Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
der Märchenwiese 12 und Mutti und Papa siedeln nach der Preußenstraße. Zum Teil sind die Sachen schon dort. Morgen will ich mit Papa den Bücherschrank von Tante Gretchen, das Sofa, Tisch und Stühle holen. Wir laden es auf zwei Handwagen. Wenn dann jeder sein Eigenes hat, ist es besser und Mutti kommt endlich mal zur Ruhe. Auf Urlaub habe ich nicht gerechnet, aber an die Dienstreise hatte ich geglaubt. Nun muß ich eben diese Hoffnung begraben. Wer weiß, wann wir uns da nun mal wieder sehen, und ich habe doch solche Sehnsucht. Von den Väterbildern ist nur eins geworden, an die anderen ist das Licht gekommen. Ich selbst möchte auch mal gern wieder ein Buch lesen, seit dem ‘Schillingshof’ und täglich die Zeitung habe ich keine Lektüre gehabt. Aber vielleicht setze ich mich morgen Abend mal hin. Habe jetzt immer viel zu tun gehabt, und das wird ja nicht besser, wenn ich arbeiten muß. Wenn es wirklich so weit kommen sollte, tue ich Heidi früh in den Kindergarten in die Brockhausstraße. Wenn Alarm kommt, kann Mutter Heidi holen. Aber hoffen wir das Beste. Die Wäsche habe ich wieder hinter mir. Mit dem Trocknen hatten wir Pech. Wir hatten auf dem Hof hängen, und war ich gerade wieder oben und Mutter Milch holen, als wieder ein Dauerregen einsetzte. Wir haben dann alles auf den Boden schaffen müssen. Am Nachmittag war ich mal mit Mutti und Papa in der Stadt noch verschiedene Wirtschaftsartikel kaufen. Erika liegt mit einer schweren Erkältung im Bett. Ihr ganzes Gesicht ist geschwollen. Wahrscheinlich hat sie sich auf der Bahnfahrt erkältet. Und nun will ich aber für heute schließen. Der Brief hat zwei Stunden gedauert. Erstens durch die Alarmgeschichte, und dann bin ich immer an den Ofen gerannt mich wärmen, denn Mutter und ich werden überhaupt nicht mehr warm. Jetzt schläft Mutter im Sessel am Ofen.
    Nun bleib uns gesund, kleiner Mann, behalt uns lieb, vielleicht sehen wir uns doch bald mal wieder, und nimm nun 1000 liebe Süße und Grüße
    von Deiner kleinen Lenifrau und dem Kerlchen.
    Viele Grüße von allen.
    Denkst Du an Muttis Geburtstag?
     
     
     
    1.BriefLeipzig, den 17.11. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun bist Du doch schon wieder zwei volle Tage fort, und ich hoffe, daß Du heute gut wieder bei Deiner Stellung gelandet bist. Wie war die Reise? Ist alles glatt vonstatten gegangen? Na, darüber wirst Du mir ja in Deinem nächsten 1. Brief Bericht erstatten. Habt Ihr noch lange auf dem Bahnhof gestanden? Ich hörte, als ich ging, daß auf Eurem Gleis eine Weiche falsch gestellt war, und Ihr deshalb nicht ausfahren konntet. Ich bin dann gleich rüber zur 8, und bei der Abfahrt kam die Schaffnerin und sagte, daß der Leipziger Sender abgeschaltet habe. Wir kamen dann glücklich bis zum Fürstenhof, als Voralarm kam. Abends fährt die Bahn schon bei Voralarm nicht mehr, und wird der gesamte Straßenbahnstrom weggenommen. Wir mußten deshalb auch alle raus und wohl oder übel laufen. Ich bin mit einer jungen Frau gegangen, die in der Könneritzstraße wohnte, und war das gut so. Es war aber auch unheimlich finster. ¾ 9 Uhr war ich dann zu Hause. Die Nacht mit Heidi war ein klein wenig besser als die Nacht vorher. Aber alle Dreiviertelstunden ging es auch aufs Töpfchen. Mit Geschrei natürlich. Aber hinterher schlief sie immer gleich wieder ein. Donnerstag war Mutter bei Tante Anna, und nach Tisch bin ich dann allein zu Muttis Geburtstag, denn Heidi sollte nicht raus. Sie hat zwar geweint und wollte so gern mit und auch mir hat es schrecklich leid getan. Auch Ulli war grenzenlos enttäuscht. Sie hatten alles so hübsch gemacht, und für die Kinder den kleinen Tisch mit Blumen geschmückt und kleine Hörnchen gebacken. Um 9 Uhr abends war ich dann auch zu Hause. Die Nacht war wieder ein bissel schlechter. Diesmal machten ihr die Wunde und ihr klein Lulu zu schaffen. Heute tagsüber ging es, aber eben hat sie wieder bitterlich geweint. Mutter hat für Vater einen Kuchen gebacken, aber Vater hat geschrieben, daß er nun erst morgen zum Sonnabend kommt um 2 Uhr, und soll ich ihn abholen. Heute Vormittag haben wir auch unsere restlichen Kohlen bekommen. Wurden aber auch nur vors Haus geschüttet und mußten wir sie selber reintragen. Jetzt habe ich geplättet und mein Essen für morgen gemacht, und nun ist es 10 Uhr und ich bin schrecklich müde. Hoffentlich schläft Heidi ein bissel besser. Letzte Nacht hat sie von Anfang an mit in meinem Bett gelegen. Morgen Sonnabend müßte nun nochmal

Weitere Kostenlose Bücher