Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Baracke, bestehend aus drei Räumen und einem Flur schrubben wollte. Abends war ich so fertig, dass ich dazu nicht mehr kam. Am Sonnabend hatte ich mit meinen Geräten zu tun und gegen Abend habe ich mir noch ganz schön meinen rechten Daumen gequetscht, so dass der Sani mir einen Verband darum gemacht hatte, wo alles dran ist. Am Sonntag, also gestern, früh habe ich nun bei mir gross Revierreinigen gemacht, den Flur habe ich mit dem Schrubber saubergemacht, da fing aber mein Daumen wieder durch den Verband an zu bluten, sodass ich nur noch mit Besen und Staubtuch wie eine zünftige Hausfrau durch meine Einsiedelei gerast bin. Mittags gab es als Auftakt zu den Feiertagen zwei grosse Bratwürste mit Kartoffelsalat und Mayonnaise. Die Wurst war ein Gedicht, das andere hätte man sich schenken können. Am Nachmittag hatte ich dann mit dem Verpacken der Witzgeschenke zu tun, und mit den Weihnachtspostpäckchen hatte ich drei Sack Geschenke für ca. 70 Mann, also kam allerhand zur Verteilung. Ich hatte mir für die Rolle des Weihnachtsmanns eine grossen Wachmantel besorgt, ferner Kapuze, Laterne, Rute, und ein Frisör hatte mir einen feschen langen Bart aus Watte geklebt, sodass ich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Ruprecht aufweisen konnte. Vorher wollte ich den Verband abmachen, da ich Dir ja einen Brief noch am Abend schreiben wollte, denn mit der Wulst am Daumen war dies ja unmöglich, aber die Wunde fing da so an zu bluten, das an ein Abmachen vorläufig nicht zu denken war. Unterdes hatte mir der Kamerad, der mit mir immer auf Störungssuche ist, das Bäumchen fertig gemacht. Es ist über ein Meter gross, das hatte ich erst gar nicht so gemerkt und dann habe ich auf mein Tischchen eine saubere Decke gelegt. Dein und Heidis Bild, daneben noch die Bilder von Vater und Mutter und nun fehlten bloss noch das Helenchen und der Meester, aber von denen habe ich ja leider keine. Vor den Baum hatte ich drei Kerzen gestellt, Mutters und Heidis Briefe lagen auch schon da und dann habe ich mich in meinen Sessel gesetzt und da es ½ 6 Uhr war, habe ich mich schnell umgestellt und war bei Euch zuhause. Ja, ich wäre zu gern zuhause gewesen um richtig zu sehen, wie unser kleines Kerlchen sich da angestellt hat, als sie ihre Geschenke sah. Ob Ihr doch noch ein Bäumchen mit Lichtern gehabt habt oder habt Ihr Euch mit Zweigen behelfen müssen? Schlitten und Puppe ist ja nun da gewesen, sind noch die anderen Sachen eingetroffen? Für Dich, kleine Frau, ist es ja ein karges Weihnachten und ich hätte doch so gerne Dir einen Gabentisch aufgebaut, dass Du nicht wusstest, wo Du zuerst mit schauen anfangen sollst. Aber das müssen wir wohl auf später verschieben. Als ich noch so in Gedanken bei Euch war, war es inzwischen ¼ 7 Uhr geworden und nun musste ich mich für den Weihnachtsmann fertigmachen. Die Feier fand in unserer Speisebaracke statt und war sehr hübsch ausgeschmückt worden und ein grosser Baum zierte den Saal. Mit einem Tross von drei Mann hielt ich nun meinen Einzug und habe recht und schlecht mein Amt durchgeführt. Ein Vergnügen war es mir, den Offizieren, wie das so üblich ist, ein paar Stachelbeeren zu versetzen, war aber froh, als ich fertig war, denn so richtig liegt mir so was doch nicht. Dann bin ich, es hatte die Bescherung ungefähr eine Stunde gedauert, wieder zu mir rüber, damit ich aus den Klamotten kam, denn geschwitzt hatte ich im Wachmantel und Bart wie toll. ½ 8 Uhr habe ich dann an meinem Platz gesessen; ich schick Dir mal meine Tischkarte mit, nur dass Du siehst, mit wieviel Liebe und Mühe unsere Landser bei der Gestaltung des Festes dabei waren. Jeder hatte an seinem Platz einen Teller mit einer Zweipfundstolle, ein Pfund Gebäck, zwei Pakete Honigkuchen, zwei Äpfel, 20 Zigaretten, zwei Rollen Drops und ein Buch. Ausserdem gibt es nochmals eine Zweipfundstolle. Das Buch, welches ich bekommen habe, handelt von japanischer Poesie und Prosa, mit netten Bildern und ist nicht zu verachten. Nachdem wir dann noch etwas zusammengesessen hatten, war dann gegen 8 Uhr Schluss der offiziellen Feier und bin ich dann zu mir rüber. Die zwei Päckchen von Euch habe ich dann unter den Baum gelegt, das Radio angestellt und dann habe ich gewartet bis 9 Uhr, vielleicht genau so, wie unser Kerlchen gewartet hat. Punkt 9 Uhr dann meine drei und deine Kerze dann gleich nach dem Auspacken angezündet. Meine Spannung beim Auspacken war gross, war es doch ein Gruss von zuhause und über alles hatte ich meine Freude, Du

Weitere Kostenlose Bücher