anderen setzte, getrieben von der überwältigenden Not und dem schrecklichen Leiden um sie herum. Wellington hatte am Tag zuvor fünftausend Männer verloren, und immer noch wurden Verwundete vom Schlachtfeld herbeitransportiert, Männer, die die ganze Nacht draußen gelegen hatten. Es schien fast, als würde der Strom der Verletzten niemals abreißen.
    Am späten Vormittag verdunkelte sich der Himmel, und

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