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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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alle bewegte. Die Welt, wie sie sie kannten, konnte jetzt wieder in Frieden leben.
    Marcus blickte sich in dem von Fackeln beleuchteten Hof suchend nach seiner Frau um. Schließlich sah er sie sich über eine Tragbahre in einer Ecke des Hofes beugen. Als spürte sie seine Anwesenheit, richtete Judith sich auf, strich sich das Haar aus den Augen und drehte sich zu ihm um. Sein Herz tat einen Sprung bei ihrem Anblick. Das bittere Gefühl und die nagenden Zweifel, die ihre Auseinandersetzung in ihm hinterlassen hatten, verschwanden, und er sehnte sich nur noch danach, Judith in die Arme zu schließen.
    »Gott sei Dank, dir ist nichts passiert«, sagte sie mit vor Erleichterung zitternder Stimme, als er neben ihr aus dem Sattel sprang. Ein Schatten von Kummer lag in ihren Augen, als ihre Blicke sich trafen, eine dunkle Besorgnis, die noch von dem elenden Gefühl am Morgen herrührte.
    Marcus spürte einen überwältigenden Drang, die Traurigkeit aus ihren Augen fortzuküssen, das Zittern von den weichen Lippen. Plötzlich schien nur noch eines wichtig -daß sie für ihn da war. »Ja«, sagte er und zog sie in seine Arme. Er legte seine Lippen sanft auf ihre Lider, fühlte ihr Flattern gegen seinen Mund. »Gesund und wohlbehalten, mein Luchs.«
    Judith warf ihm die Arme um den Hals und preßte sich an ihn; ihr Kopf ruhte an seiner Brust, der gleichmäßige Pulsschlag seines Herzens pochte an ihrem Ohr. Sie schloß die Augen und verlor sich einen Moment lang in der Sicherheit seiner Umarmung, der Wärme seiner Gegenwart, der Verheißung von Leidenschaft.

9. Kapitel
    »Dein neuer Butler schien geneigt, mich zu verleugnen.« Bernard Melville, dritter Earl von Gracemere, trat zwanglos in Lady Barrets Boudoir ein. »Ich hoffe, es bedeutet nicht, daß der gichtige Sir Thomas Verdacht zu schöpfen beginnt.«
    »Nein. Er ist bei Brooks, glaube ich. Schnarcht wahrscheinlich über seinem Portwein.« Agnes streckte sich träge auf der gestreiften Chaiselongue, auf der sie ein erholsames Mittagsschläfchen gehalten hatte. »Hodgkins ist nur sehr gewissenhaft, was seine Pflichten betrifft. Er wußte, daß ich gerade ruhte.« Sie streckte Bernard die Hand entgegen. »Ich habe nicht damit gerechnet, daß du für eine weitere Woche in die Stadt zurückkehren würdest.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Ich konnte die Trennung von dir keinen Tag länger ertragen, Liebste.«
    Agnes lächelte. »Was für hübsche Worte, Bernard. Soll ich sie etwa glauben?«
    »O ja«, erwiderte er, indem er sich über sie beugte, ihre Handgelenke umfing und sie zu beiden Seiten ihres Kopfes festhielt. »O ja, meine anbetungswürdige Agnes, du sollst sie glauben.« Seine harten Augen, deren blasser Blauton fast durchsichtig schien, hielten ihren Blick, und sie erschauerte in der Erwartung, er würde seinen Mund auf ihren pressen und seine Feststellung mit einer besitzergreifenden Geste unterstreichen.
    Doch er lachte nur, durchschaute sie mit der Mühelosigkeit langjähriger, intimer Bekanntschaft. »Mir scheint, du sehnst dich nach Befriedigung, nicht wahr, Liebste? Erstaunlich, was Abwesenheit bewirken kann.« Trotzdem hielt er immer noch Abstand zu ihr, quälte sie mit Verlockung.
    »Und du bist grausam, Bernard«, sagte sie leise. »Warum macht es dir Freude, mich mit meiner Liebe zu quälen?«
    »Ist es Liebe? Ich glaube nicht, daß es das richtige Wort ist«, murmelte er, während er den Kopf tiefer zu ihr herabbeugte, ihr aber immer noch die ersehnte Liebkosung verweigerte. »Besessenheit, Leidenschaft, aber nicht Liebe. Das wäre ein zu zahmes Gefühl für eine Frau wie dich.«
    »Und für einen Mann wie dich«, flüsterte sie.
    »Besessenheit, Begehren«, erwiderte er mit einem Lächeln, das den grausamen Zug um seinen Mund nicht milderte. »Wir sättigen einander.«
    »Küß mich«, bettelte sie und versuchte in ihrem Verlangen, ihn zu berühren, ihre Hände aus seinem Griff zu befreien.
    Er ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihre Hände fallen, bis ihre Handgelenke schmerzten, und legte dann langsam seinen Mund auf ihren. Sie biß leidenschaftlich in seine Unterlippe, saugte Blut, worauf er mit einem Ruck den Kopf zurückriß. »Hexe!«
    »So magst du es doch«, erklärte sie wahrheitsgemäß.
    Er schlug ihr leicht mit der offenen Handfläche ins Gesicht, und Agnes lachte triumphierend, hob ihre jetzt befreite Hand zu seinem Gesicht, wischte ihm mit der Fingerspitze das Blut von den Lippen und führte es an ihre eigenen

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