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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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kennst die Ladies, nicht wahr?«
    »Wie geht es dir, Charlie?« Sally begrüßte ihn mit mütterlichem Lächeln und klopfte auf den Platz neben sich.
    Er ließ sich seufzend auf das Sofa fallen und starrte dann düster in die Ferne. Judith schenkte ihm ein Glas Sherry ein. »Du bist gerade aus Marcus' Büro gekommen«, stellte sie fest.
    Charlie ergriff das Glas und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. »Ich fühle mich, als hätte man mir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.«
    Sally zuckte zusammen und warf Judith einen bedeutsamen Blick zu. Judith hob kritisch die Brauen. »Er hat mir gestern gesagt, er wüßte, daß du in Schulden steckst.«
    »Ich hatte da eine ganz sichere Sache in Newmarket laufen ...«, begann Charlie gekränkt.
    »Nur, daß sie natürlich nicht sicher war«, unterbrach Judith ihn. Es war eine altbekannte Geschichte.
    Charlie schüttelte den Kopf. »Der verfluchte Gaul ist als letzter durchs Ziel gegangen. Ich konnte es einfach nicht glauben, Judith.«
    »Pferde sind grundsätzlich unzuverlässig, wenn man auf sie zählt. Ich nehme an, das hast du, oder?« Sie lehnte sich in ihrem Armsessel zurück und nippte an ihrem Sherry. Sie hatte noch nie verstanden, wie jemand praktisch sein gesamtes Hab und Gut auf ein Pferd wetten konnte, über das man keine Kontrolle hatte.
    Er nickte. »Ich habe mein Hemd darauf verwettet. An den Spieltischen hatte ich in letzter Zeit eine Pechsträhne, und ich war überzeugt, Merry Dancer würde mir aus der Bredouille helfen.« Er stützte die Ellenbogen auf die Knie, verschränkte die Hände und zog an den Fingern, bis die Knöchel knackten.
    Judith runzelte die Stirn. Sie wußte, Charlie würde ein fürstliches Erbe zufallen, sobald er volljährig wurde. »Marcus hat sich doch sicher nicht geweigert, dir genug vorzustrecken, damit du deine Ehrenschulden begleichen kannst, oder?« Ein unvorstellbarer Gedanke!
    Charlie starrte betrübt auf den Teppich. »Nachdem er mich zur Größe eines Wurms zusammengestaucht hatte, sagte er, er würde mir einen Vorschuß auf mein Unterhaltsgeld für das nächste Vierteljahr geben. Und ich würde in den nächsten drei Monaten praktisch mit nichts auskommen müssen, aber ich brauchte mich zumindest nicht verpflichtet zu fühlen, aus meinen Clubs auszutreten.« Er lachte verbittert. »Schöner Trost. Von dem, was übrig bleibt, kann ich wahrscheinlich noch nicht mal essen. Aber als ich das erwähnte, meinte er, ich könnte ja nach Berkshire gehen und mich auf dem Gut nützlich machen, auf diese Weise würde ich ohne jegliche Ausgaben zurechtkommen.«
    »Es kommt mir vor, als hätten Ehefrauen und Mündel viel gemeinsam«, bemerkte Judith und stützte nachdenklich das Kinn in die Hand.
    »Wieso?«
    »Beide leben unter der Fuchtel eines anderen«, erklärte sie freudlos.
    »Aber für ein männliches Mündel hat die Verdammnis wenigstens irgendwann ein Ende«, warf Cornelia ein.
    »Ich weiß nie, ob ihr Witze macht oder nicht, wenn ihr so daherredet«, sagte Charlie seufzend.
    Judith lächelte. »Dann mußt du eben raten.«
    Charlie sprang auf und begann, unruhig im Salon hin und her zu marschieren. »Ein Mann muß spielen, Herrgott noch mal!«
    »Schon, aber muß er so schlecht spielen wie du?« fragte Judith mit brutaler Offenheit. »Vielleicht solltest du unserer Schule beitreten.«
    Kummer kämpfte mit Neugier. Die Neugier gewann. »Welcher Schule?«
    Judith erklärte es ihm, während sie sein Mienenspiel mit kaum verhüllter Belustigung beobachtete.
    »Großer Gott«, sagte er. »Das kann nicht dein Ernst sein. Was für eine skandalöse Idee.«
    »Und ob es unser Ernst ist«, bekräftigte Isobel und stand von ihrem Platz auf. »Sogar unser voller. Wir sind fest entschlossen, uns ein gewisses Maß an finanzieller Unabhängigkeit zu verschaffen.« Sie streifte ihre Spitzenhandschuhe über. »Ich muß gehen, Judith. Es war ein höchst belebender Morgen. Kann ich dich bis zur Mount Street mitnehmen, Cornelia?« Sie strebte in einer Woge von hauchdünnem Musselin zur Tür.
    »Danke.« Cornelia erhob sich ebenfalls, verfing sich mit den Füßen in ihrem Schal und plumpste in ihren Sessel zurück. »Oje.«
    Gregson kündigte Sebastians Erscheinen an, gerade als Judith und Isobel sich bückten, um Cornelia aus ihrem Schal zu befreien.
    »Oh, Sebastian. Ich habe nicht damit gerechnet, daß du vorbeikommen würdest.« Judith richtete sich auf, als ihr Bruder ins Zimmer kam.
    »Und ich denke, das hättest du ruhig tun sollen.

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