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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kakao und Malzkaffee, keine Bohne. Nun Schluß, auf Wiedersehen dann Mittwoch und bis dahin Dir viele herzliche Grüße und einen Süßen
    von Deiner kleinen Lenimaus.
     
     
     
    Leipzig, den 30.7. 41
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun ist Feierabend, auch meine Hausarbeit ist beendet, und nun will ich mich mit Dir noch ein bißchen unterhalten ehe ich ins Bett gehe. Es wird zwar vielleicht lange dauern, ehe Du diesen Brief bekommst, aber sobald ich Deine Anschrift oder Nummer habe, geht dann das ganze Geschreibsel ob viel oder wenig ab. Nun ist also schon der zweite Tag rum, wo mein kleiner Mann mich allein gelassen hat, und vielleicht ist nun bei Euch schon die Entscheidung gefallen, wohin! Gestern hörte ich, daß die Truppen aus Afrika abgelöst werden, ich werde beide Daumen drücken, daß Du nicht dabei bist. Sollte es aber doch der Fall sein, so werde ich bestimmt ganz stark sein und wissen, daß auch das einmal vorübergehen wird, und daß mein kleiner Strolch gesund und munter wieder zu seiner kleinen Frau zurückkehren wird. Der gestrige Tag ist ja nun gottlob überstanden und nun bin ich ruhig und bin mit allen guten und lieben Gedanken bei Dir. Gestern am Telefon mußt Du mein Verhalten schon entschuldigen, aber ich war da zu sehr auseinander. Kleiner Mann, ich stand ja am Telefon und konnte nur immer nicken und keinen Ton hervorbringen, sonst hätte ich nur ins Telefon geheult. Ja, so eine dumme Trine bin ich, daß ich rumheule anstatt daß ich stark bin und es Dir nicht allzu schwer mache. Aber jetzt bin ich wieder stark, und will Dein guter Kamerad sein, zu dem Du all Deinen Kummer und Sorge und auch Schönes bringen kannst. Ja das mußt Du mir versprechen, nicht, daß Du mir auch Ernstes vor lauter Rücksicht ersparen willst. Hörst Du, Du kannst alles schreiben und mußt alles schreiben, und Du wirst hier eine tapfere kleine Frau finden, die sich nur mal einen Tag hat gehen lassen. Ehrenwort!
    Ja, also gestern, als Du weg warst, habe ich etwas aufgeräumt, bin dann zur Post und dann Geld holen gegangen, 144 M habe ich bekommen, kannst Du Dir das vorstellen? Die anderen Monate bekommen ich dann 122 M – das kommt mir für die Ferien gerade recht. Dann bin ich ins Geschäft geschlichen. Das erste was ich hörte war, daß von Frau Holzmann der Schwager aus Rochlitz und von Frau Pizschke der Bruder gefallen sind. Er ist so furchtbar dieser Krieg, und da werden noch viele andere kommen.
    Nachmittag war ich bei Mutti. Aufgewaschen, bissel Wäsche abgenommen, Malerdreck weggemacht. Am Abend war ich dann todmüde, bin ins Bett gefallen und habe an meinen Hans gedacht, bis ich eingeschlafen bin. Heute habe ich bis ½ 3 Uhr mit Frau Leonhard, Kolbe, Berthold in der Kantine gequatscht, Vaters Essen gemacht, Treppe gewaschen, aufgewaschen, Apfelgelee für Mutter gemacht, Apfelmus gemacht. Und nun will ich mich mit Dir noch ein bissel unterhalten. Ich war doch fleißig, kleiner Mann? Morgen geht es wieder in die Nürnberger, die Kammer einräumen, und am Freitag gehen wir Frau Hempel besuchen. Du siehst, Deine Frau sträußelt schon wieder in der Gegend herum. Und nun vergelte Du Gleiches mit Gleichem. Gestern abend hat der Himmel geweint, und auch die ganze Nacht hat es gegossen.
    Nun haben sie Dir doch noch einen Tournister aufge ..., und Mutti sagte mir, daß Du mit einem Pappkarton losgezogen bist, da hättest Du schließlich doch einen Koffer noch nehmen können. Und wir hatten das alles so schön ausgeguckt. Wie ist es mit Seife, soll ich Dir nicht doch noch ein Stück Kernseife schicken, wenn Du doch nun bis September nichts bekommst?
    Und nun warte ich voller Sehnsucht auf Deinen Bericht aus Dresden. Hast Du Mutter noch mal getroffen, und wann geht es weg? Es hätte gestern nicht viel gefehlt und ich wäre noch einmal auf den Bahnhof an den Zug gekommen, dachte dann aber doch daß es besser sei wenn ich nicht ginge, aber hast Du gewartet?
    Nun gehe ich ins Bettchen, vielleicht lege ich mich quer rein.
    Behalt lieb Deinen Strolch.
    Das Geschmargel mußt Du nun schon über Dich ergehen lassen bis der andere Füller in Ordnung ist.
    Karte eben erhalten. Bin so froh! Schicke gleich den Brief weg, vielleicht erhältst Du ihn doch noch.
    Tausend Grüße und Küsse Deine Leni.
     
     
     
    30.7. 41
    König Georg Kaserne, Kraftwagenhalle Dresden
    Lieber kleiner Strolch!
    Schon einen miesen Dresdentag hinter mir. Am Dienstag waren wir ½ 10 Uhr in der berühmten K. G. Kaserne und haben im Dunkel auf Strohsäcken

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