Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
ihre Erregung allmählich verebbte, und Marcus fühlte, wie Judiths Puls langsamer ging, als sie in den Schlaf glitt. Er hielt sie in seinen Armen, fragte sich, warum er sich im allerletzten Moment aus ihr zurückgezogen hatte. Sie war jetzt seine Frau. Sie konnte sein Kind empfangen. Aber die Wahrheit war, daß er kaum etwas von Judith wußte und wenig Grund hatte, ihr zu vertrauen.
    Marcus erwachte langsam, genußvoll, im Bewußtsein, wie sein Körper unter flüsternden Liebkosungen erneut zum Leben erwachte. Er hörte Judiths leises Murmeln der Befriedigung, als sein Schaft unter ihren wissenden Händen zu pulsieren begann, und er griff träumerisch hinunter, um mit den Locken zu spielen, die auf seinem Bauch ruhten, während Judith sich auf ihr Tun konzentrierte. Nach dem überwältigend leidenschaftlichen Liebesspiel der Nacht liebkoste sie ihn jetzt mit träger Lust, erkundete seinen Körper, wobei sie jeden Zentimeter von ihm kostete, erforschte seine glatten Flächen und Wölbungen, und Marcus gab sich wollüstig ihrer Orchestrierung hin, bevor er seine eigene Symphonie auf ihrer köstlichen, heißen Weiblichkeit dirigierte.
    Hinter den geschlossenen Fensterläden wurde der regenschwere Himmel allmählich heller. Es war Sonntag, der 18. Juni 1815. Der Sturm war vorübergezogen, und ein Vogel im Efeu stimmte ein eindringliches, hartnäckiges Lied an.
    Judith streckte sich wohlig unter der rauhen Decke, schwelgte in der Befriedigung ihres Körpers, im Zustand vollkommener Entspannung. Sie war warm und trocken und dachte, das Leben könne keine größeren Freuden bieten, als den Tag in dieser Dachkammer mit Marcus zu verbringen, ihn zu lieben und ihren Körper mit seinem zu vereinigen. Aber ihr Ehemann schob bereits die Decken beiseite.
    »Mußt du aufstehen?« fragte sie mit zärtlich einladendem Lächeln.
    »Ja, ich muß.« Er beugte sich über sie und küßte sie. »Aber du bleibst hier und schläfst weiter. Ich will sehen, was ich zum Frühstück auftreiben kann.« Er stand auf, schauderte in der feuchten Kühle des frühen Morgens. Er griff nach seinen Kleidern und zog eine Grimasse. »Die Sachen sind immer noch naß. Bleib unter der Decke, und ich nehme deine Sachen mit hinunter und lasse sie am Feuer trocknen.«
    »Du kannst meine Kleider nicht vor all diesen Männern aufhängen«, quietschte Judith.
    »Es ist weder der Ort noch die Zeit für derartige Empfindlichkeiten«, sagte er fröstelnd, als er in seine Hosen stieg. »Bleib, wo du bist, ich bin bald wieder zurück.«
    »Ja, Sir«, murmelte Judith und zog sich die Decke über den Kopf. »Ohne Kleider bleibt mir ja auch kaum eine andere Wahl.« Sein Lachen schwebte einen Moment im Raum, dann schloß sich die Tür, und Judith hörte seine Schritte die Treppe hinunterpoltern.
    Sie schlief wieder ein und erwachte eine Stunde später beim Signal eines Horns und dem Trampeln von Füßen. Hastig kämpfte sie sich aus dem Bett hoch, stieß die Fensterläden auf und blickte hinunter in den Hof, wo Männer und Pferde entschlossen durch die Pfützen davonpreschten. Die Fanfare erschallte ein zweites Mal, ein dringender Appell, der ihr Herz gleichermaßen in Furcht und Erregung versetzte.
    Unten schlug eine Tür zu, und gleich darauf hörte Judith
    Marcus' Schritte auf der Treppe. Er kam mit ihren Kleidern und einem Korb herein. »Gut, du bist wach«, sagte er brüsk. Er wirkte abgelenkt, als er den Korb auf den Boden stellte und das Kleiderbündel aufs Bett warf. »Deine Sachen sind wenigstens trocken geworden. Mehr kann ich allerdings nicht zu ihren Gunsten sagen. Hier im Korb sind Kaffee, Brot und etwas Marmelade. Ich werde dich jetzt verlassen müssen.«
    »Was ist los?« Judith setzte sich im Bett auf und wickelte sich fest in die Decke.
    »Die Franzosen rücken vor. Wir sind...« Eine Serie von Kanonensalven zerschnitt die Luft, und eine Sekunde lang herrschte unheimliche Stille. Dann ertönte wieder Kanonendonner. »Wir haben das Feuer eröffnet«, erklärte Marcus, seinen Mund zu einer grimmigen Linie verzogen. »Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde. Du mußt hier auf mich warten.«
    »Wo wirst du sein?«
    »Bei Wellington.«
    »Auf dem Schlachtfeld?« Ihr Herz sank. Irgendwie hatte sie sich nicht vorgestellt, er könnte unter Beschuß geraten.
    »Wo sonst?« fragte er kurz. »Da wir ständig unsere Position wechseln, muß sich auch die Taktik ständig ändern.« Er beugte sich vor, faßte sie um die Schultern und blickte ihr fest in die Augen.

Weitere Kostenlose Bücher