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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hochachsigen Zweispänner?« Gracemere schien echt überrascht.
    »Seit heute morgen«, erwiderte Judith. »Der Kutschenmacher hat den Wagen erst gestern nachmittag geliefert, ich habe ihn also heute morgen zum ersten Mal ausprobiert.«
    »Und wie fährt es sich damit?«
    »Phantastisch. Die Pferde laufen ausgezeichnet«.
    »Sie werden der Neid des Four Horse Club sein, Madam«, meinte Gracemere. »Ich kenne mindestens drei Männer, die ein Auge auf die Pferde geworfen hatten, seit Grantham sie damals in der Stadt vorführte.«
    »Sehr schneidig von Ihnen, Lady Carrington«, sagte Agnes. »Obwohl ich, ehrlich gesagt, überrascht bin, daß Carrington ein so ungewöhnliches Beförderungsmittel gutheißt. Ich dachte immer, er wäre sehr konventionell.«
    Judith lächelte leicht. Ihr ach so konventioneller Ehemann hatte seine Frau noch gar nicht auf dem Kutschbock ihres unkonventionellen Zweispänners sitzen sehen! Sie trat ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter, wo einer der Diener der Moretons die Pferde auf und ab führte, damit sie sich nicht erkälteten. Ein kleiner Junge hockte vor der Hundehütte auf der Suche nach irgendwelchen Resten, die eßbar oder sonst irgendwie nützlich waren. Durch die zerfetzten Ärmel seiner schmutzigen Jacke bohrten sich seine Ellenbogen, während er den Müll in der Straße der Reichen durchforstete.
    »Ich hoffe, Sie nehmen mich einmal auf eine Fahrt durch den Park mit«, sagte Gracemere an Judiths Schulter. »Sie müssen eine fähige Wagenlenkerin sein, Madam.«
    »Ich habe ausgezeichneten Unterricht genossen«, erwiderte sie und zwang sich zu einem warmen Lächeln, als sie ihn über ihre Schulter hinweg ansah. »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen meine Fähigkeiten zu demonstrieren.«
    »Das Vergnügen wird ganz meinerseits sein«, versicherte er und verbeugte sich lächelnd. »Trotzdem frage ich mich, was Ihr Gatte zu einem Fahrgast wie mir sagen würde. Er und ich sind...« Er unterbrach sich, als suchte er nach der passenden Bezeichnung. »Wir haben uns einander entfremdet, so könnte man wohl sagen.« Er schaute Judith mit einem Ausdruck entschlossener Aufrichtigkeit an. »Ich weiß nicht, ob Ihr Gatte etwas in dieser Hinsicht erwähnt hat.« Er wartete auf ihre Antwort, sein Blick ernst, seine Miene betont besorgt.
    Judith war über die Direktheit seines Vorgehens verblüfft, ergriff aber sofort die sich dadurch bietende Gelegenheit beim Schopf.
    »Er hat mir verboten, Sie zu empfangen«, erklärte sie mit gespielter Verlegenheit und einem betont zaghaften Lächeln, was jedoch völlig glaubwürdig wirkte. »Aber da er mir keinen Grund dafür angeben will, habe ich nicht die Absicht, ihm zu gehorchen.« Sie gab ihrer Stimme einen gewollt tapferen Klang, und Gracemere lächelte.
    »Es handelt sich um alte Wunden«, erwiderte er. »Und alter Groll legt sich nur sehr langsam, Lady Carrington... obwohl ich unter den gegenwärtigen Umständen eigentlich annahm, man könnte die Vergangenheit begraben.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Sir.« Sie spielte nervös mit dem Verschluß ihres Handtäschchens, um ihn nicht merken zu lassen, wie gespannt sie zuhörte.
    Gracemere zuckte die Achseln. »Eine Geschichte um Liebe und Eifersucht«, sagte er. »Ein Thema für romantische Literatur und gotische Melodramen.« Er lächelte, ein trauriges, reumütiges Lächeln, dem Judith rückhaltlos ver-traut hätte, hätte sie nicht Gracemeres wahre Natur gekannt. »Meine Frau... meine verstorbene Frau... war mit Carrington verlobt, bevor sie mir ihr Herz schenkte. Er konnte mir niemals verzeihen, daß ich sie ihm weggenommen habe.«
    »Martha!« flüsterte Judith. Was immer sie auch erwartet hatte, das ganz sicher nicht.
    »Richtig. Er hat von ihr gesprochen?« Der Earl versuchte, seine Verblüffung zu verbergen.
    Judith nickte. »Einmal. Aber Ihr Name fiel nicht dabei.«
    »Das überrascht mich nicht. Ich fürchte, der Stolz Ihres Mannes wurde schwer verwundet, Madam. Ein Mann wie Carrington kann fast alles hinnehmen, nur eine Demütigung erträgt er nicht.«
    Judith nahm an, es war die Wahrheit, obwohl sie sich innerlich dagegen sträubte, Bernard Melville zuzustimmen, der so gönnerhaft von ihrem Mann redete.
    »Was Sie gesagt haben, war sehr aufschlußreich, Mylord«, erwiderte sie sanft. »Aber ich sehe keinen Grund, weshalb wir nicht trotzdem Freunde sein könnten.« Sie zwang sich, seine Hand in einer verschwörerischen Geste zu berühren, und er legte seine Hand auf ihre.
    »Ich habe

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