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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gehofft, daß Sie das sagen würden.«
    Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, doch sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, bevor sie sich wieder zu den anderen umwandte. »Ich muß mich jetzt verabschieden, Lady Moreton. Ich sollte meine Pferde nicht länger als eine halbe Stunde warten lassen. Begleitest du mich, Sebastian?«
    Sebastian war gerade in ein angeregtes Gespräch mit Harriet und Lady Barret vertieft und blickte widerstrebend und gleichzeitig überrascht über diese plötzliche Unterbrechung auf. Dann fing er den Blick seiner Schwester auf und erhob sich augenblicklich. »Natürlich. Ich sollte wohl besser dabeisein, wenn du mit diesen Tieren das erste Mal durch den Park fährst - so frisch und ausgeruht, wie sie sind!«
    »Ich bezweifle, daß sie mit mir durchgehen werden«, meinte Judith unbekümmert. »Ich glaube, ich besitze ebensoviel Geschick wie du, mein lieber Bruder.«
    »O nein, ganz sicher nicht.« Diese kritische Bemerkung kam überraschenderweise von Harriet, die tiefrot wurde, als ihr aufging, was sie gesagt hatte.
    Judith mußte lachen. »Verwechseln Sie nicht Kraft mit Geschicklichkeit, Harriet. Mein Bruder hat gewiß mehr Kraft in den Händen als ich, aber Kontrolle beruht nicht auf Kraft.«
    »Völlig richtig, Lady Carrington«, bemerkte Agnes. Dann fügte sie mit einem scharfen Blick hinzu: »So, wie die Geschicklichkeit im Umgang mit Karten nichts gegen den Pechteufel auf der Schulter ausrichten kann. Haben Sie nicht neulich abends etwas in der Art erwähnt?«
    In der Pickering Street, dachte Judith. Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Es war ein üblicher Ausdruck in unserer Kindheit. Erinnerst du dich noch, Sebastian?«
    »Natürlich.« Er verabschiedete sich höflich von Harriet, achtete jedoch nicht auf den Schimmer von Interesse in Lady Barrets gelbbraunen Augen.
    Gracemere ergriff Judiths Hand. »Bis zum nächsten Wiedersehen.«
    »Ich freue mich schon darauf, Sir.« Judiths Lächeln hatte etwas Trotziges, Herausforderndes an sich - ein Kind, das sich auf einen massiven Akt der Rebellion vorbereitet -, und Gracemeres Lippen verzogen sich amüsiert. Was für eine leichtgläubige kleine Närrin sie doch war. Am Berkeley Square würde sich bald ein mächtiger Sturm zusammenbrauen.
    Auf der Straße holte Judith tief Luft und atmete erleichtert die frische, kühle Morgenbrise ein.
    »Was ist los, Ju?« fragte Sebastian ohne Umschweife.
    »Ich sage es dir sofort.« Sie kramte in ihrem Handtäschchen nach einer Münze, nahm ein Sechspencestück heraus und ging zu dem Kind im Rinnstein. Der Junge schaute mit ängstlichen Augen auf, als sie näher kam. Seine Nase lief;
    wahrscheinlich schon tagelang, nach seinem verkrusteten kleinen Gesicht zu urteilen. Er zog den Kopf ein und hob eine Hand, als wollte er einen Schlag abwehren.
    »Ist schon gut«, sagte sie sanft. »Keine Angst, ich tue dir nichts. Hier.« Sie gab ihm die Münze. Der Kleine starrte auf das glänzende Geldstück in ihrer Handfläche. Dann packte er es mit einer winzigen, klauenartigen Hand und rannte auf und davon, als wäre ihm eine ganze Horde von Menschen, die »Haltet den Dieb!« riefen, auf den Fersen.
    »Armer kleiner Kerl«, bemerkte Sebastian, als Judith zu ihrer Kutsche zurückkehrte. »Ich frage mich nur, wie weit er kommt, bevor jemand Größeres und Stärkeres ihm das Geld wieder abnimmt.« Er half Judith auf den Kutschbock, der gefährlich hoch über den Pferden angebracht war.
    Judith zuckte traurig die Achseln. »Wahrscheinlich stiehlt er eines Tages einen Laib Brot und wird dafür in Newgate gehängt. Wir sind zwar in der Lage, Napoleon mit mächtigem Getöse und immenser Wut und unter Einsatz von sehr viel Geld und Menschenleben zu schlagen. Aber irgendwie bringen wir es nicht fertig, dafür zu sorgen, daß ein kleines Kind genug zu essen bekommt. Oder sogar ein Strafrecht zu ändern, das dasselbe Kind zum Tode verurteilt, wenn es das Brot stiehlt, das es vorm Verhungern bewahren würde. Zumindest hat Napoleon eine gewisse Entrümpelung im Strafgesetzbuch seines Reiches bewirkt.«
    Sebastian war an die gelegentlichen Tiraden seiner Schwester gegen die Ungerechtigkeit der Welt schon gewöhnt und ging nicht weiter darauf ein. »Also, was geht zwischen dir und Gracemere vor sich?« fragte er.
    »Es ist ein verheerendes Durcheinander.« Judith ergriff die Zügel und befahl dem Diener, die Pferde loszulassen. Ein leichter Schlag mit der Peitsche genügte, und die Braunen strebten in flottem

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