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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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würde. In diesem Fall - da Harriet Einzelkind war und Erbin eines beträchtlichen
    Vermögens - würde ihre Mutter auch auf der Hut vor Mitgiftjägern sein.
    »Mein Bruder und ich haben mit unserem Vater bis zu dessen Tod im Ausland gelebt«, sagte Judith glatt. »Wir haben viel Zeit in Frankreich verbracht.«
    »Ah, ich verstehe. Auf einem Schloß der Familie...« Lady Moretons Stimme hob sich leicht, untermalte die Feststellung mit einem fragenden Tonfall.
    Judith lächelte und neigte den Kopf, so als stimmte sie zu, während sie im Geist die endlose Serie schmuddeliger Pensionen vor sich sah, die als »Familienschloß« gedient hatten.
    In Lady Moretons Lächeln lag mehr als nur eine Andeutung von Berechnung, und der Blick, den sie ihrer Tochter und Sebastian zuwarf, war von Selbstzufriedenheit erfüllt. Jede Familie, mit der der Marquis von Carrington sich zusammenzutun bereit war, mußte auch für die Moretons gut genug sein.
    »Ich hoffe, Sie und Ihr Bruder werden uns demnächst einmal zum Dinner beehren«, sagte sie. »Und Lord Carrington, natürlich, falls etwas so Gewöhnliches wie ein Dinner im Kreis der Familie seinen Gefallen findet.«
    »Wir würden uns sehr freuen«, antwortete Judith förmlich.
    Ihre Unterhaltung wurde von der Ankunft einer weiteren Besucherin unterbrochen. Agnes Barret rauschte ins Wohnzimmer herein, einen überschwenglichen Gruß auf den Lippen, die Arme weit ausgestreckt. Sie beugte sich zu Lady Moreton herab und küßte sie mit der Vertrautheit einer intimen Freundin, umarmte die errötende Harriet, schüttelte Judith mit einer gewissen Förmlichkeit die Hand und lächelte Sebastian freundlich zu, der ihr die Hand küßte und ihr ein charmantes Kompliment über ihr Kleid machte. Zu ihrem grünseidenen Überzieher mit einer winzigen Halskrause aus gerüschtem Tüll trug sie einen Hut aus dunkelgrüner Seide, der mit einer bronzefarbenen Feder geschmückt war. Die Wirkung war verblüffend.
    Judith war ehrlich genug, zuzugeben, daß sie mehr als nur einen Stich von Neid verspürt hätte, wäre sie nicht mit ihrem eigenen Reitkleid aus türkisfarbener Baumwolle, verziert mit silbernen Borten, vollauf zufrieden gewesen.
    »Gracemere kommt auch gleich, Letitia. Ich wußte, du würdest dich freuen, ihn zu empfangen.« Agnes setzte sich auf einen niedrigen Stuhl neben die Chaiselongue ihrer Freundin. »Er hat Harriet so gern, und ich konnte ihn einfach nicht davon überzeugen, daß sie sich keine Erkältung geholt hat, als wir neulich nachmittags durch den Park gegangen sind. Der Wind war ziemlich frisch, und Gracemere fand, Harriet wäre für dieses Wetter viel zu dünn angezogen. Selbstverständlich habe ich ihm erklärt, daß sich keine junge Dame, die etwas auf sich hält, in etwas Dickeres als eine Stola hüllen würde... die alberne Eitelkeit der Jugend!« Ihr Lachen klang perlend, und sie tätschelte begütigend Harriets Hand. »Aber so ein hübsches Kind.«
    »Ich bin sicher, Lord Gracemere ist ganz leutselig, Agnes«, meinte Letitia und hielt sich ein Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase.
    »Lord Gracemere, Mylady.«
    Der Earl betrat den Raum, noch bevor der Butler seinen Satz beendet hatte. »Lady Moreton... Miss Moreton. Ich hoffe doch sehr, Sie haben sich keine Erkältung zugezogen.« Er verbeugte sich. »Ich war überzeugt, Sie würden gehörig mit mir schimpfen, meine liebe Lady Moreton, weil ich Ihre Tochter neulich einem so kalten Wind ausgesetzt habe.«
    »Harriet hat keinen Schaden erlitten, Lord Gracemere«, erklärte Ihre Ladyschaft. »Aber es ist sehr freundlich von Ihnen, sich zu erkundigen.«
    »Oh, Gracemere hat eine ausgesprochene Schwäche für Harriet«, wiederholte Agnes. Sie lächelte ihn an, und Judith fiel sofort die besitzergreifende Beschaffenheit ihres Lächelns auf. Der Earl hob leicht die Augenbrauen, enthüllte mit dieser Geste eine ganze Welt intimer Kommunikation. Judith wußte augenblicklich, daß Bernard Melville und
    Agnes Barret Geliebte waren. Aber wenn die beiden eine Liaison hatten, warum förderte Agnes dann Gracemeres Bekanntschaft mit Harriet?
    »Davenport, ich habe gehört, Sie hätten Granthams Gespann erworben.« Gracemeres Bemerkung lenkte die Unterhaltung und Judiths Betrachtungen in eine andere Richtung. »Sind uns anderen zuvorgekommen, Sie Glückspilz.«
    »Oh, die Pferde gehören meiner Schwester«, erklärte Sebastian. »Ich hatte nur den Auftrag, sie für sie zu kaufen.«
    »Großer Gott, Lady Carrington! Sie fahren einen

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