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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Fleischmarken, denn die hatte ich zu Hause liegenlassen. Jetzt muß man sich anziehen, denn es wird ungemütlich kalt jetzt, und ich war doch heute noch gar nicht im Wasser, und Du? Kommt Ihr oft zum Baden?
    Ja kleiner Mann, nun überlege Dir mal die Sache und schreibe mir umgehend, denn ich würde da Sonnabend, den 30.8. fahren. Verlebe einen recht schönen Sonntag mit viel freier Zeit und recht schönem Wetter, mit noch besserem Essen und denk mal an Deinen kleinen Strolch der Dich schrecklich lieb hat und Dir viele viele Grüße und Küsse schickt und hier immer an Dich denkt.
    Auch von Lisa recht viele herzliche Grüße.
     
     
     
    Leipzig, den 12.9. 41
    Mein lieber kleiner Mann!
    So, da bin ich nun also wieder daheim. Bin gestern abend kurz vor 8 Uhr auf dem Leipziger Hauptbahnhof gelandet. Die Fahrt ging glatt vonstatten. Einen Sitzplatz hatte ich, das weißt Du ja. Es ging zwar ein bißchen eng zu im Abteil, aber es rückte immer mal jemand auf den Gang raus, und dann ging es. In Stettin stieg ein Herr neben mir aus, und dann konnten wir es uns ganz schön bequem machen. Kurz nach Angermünde habe ich dann auf höheren Befehl gewaltig aufgepaßt, konnte aber nur feststellen, daß kurz vor 7 und nach Eberswalde einzelne Stellen der Bahnschienen ganz frisch ausgebessert waren. Weiter habe ich nichts entdecken können. Vom Stettiner Bahnhof bin ich dann mit der S-Bahn nach dem Anhalter gefahren und habe gegen Vorzeigung meiner Fahrkarte nichts bezahlt. Dort habe ich im Wartesaal eine Sülze mit Kartoffelsalat gegessen, der ganz abscheulich schmeckte und welchen mir wirklich nur der Hunger hineingetrieben hat. Dann bin ich mit dem Eilzug gen Leipzig gerollt und habe die in Berlin erstandene Münchner gelesen und mich dann zu Tode gelangweilt. Ja, Du staunst daß ich mir eine neue Münchner gekauft habe? Aber denke Dir die Frechheit, in Stettin legte ich meine noch ungelesene Münchner auf meinen Platz und ging auf den Gang, und als ich dann später wieder meinen Platz einnahm, war natürlich die Zeitung verschwunden. Frech, nicht? Auf dem Leipziger Hauptbahnhof stand Vater mit einem großen Schirm bewaffnet. Hier ist nämlich das Wetter genauso wie dort. Mein Koffer war noch nicht da, und auch heute Abend war er noch nicht eingetroffen. Jetzt mache ich mir Sorgen daß wir es nicht haben versichern lassen. Obendrein sitze ich hier jetzt ganz 0hne Zigaretten. Ich habe der Mutter vorhin eine Schachtel Mokri abgefochten, muß und will sie natürlich wieder ersetzen. Mutter hat sich schwere Sorgen gemacht, daß ich am Sonntag nicht angekommen bin, denn meine Karte mit Ankunftstag kam erst gestern an. Am Dienstag war sie auf dem Weg zur Post um ein Telegramm aufzugeben ‘Leni nicht angekommen usw.’, als sie Frau Holzmann traf und diese ihr mitteilte, daß ich eine Woche länger bliebe. Das ganze Haus war deswegen in Aufruhr. Mutti bekam meine Karte schon am Mittwoch, obwohl sie doch zur selben Zeit in den Kasten gekommen sind, und da rief sie nun bei Lehmanns an, worauf Herr Lehmann durchs ganze Haus schmetterte: “Sie ist gefunden, sie ist da!” Und wir beide waren ob dieser großen Aufregung ganz ahnungslos. Mutter hatte einen Pflaumen und Apfelkuchen gebacken, schmeckte wirklich ganz prima, auch schöne Blumen waren im Zimmer, einer von Mutti, Mutter und Elli. Heute Morgen habe ich dann mit Mutter sauber gemacht, sonst kommt jetzt Lisbeth dazu, nur ist ihr Hermann gerade auf Urlaub da. Mittag bin ich in die Nürnberger gewischt, und dann mit dem Meister in den Garten. Äpfel und Birnen müssen mindestens noch acht Tage hängen, obendrein haut der viele Regen alles frühzeitig runter. Hoffentlich wird es nochmal besser, damit das Zeug wenigstens reifen kann. Wohl oder übel mußte ich nun Erdbeeren mit verziehen, das heißt soviel wie vom Unkraut freimachen. Eine große Sauarbeit. Am Sonntag geht Frau Schwarzenberg mit, und dann sind wir zu dritt, da fleckt die Arbeit hoffentlich besser. Und am Montag geht es nun wieder ins Geschäft. Frau Berthold wird mit Schmerzen auf mich warten. Sie ist jeden Tag bis um 2 Uhr auf Arbeit gewesen. Ich habe ein richtiges schlechtes Gewissen ihr gegenüber; und denke Dir nur, ihr Mann ist verwundet und liegt mit Lungenschuß im Lazarett. Ist doch schlimm, nicht? Und da will sie natürlich zu ihm hin.
    So das wäre alles kleiner Mann. Es fehlt nur noch, daß ich gestern mit Dir Mittag gegessen habe, desgleichen habe ich heute um 12 Uhr mit am Tisch gesessen. Stimmts? In

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