Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Mittwoch fahre ich nach Lemme zurück und kannst Du schon auf diesen Brief an die FPN L 26308 antworten. Für Deine Berliner und Münchner recht vielen Dank, leider war kein Kartengruss dabei, aber er kommt sicherlich morgen. Dafür schrieb mir Frau Ziemer einen Brief. Sie hätte jetzt unheimlich viel zu tun und vermisste uns Markthelfer sehr. Morgen Abend will ich einmal ins Kino gehen, da wird ein Zirkusfilm mit Rudolf Förster gegeben. Besser wie gar nichts, denn jetzt kommen hier lauter alte Filme, die ich schon gesehen habe und da will ich mir schnell den einen noch ansehen. Hast Du denn Dein Kinoprogramm genauso abgewickelt, wie Du vorhattest? Arme kleine Frau, das wird ja nun eine lange Pause, ehe Du wieder einmal solch Vergnügen hast. Na, dafür hast Du ja das Kind, woran Du bestimmt auch Deine Freude hast.
Jetzt ist es nun glücklich 22 Uhr und die restlichen vier Pfund Butter habe ich immer noch nicht bekommen, da mache ich heute Abend zwei Päckchen an Mutter u. die Nürnberger mit je eindreiviertel Pfund ab und lass Dir derweile von Mutter was abgeben. Deine muss ja dann ein oder zwei Tage später kommen. Bloss ich will die Butter, diesmal Bauernbutter, nicht hier liegen lassen. Eventl. schicke ich Dir das halbe Pfund inzwischen, damit sie nicht zerfliesst.
Wie hast Du denn den Sonntag verbracht? Hier ist es momentan regnerisch, aber es ist hier immer mit viel Regen zu rechnen. Jetzt gibt es hier den ersten Spargel und Rhabarber und hatten wir schon einmal grüne Erbsen und Spargel, war ein prima Essen. Sonst gibt es hier nicht viel Neues. Heute Nachmittag war ich im Wehrmachtsheim Kaffeetrinken, aber das Gebäck und der Kaffee taugen nicht mehr viel. Gestern habe ich an Mutter und Helenchen zum Muttertag geschrieben und hoffe, dass die Briefe und auch Deiner zum Sonntag pünktlich eintreffen. Morgen habe ich nun viel zu tun, denn da ich im Hotel meine Schlafdecken nicht mehr brauche, packe ich meinen Rucksack gleich marschfertig. Vorher will ich noch die Päckchen wegschaffen und dann geht der grosse Umzug los. Vielleicht muss ich morgen wegen der Butter nochmals rumgrasen, aber das tue ich ja gerne für Euch. Und wenn ich morgen Post von Dir erhalte, schreibe ich gleich am Abend noch ein paar Zeilen. Nun wünsche ich Dir einen recht netten Sonntag, es ist ja der letzte, den Du nun ohne Familie verbringst. Hoffentlich bist Du recht auf dem Posten, kleine Maus und bin ich jetzt immer in Gedanken bei Dir. Und wenn es bei Dir so weit ist, so denke daran, dass ich Dich bei der Hand halte, so dass alles gut gehen muss.
Für heute Dir nun recht viele liebe Grüsse und Süsse und denke oft
An Deinen Dichliebenden Hans.
O.U., den 13.5..
Meine liebe kleine Lenifrau!
Wenn Du diese Zeilen mit den Blumen bekommst, dann hat sich bei uns unser Kind eingestellt, und bist Du nun eine kleine Mutti geworden. Ja, kleine Frau, ich danke Dir recht schön und von Herzen für das liebe Geschenk und hoffe und wünsche, dass Du nicht allzusehr hast leiden müssen und dass Du bald wieder richtig frisch bist und dass wir uns im Juni recht gesund wiedersehen. In Gedanken bin ich mit vielen guten Wünschen die ganze Zeit bei Dir gewesen. Hast Du das gespürt? Wem sieht denn das Kind nun ähnlich? Na, das kann ich ja nun bald im Juni feststellen und freue ich mich riesig, mit Dir und unserem Kind bzw. Kinderwagen spazierengehen zu können. Du liegst jetzt gewiss in der Stube im Bettchen und kann ich mir vorstellen, dass Du jetzt froh bist, dass unser Kind da ist. Und nicht lange wird es dauern, wirst Du mit Kind und Kinderwagen vorläufig allein losziehen und spazierengehen und wünsche ich Dir dazu recht schönes Wetter. Vergesst aber das Telegramm nicht an mich, damit ich auch Bescheid weiss, ob Bub oder Mädel.
Damit Dich jetzt das Lesen nicht zu sehr anstrengt, will ich schliessen und will Dir nur noch einmal ganz schnell sagen, dass ich Dich recht recht lieb habe. Grüss bitte das Kind von seinem Vater.
Dein Dichliebender Hans.
O.U., den 16.5.42
Mein armer lieber kleiner Strolch!
Eigentlich könnte ich schon ‘kleine Mutti’ schreiben, denn wenn Du diese Zeilen bekommst, wirst Du wahrscheinlich im Bettchen liegen und Dich über Dein, nein über unser Kind freuen. Hoffentlich hast Du alles recht gut überstanden, kleine Frau, und nun warte ich jeden Tag mit Schmerzen auf das bewusste Telegramm, das mich über Deinen Zustand beruhigen soll, dann ob Bub oder Mädel, und dass ich mich mit Dir
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