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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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kann sich von einer Stunde auf die andere ändern, so meine ich das nicht in Dösen, sondern jetzt augenblicklich bei ....
     
     
     
    Leipzig, den 13.2. 1942
    Mein lieber alter Strolch!
    Es sind nun schon bald acht Tage her, daß Du meinen Brief erhalten haben mußt, und so wird es höchste Zeit, daß wieder einer fällig ist, obwohl ich doch eigentlich einen von Dir abwarten müßte, denn Deinen letzten Brief aus Stolpemünde und die Karte aus Hamburg an Mutter und mich zählen nicht. Armer alter Kerl, da habt Ihr ja eine elende lange Fahrt hinter Euch. Wie ist das bloß möglich von Stolpemünde bis Hamburg 40 Stunden zu fahren? Seid Ihr denn nicht blöde dabei geworden? Wann wart Ihr denn da nun glücklicherweise an Eurem Bestimmungsort? Habt Ihr es wenigstens schön warm gehabt und nicht gefroren? Und wie war es mit dem Essen? Hast Du eigentlich Deine Wäsche noch rechtzeitig erhalten? Weißt Du, mir schwante gleich so etwas, als ob das nicht klappen würde, die Zeit war doch eigentlich ein bißchen zu kurz. Hoffentlich hast Du aber trotzdem alles rechtzeitig erhalten. Ehe ich es vergesse, wie wollen wir es mit der Berliner machen? Ich habe wieder ein paar da. Soll ich sie Dir schicken, oder bekommt Ihr dort welche zu kaufen? Ich bin nun wirklich auf Deinen ersten Brief gespannt, vielleicht kommt er schon am Sonntag, da könnte ich ihn gleich am Morgen im Bett lesen. Ich finde, es geht mir gar nicht so recht vorwärts mit dem Schreiben, es kommt alles durcheinander, nur mir fehlt heute die Konzentration. Ich denke an alles mögliche, an unsere Ferien, eben an Koserow, vorhin habe ich den Garten mit schönen weißen Möbeln ausstaffiert, Rasen gesät oder Kies gestreut. Dazwischen meldet sich wieder unser Jüngstes und dann sinne ich wieder, wie ich das Bettchen ausstaffiere und was ich für eine Decke für den Kinderwagen nehme. Hast Du da besondere Wünsche oder genügt es Dir schon wenn es recht hübsch ist? Ich habe so viel zu denken, kleiner Mann, das siehst Du doch ein, und dabei sollst Du doch auch zu Deinem Recht kommen, denn ich habe Dich doch schrecklich lieb. Ich weiß nur nicht, ob Du das schon weißt? Diese ganze Woche bin ich noch nicht fähig zum Schreiben gewesen, dermaßen kaputt und zerschlagen war ich, auch hatte ich unheimlich zu tun, so daß mir nicht mal ein bißchen Zeit zum Hinhauen blieb. Montag war Arzttag, Dienstag war Mutti haußen und hat mir Strümpfe gestopft und ich habe bei uns im Zimmer an der Maschine wie vergiftet Kittel von mir ausgebessert. Grete hat dann Mutti gebracht und ich habe noch bis ½ 11 Uhr geflickt. Bambergs haben mich natürlich wieder mal ganz groß versetzt. Aber ich bin das von ihnen nun ja schon langsam gewöhnt und war ich deshalb nicht mal böse, konnte ich doch so wenigstens über meiner Näherei bleiben. Am Mittwoch ist nun Vater aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen. Er liegt nun wieder in der Wohnstube im Bett. Heute war er mal ein bißchen aus dem Bett raus und hat im Korbstuhl gesessen. Grete und ich haben ihm ein kleines Frühlingstöpfchen mit Krokussen mitgebracht. Er hat sich wirklich sehr gefreut darüber. Auch hat er gestern und heute ganz schön gegessen, es ist gar nicht viel, aber doch wenigstens etwas. Aber Du hättest ihn mal sehen sollen! Sein Bart steht mindestens drei Zentimeter ab ums Kinn rum. Heute bin ich nun mal zu Deinem Friseur in der Jahnstraße gesockt und habe ihn gebeten, doch mal zu kommen, und sind wir wirklich sehr froh darüber. Am Mittwoch habe ich mit Volldampf weiter ausgebessert, aber ich hätte heulen können dabei, so kaputt war ich. Seit heute läuft nun bei uns das Wasser wieder, so daß wir wenigstens kein Wasser mehr zu schleppen brauchen. Gestern war ich mal einen Sprung in der Nürnberger und habe Papa ein bißchen gute Milch reingeschafft. Er ist nun auch krankgeschrieben, es ist aber auch gut so, denn arbeiten kann er ja sowieso nicht. Er wird am 28.2. 65 Jahre alt, nicht wie ich schon mal schrieb am 27. Eben bläst einer im Radio ‘Aus der Jugendzeit’. Weißt Du, Du hast das auch schon mal gehört, wo der Trompeter immer verkehrt bläst und wo dann ein Mann und eine Frau immer so unverschämt dreckig lachen. Gestern habe ich dann in der Küche noch ein bißchen geflickt, nun bin ich soweit wieder ran, nur noch einen fertig machen, und den will mir Mutter morgen machen, ich fahre dafür mal nach Eutritzsch, für Elli ein paar Sachen holen. Heute habe ich mal nicht viel gemacht. Nur eingeholt, guten

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